Als
die Ereignisse stattfanden, um welche es im folgendem Beitrag geht,
wohnte ich noch nicht in Quedlinburg und mein Tätigkeitsbereich
hatte sich im Juli von Quedlinburg weg bewegt.
Zum
Zeitpunkt der Ereignisse befand ich mich bei Köln auf einen Lehrgang
und erfuhr erst im Nachhinein von diesen. Dabei kamen die Übergriffe
auf das Asylbewerberheim in Quedlinburg nicht aus heiterem Himmel,
faschistisch motivierte Gruppen trieben in der Stadt schon eine ganze
Weile ihr Unwesen und für solche Übergriffe gab es durchaus
unrühmliche Beispiele. In Quedlinburg selbst hatte es z. B. auch
Übergriffe auf eine Kneipe gegeben, welche vor allen von
Jugendlichen besucht wurde. Die Angriffe konnten dabei erfolgreich
abgewehrt und dem faschistischen Mob Beine gemacht werden. So
sensibilisiert hatte sich ein Widerstandspotenzial in Quedlinburg
entwickelt, welches auch im Zuge der Übergriffe auf das
Asylbewerberheim zum tragen gekommen ist und letztlich den Angreifern
couragierte Bürger entgegen traten. Trotzdem hinderte dieses nichts
am „Einknicken“ der offiziellen Politik vor dem faschistisch
motivierten Mob, in dem die Asylbewerber aus Quedlinburg zügig
ausquartiert wurden.
Im
Zusammenhang mit diesen Ereignissen vor 20 Jahren in Quedlinburg
sollte nicht vergessen werden, die Frage nach den Ursachen
faschistoiden Treibens in dieser Zeit zu stellen. Die DDR, der einzig
konsequent antifaschistische Staat auf deutschen Boden, war
Geschichte, eine Privatisierungswelle ohne Gleichen rollte über das
Land und entfaltete sich in flächendeckender Deindustrialisierung.
Menschen wurden entwurzelt, ihrer Existenzgrundlage beraubt und zu
Bettlern gemacht, wobei in diesem Zusammenhang nicht nur
faschistische Ideologie die Schuldigen gleich mitlieferte. Die
Erfahrungen mit dem anderem System waren neu und viele waren geneigt
den Verlautbarungen der Medien zu folgen.
Quedlinburg
hat den Stempel der UNESCO Weltkulturerbe zu sein, zum Erbe dieser
Stadt gehören auch diese und ähnliche Ereignisse der jüngeren
Vergangenheit!
Im September 1992
griffen Rechtsextremisten das Asylbewerberheim in der Oeringer Straße
an. Sie warfen Steine und Brandsätze auf die Bürger, die sich
schützend vor das Tor stellten, riefen ihre Parolen und bekamen
Applaus von neugierigen Quedlinburgern, die dem Geschehen zuschauten.
Zwanzig Jahre danach ist
es Zeit daran zu Erinnern. Koordiniert vom Runden Tisch für
Demokratie und Rechtsextremismus lädt die Ortsgruppe der B90/Die
Grünen und der Dachverein Reichenstrasse e.V. am Dienstag dem 11.
September 2012 um 18.30 Uhr zu einer Podiumsdiskussion ein. Von
Sebastian Striegel Moderiert, werden Fragen aufgeworfen, die die
damalige Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten
sollen. Es wird auch gefragt - Wo steht Quedlinburg heute? Im
Anschluss wird die Möglichkeit gegeben sich mit Fragen und
Anregungen an das Podium zu wenden. Die offene Veranstaltung richtet
sich an alle Interessierten.
Wann: 11.09.2012
um 18.30 Uhr
Wo: Saal
des
KuZ Reichenstraße
Diesbezüglich
findet am 13.09.2012
um 16:00 Uhr im
Schülercafé
der Reichenstraße ein Zeitzeugengespräch statt. Vier Menschen, die
damals auf unterschiedliche Weise mit den Geschehnissen in Verbindung
standen, erinnern sich und schildern ihre Sichtweisen darauf. Die
offene Veranstaltung richtet sich hauptsächlich an Jugendliche -
aber auch alle anderen Interessierten sind willkommen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen