Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Dienstag, 19. Juli 2016

Spuren gesellschaftlichen Elends

Fragen über Fragen, oder Arbeit über Arbeitseinkommen, oder nicht, weil keine Arbeit mit welcher Einkommen erzielt wird? In der MZ findet sich ein Beitrag, welcher auf eine Maßnahme der KoBa (kommunale Elendsverwaltung des Landkreises Harz) verweist und Frauen, alleinerziehend, sind an dieser Maßnahme beteiligt, ein Theaterstück das Ergebnis ihres tun, welches aufgeführt wurde und zumindest auf der Facebook-Seite der MZ umfassend diskutiert wird, oder zumindest wurde. Derlei Diskussionen sind oft auch Beleg dafür, dass die neue Armut in diesem Land nach wie vor auf dem Vormarsch ist.
Ich habe ursprünglich eigentlich etwas anderes auf der Facebook-Seite der MZ gesucht, fand diese Diskussion, welche äußerst interessant daherkommt. In der Mehrheit diskutierten Frauen und manch Meinung ist beachtenswert, wobei in vielen Meinungen Klischees bedient werden und eine Keule gerade auch gegen alleinerziehende Frauen geschwungen wird. In der Regel von Frauen, welche in Lohn, Brot und Partnerschaft ihr Unverständnis über manche Aussage und über diese Maßnahme selbst äußern. Dabei ist zu beobachten, dass einige der Diskutantinnen ihr eigenes Elend gegen das Elend arbeitsloser, alleinerziehender Frauen stellen. In einem Kommentar wird sogar festgestellt, dass manch Monat weniger verdient wird, als Hartz-IV-Bezieher erhalten. Das ist zwar traurig, aber von den durch die Maßnahme betroffenen nicht zu verantworten, eher sollte sich die Schreiberin eines solchen Kommentars fragen, warum dies so ist und warum sie für sowenig Geld arbeiten geht! An verschiedener Stelle habe ich zwei Kommentare hinterlassen. Während des Lesens sind mir allerdings einige Gedanken mehr gekommen, welche ich zwar niederschrieb, allerdings nicht an entsprechender Stelle auf Facebook veröffentlichte, hier einige davon:
- Diese Begrifflichkeiten und Verdrehungen, Arbeitslos oder auch Arbeitssuchend, Hilfe beim Suchen, nur was wird gesucht? Sind diese Frauen wirklich Arbeitslos, oder ihre Arbeit los? Doch eigentlich nicht, es sind alleinerziehende Mütter und diese sind sicher nicht ohne Arbeit, das einzige was ihnen fehlt, ist ein Einkommen, mittels dem ihre Familie existenziell abgesichert werden kann. Es gelingt ihnen schlicht und einfach nicht ihre Arbeitskraft zu verkaufen!
- Übrigens ist es auch Arbeit, sich mit den eigenen Problemen auseinanderzusetzen, das Arbeitsverständnis ist heutzutage nur etwas kurz angelegt und es verdient zu fragen, warum dem so ist! Auch ist Mensch nicht asozial, weil er keiner abhängigen Beschäftigung nachgeht, dieses schließt in keiner Weise aus, dass er seiner sozialen Verantwortung in der Gesellschaft nachkommt, asozial sind eher jene, welche aus der Not von Menschen Gewinn schlagen. In der Regel Unternehmer, welche Löhne zahlen, die nicht im geringsten taugen ein einkömmliches Auskommen zu haben, welches nicht auf Sozialleistungen beruht. Welche also verantwortlich zeichnen für sogenannte prekäre Beschäftigung.
- Ernsthaft gefragt, ist eine alleinerziehende Mutter arbeitslos, oder gelingt es ihr nur nicht, oder schwerer als anderen, ihre Arbeitskraft existenzsichernd zu verkaufen? Arbeit wird heutzutage zweckbestimmt und sehr einseitig definiert!
- Arbeitslos oder auch Arbeitssuchend ist keine Tätigkeit, sondern im oft verwendeten Zusammenhang ein Prädikat mit negativen Vorzeichen!
- Wer sucht Arbeit? Geht es wirklich um Arbeit? Gerade alleinerziehende Mütter sind eigentlich gut mit Arbeit versehen, denken wir nur an die Erziehung von Kindern. Nein hier geht es nicht um Arbeit allgemein, hier geht es um den Verkauf der Arbeitskraft, um die eigene und die Existenz der Kinder (Familie) zu sichern!
Im Folgenden ein Kommentar, welchen ich kopierte:
Kind, Arbeit und kitaplatz? ??? Ich kanns nicht mehr hören. Millionen Frauen bekommen es auch gebacken...“
- So ist es, „Millionen Frauen bekommen es auch gebacken“, allerdings ist es auch so, dass Millionen Frauen (wie auch Männer) es nicht gebacken bekommen und viele Frauen (wie auch Männer) können heute nicht einmal mehr einen Kuchen backen! Woran liegt es, fehlt die Fähigkeit, oder fehlen die Zutaten? Beides ist möglich, allein es ist ein gesellschaftliches Problem, welches die Gesellschaft durchaus lösen könnte, … wenn es gewollt!
In einem weiteren Kommentar wurde beklagt, dass arbeitslose Frauen auf dem Wochenmarkt zu sehen sind, wobei die Kommentarschreiberin behauptete dazu keine Zeit zu haben.
- Das ist gut, die Zeit nicht dafür über den Wochenmarkt zu gehen, aber um zu schauen, wer darüber läuft! Nur davon einmal abgesehen, ...
- Einmal von dem einen und anderen abgesehen, das eigentliche Problem wird von (Kommentarschreiberin) ... meines Erachtens richtig erkannt, wenn zu lesen: „und Ihr euch Wundert warum ihr nicht genommen werdet mit 3-4 Kinder und Alleinerziehend weil Ihr für ein Unternehmen nicht tragbar seit!“ Denn für Unternehmen nicht tragbar mit 3-4 Kinder …, also wie war das nochmal mit Anstellung, Schichtarbeit und Kinderbetreuung? Sind die Mütter also schuld, weil sie sich dafür entscheiden Kinder zu bekommen und großzuziehen? Auch bin ich der Meinung, dass Kinder nicht „an zu schaffen“ sind, sondern geboren werden, ein Auto, einen Kühlschrank, ein Fahrrad, etc. wird angeschafft, aber kein Kind, es ist keine Sache! Ist wahrscheinlich auch Grund unterschiedlicher Betrachtung …, das Kind als Kostenfaktor sozusagen …, Kinder von Mitarbeitern sind für ein Unternehmen allerdings ein schwer zu kalkulierender Kostenfaktor und somit in der Regel leider ein nicht unerhebliches Kriterium für oder gegen eine Anstellung. Bei Alleinerziehenden konzentriert sich dieses Risiko dann auch noch auf nur eine Person.
Das im Zusammenhang mit Beschäftigungsverhältnissen die Höhe des Einkommens eine Roll spielt, nicht zu vergessen, wer seine Arbeitskraft möglichst billig verkauft, hat dabei sicherlich bessere Möglichkeiten, als jemand der den Anspruch hat, von seinem Arbeitseinkommen vernünftig leben zu können und das ohne noch Geld beim Amt zu beantragen.
Letzterer Kommentar wurde an entsprechender Stelle veröffentlicht, wobei zitierte Aussage weitere Aussagen des gegenständlichen Kommentars negierten.
Es ist interessant derlei Diskussion zu lesen und zu sehen, wie sich Menschen Gedanken über ihr Leben machen, das dabei auch über den Sinn beschriebener Maßnahmen nachgedacht wird, macht Sinn, allerdings ist auch zu fragen, warum derlei Maßnahmen notwendig sind und welche Erfolge sie haben. Es gibt nicht wenige, welche regelmäßig Maßnahmen absolvieren und für welche sich im Nachhinein nicht viel ändert, außer das auf eine weitere Maßnahme verwiesen werden kann. So gesehen entpuppen sich viele Maßnahmen als reine Beschäftigungstherapien, wobei die Teilnehmer dadurch sicher nicht dümmer werden.

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