Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 3. September 2012

Eine Sendung im Fernsehen, mediale Reaktionen darauf und eine Meinung

Per E-Mail wurde ich auf mehrere Artikel in Zeitschriften aufmerksam gemacht, welche sich mit der „verblödenden Wirkung moderner Technologien“ als Thema einer Diskussionsrunde im Fernsehen auseinandersetzen. Die Sendung selbst habe ich nicht gesehen, derartiges habe ich einfach aufgegeben, wobei die Beiträge bezeichnend sind und die eigentlichen Quellen breitenwirksamen Verblöden zumindest erahnen lassen. Das in diesem Zusammenhang die verschiedensten Ursachen herhalten müssen ist nicht neu, genauso wenig wie frühzeitige Selektion im Bildungssystem der Bundesrepublik. Gesellschaftliche Ursachen werden ausgeblendet oder nur am Rande erwähnt, der Zeitgeist bemüht, selbst wenn er sich als Ungeist entpuppt.

Der Unterüberschrift: "Klicken wir uns das Gehirn weg?" Bei Günther Jauch durfte Psychiater Manfred Spitzer seinen Feldzug gegen das angeblich so gefährliche Internet fortsetzen. Immerhin hielten andere Gäste mit Gelassenheit und Kompetenz dagegen,“ ist zu entnehmen worum es geht.
Ergänzend ist dieser Beitrag wie folgt überschrieben: Wenn Hirnforscher uns vor Dummheit schützen wollen: Haltet die Nervenbahnen sauber. Oder was meinen die Öffentlich-Rechtlichen, wenn sie uns vor den mentalen Katastrophen warnen?“
Hier wiederum geht es nicht direkt um die Sendung, sonder um „Bestsellerautoren“ der jüngeren Vergangenheit, wobei folgende abschließende Frage durchaus zum Nachdenken anregen kann: Wo ist eigentlich jener Teil des Bildungs-Bürgertums abgeblieben, der mit dem Fortschritt, mit der Globalisierung, mit komplexen gesellschaftlichen Verhältnissen und Entscheidungsstrukturen, mit Technik und Internet, mit Bildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten – also mit der heutigen Welt – etwas anzufangen weiß?“
Meines Erachtens ist das Bildungs-Bürgertums längst in den Weiten potenzierter Belanglosigkeit angekommen und ist in dem Maße Vergangenheit, wie es in der Vergangenheit verhaftet ist. Es hat sein progressives Sein lang schon verloren, spätestens seit dem sich das System des Kapitals auf den absteigenden Ast befindet und schöpferisches Denken durch bewahrenden abgelöst wurde. Solche Diskussionsrunde, wie auch die erwähnten Autoren und ihre Bücher sind Zeugnis dafür.
In Zusammenhang mit technologischen Entwicklungen sei daran erinnert, als die erste Eisenbahnlinie in diesem Land in Dienst genommen wurde, gab es nicht wenige Stimmen, welche vor einer Fahrt warnten, da der Mensch solche Geschwindigkeiten nicht vertragen würde. Sie wurden vertragen und wenn daran gedacht wird, wie schnell die ersten Eisenbahnen durch die Landschaft zuckelten und mit welchen Geschwindigkeiten Menschen gelernt haben umzugehen, ohne das sich ihr Hirn am Hinterkopf staut und komprimiert, ist zu erkennen das Menschen durchaus in der Lage sind, mit den technologischen Errungenschaften umzugehen, welche sie selbst hervorgebracht haben. Das technologische Errungenschaften auch Konsequenzen für die Menschen, ja die Menschheit haben, ist nicht von der Hand zu weisen, aber nicht die oft beschworenen, sondern andere, welche von diesem System nicht beherrscht werden und auch nicht beherrscht werden können. Nicht das Internet mit seinen Möglichkeiten ist das Problem, sondern das die modernen Produktivkräfte, welche die dritte industrielle Revolution hervorgebracht, letztlich den Menschen immer weiter aus dem Produktionsprozess verdrängt. Die Lösung für dieses Problem kann aber nicht in der Vergangenheit gefunden werden, sondern nur in der Zukunft, in dem den neu entstandenen Produktivkräften die notwendigen Entfaltungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Die ganze Diskussion ist letztlich nur Werbung für das Buch des Hirnforschers, egal wie die Kritik ausfällt. Übrigens war der Freidenker 1/11 mit „Illusion Willensfreiheit?“ überschrieben, ein interessantes Heft, welches sicher noch zu bestellen ist.

Hier findet sich eine Übersicht zu den einzelnen Heften, wobei einige Beiträge als Link hinterlegt sind. So ist in diesem Beitrag zu lesen: „Zwar ist das Thema (Hirnforschung) zurzeit nicht mehr so häufig in den Schlagzeilen wie zu Beginn des Jahrzehnts, aber dass es sowas ‚Spezielles' überhaupt bis in Fernsehdiskussionen und die Boulevardpresse schaffte, muss Gründe haben, die außerhalb des Gegenstandes der Wissenschaft liegen. Es liegt zumindest der Verdacht nahe, dass hier eine bestimmte Ideologie ‚mitverkauft' wird, die das Thema erst reizvoll für einige Interessenten macht.“

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