Die Medien
berichten, sentimentalisieren und
dichten, besser sie Wichten
und erzählen Geschichten, es wird orakelt und geurteilt, verurteilt
erst wenn geschichtet die Geschichte, im Lichte und zu Tage
gefördert, was eigentlich nicht zu übersehen ist wird
interpretiert. Sachsen-Anhalt hat seit Ende letzten Jahres seinen
Terroristen und einen Prozess welcher für Schlagzeilen sorgt und
Seiten füllt. Auf Facebook geteilt,
wird das Thema behandelt, wie immer es sich wandelt, es wird
verkündet was zu hören und beklagt was zu leise, auf irgendeiner
Weise, verkündet von einem Täter, welchem ansonsten nicht zugehört.
Die Ursachen seines Tun werden verortet, Schuld ist er selbst, sein
geistiger Zustand, seine Orientierung, seine Beschäftigung, seine …,
was auch immer so alles in der Herde des Individualismus
möglich zu sein scheint. Gesellschaftliche Ursachen, der Umgang mit
Geschichte, mediale Manipulation wie sie heute allgegenwärtig,
Konventionen von der Politik erdacht, Werte welche gepredigt, selbst
wenn damit menschliches Hirn geschädigt, oft ohne Bestand und
marginale Probleme aufgebauscht, Gefahren impliziert und dann wird
sich gewundert, wie Mensch reagiert, oder reagieren kann. Die
persönliche Verantwortung ist das eine, gesellschaftliche Ursachen
etwas anderes.
Einen Kommentar habe
ich geschrieben, zu einem Verweis, auf einen Artikel welcher so
einfach nicht zu lesen ist, es sei denn, man verfügt über die
Druckausgabe der Zeitung.
Kommentar auf
Facebook:
Der Mann ist zugegebenermaßen ein Täter und dafür gehört er
verurteilt!
Es ist allerdings
die Frage zu stellen, wie ein gesellschaftliches System beschaffen
ist, welches solche Menschen hervorbringt und Kollateralschaden ist
ein in den Medien oft verwendeter Begriff, wenn Zivilisten zum
Beispiel in Kriegen wie gegen Jugoslawien, in Afghanistan, oder
anderswo dem Kriegstreiben geopfert werden.
Die
gesellschaftlichen Verhältnisse, welche ursächlich für die
Anschauungen des Täters sind, spielen in diesem Zusammenhang
allerdings keine Rolle, außer das als Quelle das Internet benannt
wird. Der Anschlag von Halle steht medial im Mittelpunkt und wie es
den Anschein hat, werden die zwei Ermordeten leider auch von den
Medien als Kollateralschaden betrachtet, in dem die Aufmerksamkeit
auf das ursprüngliche Ziel, und nun auch auf ein zweites Gotteshaus,
fokussiert. Diese Auseinandersetzung also religiös verklärt, in dem
die Religion als Merkmal menschlichen Seins in den Mittelpunkt
gestellt wird.*
*Und das in
einem Bundesland, in welchem nicht einmal 20 % der Bevölkerung
irgendeiner Religion angehören. Die Bedeutung von Religionen werden
in der Gesellschaft überbetont, es wird ein Anteil suggeriert,
welcher der Realität nicht entspricht und somit ein völlig falsches
Bild von der klassischen Religiosität der Menschen vermittelt.
Letztlich führt dieses offiziell befördert dazu, dass zum Beispiel
der Anteil von jüdisch oder islamisch gläubigen Menschen
überschätzt wird und damit ein Einfluss unterstellt, welcher real
nicht vorhanden ist. Dieses zu erkennen ist besonders schwer für
Menschen, welche ihre sozialen Kontakte in erster Linie mittels
“sozialer” oder anderer Medien pflegen und daraus ihre oft
selektiven Informationen beziehen.*
*Im Kommentar zum
Vorgang wird der Täter als “ein einsamer Mann ohne Ziel”
bezeichnet, was letztlich irreführend ist, denn mit den Folgen
seiner Ziele muss sich jetzt ein Gericht beschäftigen, und von der
medialen Aufmerksamkeit welche der Täter nun erfährt, konnte er in
“seinem früheren Leben” eigentlich nur träumen! Übrigens
handelte der Täter nicht nur Menschenverachtend, sondern der
Kommentator stößt in dasselbe Horn, in dem er den Täter als “eine
erbärmliche Existenz.” charakterisiert, bedient er sich selber
primitiver Sprachregeln und vergisst, dass eine “erbärmliche
Existenz”, nur Produkt erbärmlicher, gesellschaftlicher
Verhältnisse sein kann.
Es drängt sich der
Eindruck auf, dass hier keine Tat verurteilt werden soll, sondern ein
Vorgang zelebriert, in dem eine verurteilungswürdige Tat hofiert
wird.
Der mit **
gekennzeichnete
Text ist nicht Bestandteil
des Kommentars auf Facebook.
.
Erste Gedanken nach
lesen des Kommentars in der Druckausgabe:
… wobei der
Täter eine Aufmerksamkeit erfährt, welche er eigentlich nicht
verdient hat!
In Halle hat es Tote
und Verletzte gegeben, zwei Menschen wurden erschossen, willkürlich,
weil der Mörder bei einer Synagoge angeklopft hatte und ihm nicht
aufgetan wurde. Als etwas anderes kann der Versuch in die Synagoge zu
kommen nicht bezeichnet werden, wenn berücksichtigt wird, was
ansonsten über diesen Täter berichtet. Da ist es schon
verwunderlich, dass er, ausgerüstet und motiviert wie er war, es
nicht geschafft hat, eine Tür aufzubrechen, welche bis zum heutigen
Tage ihrem Zwecke nach wie vor dient.
Dem klopfenden wurde
nicht aufgetan und so wandte er sich vom ursprünglichen Objekt
seiner Begierde ab und tötete zwei völlig unbeteiligte Menschen,
anschließend ist er geflohen, die Flucht gestaltete sich
abenteuerlich, bis die Polizei dem Täter habhaft werden konnte.
Die Tat gab Anlass zum
öffentlichen klagen und genauso beiläufig wie der Täter seine
Opfer mordete, spielen diese Opfer in der Berichterstattung eine
Rolle. Gelegentlich drängt sich beim lesen diverser Berichte das
Gefühl auf, dass die Ermordeten nicht so wichtig seien, viel
wichtiger, dass der Täter an die Tür einer Synagoge geklopft hat
und was nicht alles hätte passieren können, wenn die dort
versammelten ihm aufgetan hätten.
Nun ist es zum Prozess
gekommen, im Vorfeld widmete die MZ dem Vorfall gute drei Seiten in
einer Ausgaben und heute (23.07.20) finden sich Berichte vom Prozess
und ein Kommentar. Auf der Titelseite ist zu lesen: “Auch Moschee
war im Visier”, Unterüberschrift: “PROZESS Attentäter Stephan
B. bezeichnet Todesopfer als “Kollateralschäden” und gibt
Einblick in die Anschlagsplanung. Warum nun auch von Mitwissern
ausgegangen wird.” Kollateralschäden sind allerdings nichts
außergewöhnliches, zumindest der Begriff im Sprachgebrauch
deutscher Politiker und Medien, wenn es darum geht zivile Opfer
westlicher Kriege zu rechtfertigen.
Erinnert sei in diesem
Zusammenhang an die Kriege, an welchen die Bundesrepublik direkt oder
indirekt beteiligt war und ist, angefangen mit dem Krieg gegen
Jugoslawien, über den Krieg in Afghanistan, bis hin zum Krieg gegen
das syrischen Volk, an welchem die Bundesrepublik mittels Sanktionen
und militärischer Unterstützung beteiligt ist.
Der “Attentäter
von Halle” findet sich also in deutscher Tradition und bietet so
die Möglichkeit für einen “Terrorprozess”, wobei nicht nur er
geneigt die Toten als “Kollateralschaden” zu bezeichnen, sondern
sie werden zumindest durch die Medien auch als solche behandelt.
“Da er in die
Synagoge nicht eindringen konnte, hatte er stattdessen Muslime töten
wollen.” Also entpuppt sich der angeklagte Kollateralschadenmörder
letztlich als “erfolgloser” Gotteskrieger. Nur für welchen Gott
ist er in den Krieg gezogen, oder welchem Glauben folgte er mit
seinem Ansinnen Gläubige zu töten? Wie kommt er auf solche
Gedanken, wie wird ein Mensch so, wie der Täter es geworden ist? Ein
Kommentator vermeint die Antwort zu wissen und so ist auf Seite 6 der
MZ von heute (23.07.2020) zu lesen, “Brandgefährlicher Versager”,
nur warum und worin hat er versagt? “Der Halle-Attentäter ist eine
erbärmliche Existenz. Einfach ist der Fall jedoch nicht.” Nun ist
der Fall sicher nicht einfach, aber die “erbärmliche Existenz”
lässt auf eine erbärmliche und primitive Herangehensweise des
Schreiberlings schließen. Das intellektuelle Niveau der Medien
findet sich im Verfall, ihre martialische
Ausrichtung wird immer offensichtlicher, gut an der Sprachwahl
bekennenden Irrationalismus zu erkennen. Es spielt keine Rolle wie
ein Mensch so werden konnte und wenn, dann werden die Ursachen in der
Regel bei diesem Menschen selbst gesucht, maximal noch in seinem
direkten Umfeld, nur ist ein jeder Mensch erst einmal ein
gesellschaftliches Wesen und Produkt der gesellschaftlichen
Verhältnisse. Wovon in einer Gesellschaft, in welcher die Menschen
sich in die Herde des Individualismus einreihen müssen, erfolgreich
abgelenkt wird. Und so nimmt der Schreiber des Kommentars seine
Kaffeetasse und versucht aus den Bodensatz zu Orakeln
was mit dem Angeklagten passiert sein könnte. “Ein einsamer Mann
ohne Ziele.” ist zu lesen, wobei zumindest sich Ziellosigkeit
mittels vollbrachter Tat widerlegen lässt. Ohne Ziel hätte er sich
nicht nach Halle begeben, ohne Ziel seine Tat nicht vorbereitet und
vollbracht.
Nun leugnet der Täter
seine Taten nicht, auch leugnet er seinen “tiefen Hass auf Juden
und Migranten.” nicht, nur entsteht ein solcher Hass nicht einfach
so, er hat Ursachen und wird oft medial gefördert. Die Ursachen für
diese Taten sind gesellschaftlicher Natur, sie haben
gesellschaftliche Ursachen, sind Produkt der herrschenden Ideologie
und diese ist die Ideologie der Herrschenden. Er ist ein
funktionierendes Werkzeug, welches gebraucht und im Prozess weiter
genutzt wird.
Zu erst:
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