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Die
herrschende Konzeption der „Zivilgesellschaft“ dient
manipulativen Zwecken, und zwar nicht nur im Sinne ideologischer
Indoktrination, sondern mit dem praktischen Ziel einer totalitären
Formierung der Gesellschaft. „Zivilgesellschaft“ ist in der
Kultur der Herrschenden nur ein Modewort.
Als
wissenschaftlicher Begriff wurde das Konzept der Zivilgesellschaft
von dem italienischen Marxisten Antonio Gramsci entwickelt.
An
Marx und Lenin anschließend, charakterisiert er die Gesellschaft mit
ihrer ökonomischen Basis und dem sich darüber erhebenden „Überbau“.
Gramsci
unterscheidet beim Überbau zwei verschiedene Ebenen von Überbauten,
welche die Funktion haben, die gesellschaftliche Hegemonie der
herrschenden Klassen abzusichern.
Die
Funktion der Zivilgesellschaft besteht darin, den spontanen Konsens
der Beherrschten
zu organisieren. Sie umfasst die Gesamtheit der nicht dem staatlichen
Zwangsapparat angehörenden gesellschaftlichen Strukturen, welche die
öffentliche Meinung und damit den „Alltagsverstand“ prägen.
Dazu zählen die Kirchen, die Gewerkschaften, die Medien, aber auch
die Schulen, die Bibliotheken, die Vereine und sozialen Bewegungen
bis hin zur Architektur, zur Anlage der Straßen und die
Straßennamen.
Auf
einer zweiten Ebene fungiert der staatliche Zwangsapparat, um mit
rechtsförmigen Mitteln die Disziplin derjenigen Gruppen zu sichern,
die sich weder aktiv noch passiv dem ‚Konsens’ anschließen. Die
Zivilgesellschaft steht also zwischen der ökonomischen Basis der
kapitalistischen Produktionsweise und dem bürgerlichen Staat mit
seiner Gesetzgebung und seinem Zwangsapparat. Zivilgesellschaft ist
die gesellschaftliche Ebene, auf der die ideologische Hegemonie der
herrschenden Kultur erzeugt wird.
Sie
ist aber zugleich die Arena des Ringens um den Einfluss auf das
öffentliche Bewusstsein,
in der auch die fortschrittlichen Elemente der Kultur von unten in
Erscheinung treten. Zivilgesellschaft in wissenschaftlicher
Begrifflichkeit ist also weder mit einem positiven noch negativen
Vorzeichen versehen, sondern als ein Kampfplatz der Ideen und
Meinungen aufzufassen.
Die
Verfälschung des Begriffs zu einem manipulativen Schlagwort beginnt
mit der Doktrin des Liberalismus, dass Staat und Gesellschaft
einander schematisch gegenüberstehen.
Die
herrschende Kultur suggeriert: Zivilgesellschaft ist etwas Gutes.
Dort geht es pluralistisch, offen, zwangsfrei, tolerant zu, die
Bürger haben vielfältige organisierte Möglichkeiten der Mitsprache
und Teilhabe in öffentlichen Angelegenheiten.
Ausgeblendet
bleibt, dass Zivilgesellschaft auf tausend Kanälen sowohl mit dem bürgerlichen
Staat als auch mit der kapitalistischen Ökonomie verzahnt ist und
keineswegs einen streng abgetrennten Bereich
bildet. Das Missverständnis bei diesem Begriff ist gewollt und soll
die Menschen in die Falle einer durch die Machthaber organisierten
Zivilgesellschaft locken.
Dagegen
gilt es, die reale Zivilgesellschaft als Arena zu erkennen, in der
sich die Kultur der Beherrschten als Gegenentwurf gegen die
bestehenden Verhältnisse zu behaupten hat, und zwar im Sinne
Gramscis im „Geist des Bruchs“ mit der Kultur von oben. Für eine
freidenkerische Kultur bietet sich in der Arena der Zivilgesellschaft
ein weites Betätigungsfeld, z.B. in der Auseinandersetzung mit
antisozialistischer und militaristischer Indoktrination im
Bildungswesen, Trivialisierung der Massenkultur, Manipulation der
Medien, Einflussnahme von staatlichen „Diensten“ und
wirtschaftlichen „Sponsoren“ auf so genannte
„Nichtregierungsorganisationen“ etc.
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