In der
Jungen Welt gab es einen Beitrag, im Feuilleton ist er zu finden, ein literarischer Artikel also, ein unterhaltender Text, der
sich mit Themen aus Kultur und Literatur beschäftigt. „Schief angekuckt“ ist er überschrieben, „nie mehr Friede mit Xavier
Naidoo“ wird als Unterüberschrift gewählt. Der Autor Wiglaf
Droste erklärt zumindest mit der Unterüberschrift dem Künstler
Naidoo den ewigen Krieg! Etwas anderes bedeutet „nie mehr Friede“
nicht! Das in Zeiten des Krieges, ist schon nicht
unbedeutend, allerdings wird der folgende Text dieser Kriegserklärung
durchaus gerecht und wie im Falle von Kriegen üblich, bleibt als
erstes die Wahrheit auf der Strecke. Auf den Text wurde ich durch ein
E-Mail aufmerksam, in welchen auf eine Auseinandersetzung
mit dem Text verwiesen wurde. Das E-Mail beantwortete ich wie
folgt:
Dein
Beitrag gefällt mir, couragiert und engagiert wie eigentlich immer,
triffst Du den Kern des Problems. Dabei muss ich eingestehen, dass
ich vom Treiben in dieser Kunst- und Kulturwelt, von den vermeidlichen
Sternen und Sternchen, keine Ahnung habe, letztlich bleibt aber immer
die Frage nach dem Nutzen zu stellen! Von dem ganzen Vorgang habe ich
nur am Rande erfahren, alleine weil die Wellen hochschlugen und die
Schaumkronen nicht zu übersehen sind.
Und
einmal nach dem Nutzen gefragt, denn warum wurde er geladen und
anschließend wieder ausgeladen? Der Beitrag, welchen Du zitierst,
möchte polarisieren, aber auch hier bleibt zu fragen, in wessen
Interesse? Es wird zum Rundumschlag ausgeholt und verteufelt, was dem
eigenen Duktus nicht dienlich scheint, Offenheit wird angestrebt und
vermeidliche Wahrheit propagiert, es wird Klassifiziert ohne jedoch
in Klassen zu qualifizieren, das neue Gute, ist das alte Böse und
umgekehrt. Dem Künstler, nun verschmäht, wird vom Künstler, wie
gesehen, ein Stempel aufgedrückt, der Realität entrückt, und
unsere Welt mit Gut und Böse so beglückt!
Das
im Text von Droste erwähnte Lied, „Nie mehr Krieg“, habe
ich mir angehört, nicht nur einmal und auch wenn das religiöse
Element enthalten, kleinbürgerlichem Pazifismus das Wort gesungen
wird, ist am Text eigentlich nichts auszusetzen, jedenfalls nicht
das, was unterstellt.
Wenn
also zu lesen, im Beitrag in der JW:
„Wer »Nie mehr Krieg« jault und Muslimen gleichzeitig verbal das
Tragenmüssen des Judensterns andichtet, will keinen Frieden, und
wenn er es noch so beteuert. Die Schmierseife, die Naidoo als »Musik«
oder »Gesang« absondert, ist nicht leicht zu ignorieren, aber mit
Geistesgegenwart und etwas Energieaufwand kriegt man das gerade noch
hin.“ ist
zu erkennen, dass Droste nicht in der Lage war, ist, sein will, den
Text seinem Inhalt nach zu fassen, ganz im Gegenteil, er stürzt sich
auf die üblichen Reizwörter und frohlockt die Keule schwingen zu
können. Denn was bedeutet es letztlich, wenn zu hören ist,
„Muslime tragen den neuen Judenstern“, wenn
nicht die Instrumentalisierung des Glaubens zum Zwecke? Wie einst
Juden im faschistischen Deutschland mit der Kennzeichnung
gebrandmarkt wurden, werden heute Muslime gebrandmarkt und so
versucht sie der Masse als Ventil zum Fraß vorzuwerfen! Übrigens
leicht zu erkennen, wenn dem Text weiter gefolgt wird. Geistes
Gegenwart würde ich in diesem Zusammenhang Droste nicht
unterstellen, … nein, ist nicht richtig, eher ist zu fragen, wessen
Geistes Kind er ist und wem er mit derartigen Rundumschlägen dient?
Einen Vergleich zu nehmen, ihn als Antisemitismus zu klassifizieren,
ist heute nicht sonderlich schwer, ist es doch weitestgehend
gelungen, Antisemitismus als Keule gegen fast jede
Gesellschaftskritik zu installieren! Das sich in diesem Zusammenhang,
bei genauer Betrachtung, die vermeidlichen Anti-Antisemitisten oft
als die eigentlichen Antiantisemiten entpuppen, fällt den wenigsten
auf!
Thomas
Eine
Anmerkung: es sollte auch nicht vergessen werden, das die
Kennzeichnungspflicht für Menschen keine Erfindung der deutschen
Faschisten ist, ganz im Gegenteil und insbesondere Menschen jüdischen
Glaubens betreffend, hat dieses hierzulande eine lange Tradition.
Erinnert sei an die Judenhüte des Mittelalters und die
Kennzeichnungspflicht nicht nur während der Zeit der Reformation. Es
sei aber auch daran erinnert, dass selbst Pogrome an Juden und
anders-seiende die Geschichte durchziehen, regional führten diese
oft sogar dazu alle Juden und anders-seiende einer Stadt, gar einer
Region auszurotten! Wie dem auch immer gewesen ist, die Religion der
Menschen war allerdings nicht die Ursache, sonder ein Mittel zum
Zweck, ein Instrument, welches sich gut gebrauchen lässt, Menschen
gegeneinander und aufeinander zu hetzen, ihre eigentlichen,
gemeinsamen Interessen verschleiernd.
Was
allerdings, bei allen Gegensätzen, diese beiden Künstler eint, ist
ihr beanspruchter kleinbürgerlicher Pazifismus!
...
Nachsatz:
Auch auf Facebook findet der Beitrag aus der Jungen Welt Beachtung und wird reichlich und kontrovers kommentiert. Zu
einem Beitrag, das eigentliche Thema nur tangierend, hinterließ ich
folgenden Kommentar:
Ok,
Ahnung die Grundvoraussetzung einer vernünftigen Meinung? Ich ahne,
was die Ahnen einmal ahnten und bilde mir eine Meinung, denn diese
ist ja frei! Selbst wenn nur frei von Wahrheit! Frei wie der Vogel,
fliegt sie davon, dem Nirwana entgegen, im Glauben bestätigt, dem
Wissen enthoben, flattert sie so ihrer Wege!
Ahnung
als die Grundvoraussetzung einer vernünftigen Meinung, ist die
spekulative Erklärung von Glauben, als Wissen! Und was ist schon
vernünftig?
Interessantes Thema, interessante Fragen, danke für den Verweis und die Auseinandersetzung!
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