Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Ein Beitrag im Feuilleton der JW

In der Jungen Welt gab es einen Beitrag, im Feuilleton ist er zu finden, ein literarischer Artikel also, ein unterhaltender Text, der sich mit Themen aus Kultur und Literatur beschäftigt. „Schief angekuckt“ ist er überschrieben, „nie mehr Friede mit Xavier Naidoo“ wird als Unterüberschrift gewählt. Der Autor Wiglaf Droste erklärt zumindest mit der Unterüberschrift dem Künstler Naidoo den ewigen Krieg! Etwas anderes bedeutet „nie mehr Friede“ nicht! Das in Zeiten des Krieges, ist schon nicht unbedeutend, allerdings wird der folgende Text dieser Kriegserklärung durchaus gerecht und wie im Falle von Kriegen üblich, bleibt als erstes die Wahrheit auf der Strecke. Auf den Text wurde ich durch ein E-Mail aufmerksam, in welchen auf eine Auseinandersetzung mit dem Text verwiesen wurde. Das E-Mail beantwortete ich wie folgt:
Dein Beitrag gefällt mir, couragiert und engagiert wie eigentlich immer, triffst Du den Kern des Problems. Dabei muss ich eingestehen, dass ich vom Treiben in dieser Kunst- und Kulturwelt, von den vermeidlichen Sternen und Sternchen, keine Ahnung habe, letztlich bleibt aber immer die Frage nach dem Nutzen zu stellen! Von dem ganzen Vorgang habe ich nur am Rande erfahren, alleine weil die Wellen hochschlugen und die Schaumkronen nicht zu übersehen sind.
Und einmal nach dem Nutzen gefragt, denn warum wurde er geladen und anschließend wieder ausgeladen? Der Beitrag, welchen Du zitierst, möchte polarisieren, aber auch hier bleibt zu fragen, in wessen Interesse? Es wird zum Rundumschlag ausgeholt und verteufelt, was dem eigenen Duktus nicht dienlich scheint, Offenheit wird angestrebt und vermeidliche Wahrheit propagiert, es wird Klassifiziert ohne jedoch in Klassen zu qualifizieren, das neue Gute, ist das alte Böse und umgekehrt. Dem Künstler, nun verschmäht, wird vom Künstler, wie gesehen, ein Stempel aufgedrückt, der Realität entrückt, und unsere Welt mit Gut und Böse so beglückt!
Das im Text von Droste erwähnte Lied,Nie mehr Krieg“, habe ich mir angehört, nicht nur einmal und auch wenn das religiöse Element enthalten, kleinbürgerlichem Pazifismus das Wort gesungen wird, ist am Text eigentlich nichts auszusetzen, jedenfalls nicht das, was unterstellt.
Wenn also zu lesen, im Beitrag in der JW: „Wer »Nie mehr Krieg« jault und Muslimen gleichzeitig verbal das Tragenmüssen des Judensterns andichtet, will keinen Frieden, und wenn er es noch so beteuert. Die Schmierseife, die Naidoo als »Musik« oder »Gesang« absondert, ist nicht leicht zu ignorieren, aber mit Geistesgegenwart und etwas Energieaufwand kriegt man das gerade noch hin.“ ist zu erkennen, dass Droste nicht in der Lage war, ist, sein will, den Text seinem Inhalt nach zu fassen, ganz im Gegenteil, er stürzt sich auf die üblichen Reizwörter und frohlockt die Keule schwingen zu können. Denn was bedeutet es letztlich, wenn zu hören ist, „Muslime tragen den neuen Judenstern“, wenn nicht die Instrumentalisierung des Glaubens zum Zwecke? Wie einst Juden im faschistischen Deutschland mit der Kennzeichnung gebrandmarkt wurden, werden heute Muslime gebrandmarkt und so versucht sie der Masse als Ventil zum Fraß vorzuwerfen! Übrigens leicht zu erkennen, wenn dem Text weiter gefolgt wird. Geistes Gegenwart würde ich in diesem Zusammenhang Droste nicht unterstellen, … nein, ist nicht richtig, eher ist zu fragen, wessen Geistes Kind er ist und wem er mit derartigen Rundumschlägen dient? Einen Vergleich zu nehmen, ihn als Antisemitismus zu klassifizieren, ist heute nicht sonderlich schwer, ist es doch weitestgehend gelungen, Antisemitismus als Keule gegen fast jede Gesellschaftskritik zu installieren! Das sich in diesem Zusammenhang, bei genauer Betrachtung, die vermeidlichen Anti-Antisemitisten oft als die eigentlichen Antiantisemiten entpuppen, fällt den wenigsten auf!
Thomas
Eine Anmerkung: es sollte auch nicht vergessen werden, das die Kennzeichnungspflicht für Menschen keine Erfindung der deutschen Faschisten ist, ganz im Gegenteil und insbesondere Menschen jüdischen Glaubens betreffend, hat dieses hierzulande eine lange Tradition. Erinnert sei an die Judenhüte des Mittelalters und die Kennzeichnungspflicht nicht nur während der Zeit der Reformation. Es sei aber auch daran erinnert, dass selbst Pogrome an Juden und anders-seiende die Geschichte durchziehen, regional führten diese oft sogar dazu alle Juden und anders-seiende einer Stadt, gar einer Region auszurotten! Wie dem auch immer gewesen ist, die Religion der Menschen war allerdings nicht die Ursache, sonder ein Mittel zum Zweck, ein Instrument, welches sich gut gebrauchen lässt, Menschen gegeneinander und aufeinander zu hetzen, ihre eigentlichen, gemeinsamen Interessen verschleiernd.
Was allerdings, bei allen Gegensätzen, diese beiden Künstler eint, ist ihr beanspruchter kleinbürgerlicher Pazifismus! ...

Nachsatz: Auch auf Facebook findet der Beitrag aus der Jungen Welt Beachtung und wird reichlich und kontrovers kommentiert. Zu einem Beitrag, das eigentliche Thema nur tangierend, hinterließ ich folgenden Kommentar:
Ok, Ahnung die Grundvoraussetzung einer vernünftigen Meinung? Ich ahne, was die Ahnen einmal ahnten und bilde mir eine Meinung, denn diese ist ja frei! Selbst wenn nur frei von Wahrheit! Frei wie der Vogel, fliegt sie davon, dem Nirwana entgegen, im Glauben bestätigt, dem Wissen enthoben, flattert sie so ihrer Wege!
Ahnung als die Grundvoraussetzung einer vernünftigen Meinung, ist die spekulative Erklärung von Glauben, als Wissen! Und was ist schon vernünftig?

1 Kommentar:

  1. Interessantes Thema, interessante Fragen, danke für den Verweis und die Auseinandersetzung!

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