Eine Petition wurde
gezeichnet, über 83.000 Unterschriften hat es gegeben und noch mehr
haben sich anscheinend nicht getraut zu unterschreiben. In der
Jungen Welt* wird heute darüber berichtet und der Mut der Initiatorin
ist bewundernswert. Hat ihr doch ihr Engagement für von
„Hartz-IV-Schikanen“ Betroffenen ihren Arbeitsplatz gekostet.
Dieses Beispiel steht nicht nur dafür, wie es um die ansonsten hoch
gepriesene und propagierte Meinungsfreiheit und anderen Freiheiten in diesem Lande bestellt
ist, sondern auch wie mittels Angst und Sanktionen Menschen gefügig
gemacht werden (sollen).
Die direkte Wirkung
dieser Petition für die Betroffen, auch wenn sich der
Petitionsausschuss des Bundestages damit beschäftigen muss, wird
sich in Grenzen halten, viel wichtiger ist der gezeigte Mut, sich mit
diesen Problemen offensiv und öffentlich auseinander zusetzen. Hier
wird ein Weg beschritten, welcher mehr mit Freiheit zu tun hat, als
in diesem Land propagiert. Denn trotz ihrer Ängste und dem Wissen
über eventuelle negative Konsequenzen, haben viele Menschen diese
Petition gezeichnet.
Wie viele aus Angst vor Konsequenzen auf Ihr
„Recht“ auf freie Meinungsäußerung verzichtet haben, wird wohl
keiner genau sagen können. Trotzdem ist es ein Beleg dafür, dass
Freiheit nicht in der Möglichkeit besteht, sondern in der
praktischen Tat, sich der Konsequenzen bewusst! Diese Freiheit
allerdings ist in diesem Lande aus mehreren Gründen erheblich
eingeschränkt.
So heißt es im letzten
Abschnitte des Beitrages in der Jungen Welt:
»Wenn man bedenkt,
daß sehr viele der über sechs Millionen Betroffenen so massiv
eingeschüchtert sind, daß sie allein aus Angst vor Strafen die
Petition nicht unterzeichnen wollten, sind die vielen Stimmen in der
kurzen Zeit ein Riesenerfolg«, betonte Hannemann dennoch. Betroffene
und Nichtbetroffene hätten vor Jobcentern Unterschriften gesammelt,
mit Menschen gesprochen, die Petition im Internet verbreitet. »Ich
habe die Aktion nur initiiert, gelungen ist sie – auch ohne die
Unterstützung der großen Medien – nur durch große Solidarität
untereinander.«
Von Petitionen an sich
hallte ich allerdings nicht viel und nicht nur weil diese heute
gelegentlich inflationär daherkommen und oft von Illusionen
getragen, von den Herrschenden auch als Instrument der
Meinungsmanipulation genutzt werden. Im Falle obiger Petition besteht
der Erfolg weniger im Ergebnis, wobei es fraglich ist, ob dieses die
angestrebte Auswirkung haben wird, sondern im Vorgang selbst, der
Auseinandersetzung mit dem Problem und die gelungene Einbeziehung
eines Teils der Betroffenen, selbst wenn viele aus Angst die Petition
nicht gezeichnet haben. Es ist ein Zeichen, dass sich mit dieser
Problematik offensiv auseinandergesetzt wird und es notwendig ist,
eigene Interessen zu artikulieren und Formen zu finden diese
zu vertreten und durchzusetzen. Petitionen sind bei der Durchsetzung von Interessen
wenig Hilfreich, der Bewusstseinsentwicklung und notwendiger
Organisiertheit können sie hingegen durchaus dienlich sein. Unter
Umständen auch ein Grund, warum es dieser Petition an medialer
Resonanz fehlt.
Im Zusammenhang mit
Petitionen kam ich an anderer
Stelle**
zu dem Schluss:
„Die Macht der Petitionen ist also auch Ausdruck
für praktizierte Machtlosigkeit der Menschen, welche sich in der
Hoffnung ausdrückt, mittels Petitionen die Welt verändern zu
können. Früher wurde so etwas als Bettelbrief bezeichnet, sie
wurden an Fürsten geschrieben, in der Hoffnung, dass sich so die
missliche Lage der Bauern z. B. verändern ließe. Geschrieben wurden
diese Briefe, da die Bauern des Lesens und Schreibens meistens
unkundig waren, von Priestern, was diese allerdings hinein
formulierten, konnten die Bauern im Allgemeinen nicht überprüfen!
Heute können die meisten Menschen zwar lesen und schreiben, ihre
Interessen lassen sie sich oft nach wie vor (von „Priestern“ im
übertragenem Sinne) vor beten, in der Hoffnung das diese wissen was
sie tun! Wissen sie auch! Nur in wessen Interesse? Letzterer Frage
sollte sich in keinem Fall verschlossen werden.“
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