Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Sonntag, 14. Juli 2013

Neueröffnung der „Reiche“ und ein Nachspiel politischen Seins!


Am 12.07.2013 wurde die „Reiche“ eröffnet, so der neue, aber auch alte Name der Kneipe im Kulturzentrum Reichenstrasse. Neu ist jetzt, dass er über der Tür steht, alt ist, dass viele Besucher der Kneipe, egal welchen Namen diese in der Vergangenheit auch hatte, ohnehin in die Reiche gegangen sind.
Die Eröffnungsveranstaltung war ein Erfolg, es gab Livemusik, die Stimmung war gut und es wurde nicht nur der Musik gefolgt, sondern auch die verschiedensten Gespräche geführt. Vor Eröffnung wurde kräftig sauber gemacht und renoviert, so strahlt der Gastraum jetzt mehr Wärme aus, was durchaus angenehme ist. Auch wurde die erste Ausstellung eröffnet und es ist konzeptionell vorgesehen, dass alle drei Monate, an die Traditionen des einstigen Bildercafes anknüpfend, ein Wechsel erfolgt. Letztlich wird sich die Kneipe wieder zum Aushängeschild des Hauses entwickeln und ein breiteres kulturelles Angebot bereithalten, als es in den letzten Jahren der Fall war. 
Nun hatte die Kündigung des ehemaligen Pächters noch ein politisches Nachspiel im Kultur- und Sozialausschuss der Stadt, der Dachverein sollte über seine zukünftige Arbeit und Ausrichtung berichten. Die CDU hatte das Thema der Kündigung in den Stadtrat gebracht, eine Ablehnung erfahren und als Kompromiss wurde die Arbeit des Dachvereins auf die Tagesordnung genannten Ausschusses gesetzt. Der Vorstand des Vereins wurde allerdings nicht eingeladen, was durchaus bezeichnend für politische Befindlichkeiten in dieser Stadt ist. Dafür erhielt, wie der MZ zu entnehmen, der CDU-Fraktionsvorsitzende Rederecht, obwohl er nicht Mitglied des Ausschusses ist. Anscheinend ist das Vertrauen in die Fähigkeiten seiner Mitstreiter doch nicht so groß, dass er sich selbst bemüht die Interessen seiner Partei zu artikulieren. Und so kommt er auch gleich zur Sache und stellt die finanzielle Unterstützung der Stadt für die Arbeit im Kulturzentrum in den Vordergrund und in Frage, die anderen artikulierten Sorgen des Abgeordneten sollen dem zwar Nachdruck verleihen, können unter Berücksichtigung sonstiger allgemeiner CDU-Politikstrategien aber als ernstzunehmend gestrichen werden. In der Natur der Sache, oder auch dem Verständnis des Abgeordneten entsprechend, spielen die Ursachen für die beanstandeten Zahlungen allerdings keine Rolle. Dass der Verein mit Übernahme des Kulturzentrums in Eigenregie auch die Mitarbeiter und bis dahin von der Stadt ausgeführte Arbeiten übernommen hat, spielt für die Herren der CDU keine Rolle. Auch spielt keine Rolle, dass der Verein sich mit Problemen auseinandersetzt, welche zwar nicht nur der Politik der CDU, aber eben auch dieser geschuldet sind. Ebenfalls spielt für den Abgeordneten keine Rolle, dass der Verein sich wie üblich eine Satzung gegeben hat, welche letztlich auch dem Antifaschismus verpflichtet ist. Und gerade letzteres wird vom CDU-Abgeordneten instrumentalisiert und de facto in Frage gestellt.        

Erstaunlich wie sich doch Faschismus, faschistisches Gedankengut, aber auch von Faschisten genutzte Symbolik gebrauchen und missbrauchen lassen. Eine Keule welche gern geschwungen wird und sich gut gegen politische Gegner instrumentalisieren lässt, insbesondere wenn diese links verortet werden. Aber was ist schon rechts, was ist links, wenn nicht Bezeichnungen für politische Gruppierungen, ohne entscheidende Wesensmerkmale, welche sich schlecht verorten lassen und somit die eigentlichen Widersprüche und deren Ursachen verschleiern. Also sind links und rechts nicht anderes als reichlich schwammige Begrifflichkeiten, untauglich gesellschaftliche Widersprüche auch nur annähernd zu fassen. Was hingegen eindeutig, klar und konkret ist, ist Antifaschismus, gegen welchen die Herren der CDU im obigen Fall eine Front aufmachen. Dabei ist die Kleiderordnung des einen und/oder anderen Kneipenbesuchers in der Vergangenheit gar nicht der Grund für die Kündigung des Kneipers gewesen, sondern die Kündigung erfolgte fristgemäß und entsprechend des Pachtvertrages, auf Grund des allgemein zerrütteten Verhältnisses zwischen Verein und Pächter und der sich daraus ergebenden Interessendifferenzen. Die Rechtmäßigkeit der Kündigung ist übrigens nie in Frage gestellt worden, eher verstrickte man sich im Kampf gegen die Kündigung in ein Gespinst wirrer Unterstellungen, ohne dem Gegenstand allerdings gerecht zu werden. So bleibt den CDU-Vertretern, welche sich vorgeblich die Interessen des gekündigten Kneipers auf die Fahnen geschrieben haben, nichts anderes übrig, als die Keule des Faschismus zu schwingen, um die Kündigung des Pächters in ihrem Interesse nutzbar zu machen. Von Seiten der CDU-Vertreter also eine sehr demagogisch, einseitige und flache Argumentation, welche keine Mehrheit im Rat findet, da die anderen politischen Gruppierungen das Ansinnen der Damen und Herren der CDU weitestgehend nicht teilen.
Es ist auch nicht der erste Versuch das Kulturzentrum und den Dachverein in Frage zu stellen und es wird auch nicht der letzte Versuch sein. Der gekündigte Kneiper hat sich um Hilfe an den Abgeordneten der CDU gewendet, allein war von dort keine Hilfe zu erwarten, was hingegen nicht daran hinderte, dessen Anliegen im Interesse der von der CDU vertretenen Politik zu instrumentalisieren und das Kulturzentrum an sich in Frage zu stellen.  

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