Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Freitag, 24. Juli 2020

Der Mann ist zugegebenermaßen ein Täter und dafür gehört er verurteilt!


Die Medien berichten, sentimentalisieren und dichten, besser sie Wichten und erzählen Geschichten, es wird orakelt und geurteilt, verurteilt erst wenn geschichtet die Geschichte, im Lichte und zu Tage gefördert, was eigentlich nicht zu übersehen ist wird interpretiert. Sachsen-Anhalt hat seit Ende letzten Jahres seinen Terroristen und einen Prozess welcher für Schlagzeilen sorgt und Seiten füllt. Auf Facebook geteilt, wird das Thema behandelt, wie immer es sich wandelt, es wird verkündet was zu hören und beklagt was zu leise, auf irgendeiner Weise, verkündet von einem Täter, welchem ansonsten nicht zugehört. Die Ursachen seines Tun werden verortet, Schuld ist er selbst, sein geistiger Zustand, seine Orientierung, seine Beschäftigung, seine …, was auch immer so alles in der Herde des Individualismus möglich zu sein scheint. Gesellschaftliche Ursachen, der Umgang mit Geschichte, mediale Manipulation wie sie heute allgegenwärtig, Konventionen von der Politik erdacht, Werte welche gepredigt, selbst wenn damit menschliches Hirn geschädigt, oft ohne Bestand und marginale Probleme aufgebauscht, Gefahren impliziert und dann wird sich gewundert, wie Mensch reagiert, oder reagieren kann. Die persönliche Verantwortung ist das eine, gesellschaftliche Ursachen etwas anderes.
Einen Kommentar habe ich geschrieben, zu einem Verweis, auf einen Artikel welcher so einfach nicht zu lesen ist, es sei denn, man verfügt über die Druckausgabe der Zeitung.
Kommentar auf Facebook:
Der Mann ist zugegebenermaßen ein Täter und dafür gehört er verurteilt!
Es ist allerdings die Frage zu stellen, wie ein gesellschaftliches System beschaffen ist, welches solche Menschen hervorbringt und Kollateralschaden ist ein in den Medien oft verwendeter Begriff, wenn Zivilisten zum Beispiel in Kriegen wie gegen Jugoslawien, in Afghanistan, oder anderswo dem Kriegstreiben geopfert werden.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse, welche ursächlich für die Anschauungen des Täters sind, spielen in diesem Zusammenhang allerdings keine Rolle, außer das als Quelle das Internet benannt wird. Der Anschlag von Halle steht medial im Mittelpunkt und wie es den Anschein hat, werden die zwei Ermordeten leider auch von den Medien als Kollateralschaden betrachtet, in dem die Aufmerksamkeit auf das ursprüngliche Ziel, und nun auch auf ein zweites Gotteshaus, fokussiert. Diese Auseinandersetzung also religiös verklärt, in dem die Religion als Merkmal menschlichen Seins in den Mittelpunkt gestellt wird.*
*Und das in einem Bundesland, in welchem nicht einmal 20 % der Bevölkerung irgendeiner Religion angehören. Die Bedeutung von Religionen werden in der Gesellschaft überbetont, es wird ein Anteil suggeriert, welcher der Realität nicht entspricht und somit ein völlig falsches Bild von der klassischen Religiosität der Menschen vermittelt. Letztlich führt dieses offiziell befördert dazu, dass zum Beispiel der Anteil von jüdisch oder islamisch gläubigen Menschen überschätzt wird und damit ein Einfluss unterstellt, welcher real nicht vorhanden ist. Dieses zu erkennen ist besonders schwer für Menschen, welche ihre sozialen Kontakte in erster Linie mittels “sozialer” oder anderer Medien pflegen und daraus ihre oft selektiven Informationen beziehen.*
*Im Kommentar zum Vorgang wird der Täter als “ein einsamer Mann ohne Ziel” bezeichnet, was letztlich irreführend ist, denn mit den Folgen seiner Ziele muss sich jetzt ein Gericht beschäftigen, und von der medialen Aufmerksamkeit welche der Täter nun erfährt, konnte er in “seinem früheren Leben” eigentlich nur träumen! Übrigens handelte der Täter nicht nur Menschenverachtend, sondern der Kommentator stößt in dasselbe Horn, in dem er den Täter als “eine erbärmliche Existenz.” charakterisiert, bedient er sich selber primitiver Sprachregeln und vergisst, dass eine “erbärmliche Existenz”, nur Produkt erbärmlicher, gesellschaftlicher Verhältnisse sein kann.
Es drängt sich der Eindruck auf, dass hier keine Tat verurteilt werden soll, sondern ein Vorgang zelebriert, in dem eine verurteilungswürdige Tat hofiert wird. 
Der mit ** gekennzeichnete Text ist nicht Bestandteil des Kommentars auf Facebook.
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Erste Gedanken nach lesen des Kommentars in der Druckausgabe:

wobei der Täter eine Aufmerksamkeit erfährt, welche er eigentlich nicht verdient hat!
In Halle hat es Tote und Verletzte gegeben, zwei Menschen wurden erschossen, willkürlich, weil der Mörder bei einer Synagoge angeklopft hatte und ihm nicht aufgetan wurde. Als etwas anderes kann der Versuch in die Synagoge zu kommen nicht bezeichnet werden, wenn berücksichtigt wird, was ansonsten über diesen Täter berichtet. Da ist es schon verwunderlich, dass er, ausgerüstet und motiviert wie er war, es nicht geschafft hat, eine Tür aufzubrechen, welche bis zum heutigen Tage ihrem Zwecke nach wie vor dient.
Dem klopfenden wurde nicht aufgetan und so wandte er sich vom ursprünglichen Objekt seiner Begierde ab und tötete zwei völlig unbeteiligte Menschen, anschließend ist er geflohen, die Flucht gestaltete sich abenteuerlich, bis die Polizei dem Täter habhaft werden konnte.
Die Tat gab Anlass zum öffentlichen klagen und genauso beiläufig wie der Täter seine Opfer mordete, spielen diese Opfer in der Berichterstattung eine Rolle. Gelegentlich drängt sich beim lesen diverser Berichte das Gefühl auf, dass die Ermordeten nicht so wichtig seien, viel wichtiger, dass der Täter an die Tür einer Synagoge geklopft hat und was nicht alles hätte passieren können, wenn die dort versammelten ihm aufgetan hätten.
Nun ist es zum Prozess gekommen, im Vorfeld widmete die MZ dem Vorfall gute drei Seiten in einer Ausgaben und heute (23.07.20) finden sich Berichte vom Prozess und ein Kommentar. Auf der Titelseite ist zu lesen: “Auch Moschee war im Visier”, Unterüberschrift: “PROZESS Attentäter Stephan B. bezeichnet Todesopfer als “Kollateralschäden” und gibt Einblick in die Anschlagsplanung. Warum nun auch von Mitwissern ausgegangen wird.” Kollateralschäden sind allerdings nichts außergewöhnliches, zumindest der Begriff im Sprachgebrauch deutscher Politiker und Medien, wenn es darum geht zivile Opfer westlicher Kriege zu rechtfertigen.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Kriege, an welchen die Bundesrepublik direkt oder indirekt beteiligt war und ist, angefangen mit dem Krieg gegen Jugoslawien, über den Krieg in Afghanistan, bis hin zum Krieg gegen das syrischen Volk, an welchem die Bundesrepublik mittels Sanktionen und militärischer Unterstützung beteiligt ist.
Der “Attentäter von Halle” findet sich also in deutscher Tradition und bietet so die Möglichkeit für einen “Terrorprozess”, wobei nicht nur er geneigt die Toten als “Kollateralschaden” zu bezeichnen, sondern sie werden zumindest durch die Medien auch als solche behandelt.
Da er in die Synagoge nicht eindringen konnte, hatte er stattdessen Muslime töten wollen.” Also entpuppt sich der angeklagte Kollateralschadenmörder letztlich als “erfolgloser” Gotteskrieger. Nur für welchen Gott ist er in den Krieg gezogen, oder welchem Glauben folgte er mit seinem Ansinnen Gläubige zu töten? Wie kommt er auf solche Gedanken, wie wird ein Mensch so, wie der Täter es geworden ist? Ein Kommentator vermeint die Antwort zu wissen und so ist auf Seite 6 der MZ von heute (23.07.2020) zu lesen, “Brandgefährlicher Versager”, nur warum und worin hat er versagt? “Der Halle-Attentäter ist eine erbärmliche Existenz. Einfach ist der Fall jedoch nicht.” Nun ist der Fall sicher nicht einfach, aber die “erbärmliche Existenz” lässt auf eine erbärmliche und primitive Herangehensweise des Schreiberlings schließen. Das intellektuelle Niveau der Medien findet sich im Verfall, ihre martialische Ausrichtung wird immer offensichtlicher, gut an der Sprachwahl bekennenden Irrationalismus zu erkennen. Es spielt keine Rolle wie ein Mensch so werden konnte und wenn, dann werden die Ursachen in der Regel bei diesem Menschen selbst gesucht, maximal noch in seinem direkten Umfeld, nur ist ein jeder Mensch erst einmal ein gesellschaftliches Wesen und Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse. Wovon in einer Gesellschaft, in welcher die Menschen sich in die Herde des Individualismus einreihen müssen, erfolgreich abgelenkt wird. Und so nimmt der Schreiber des Kommentars seine Kaffeetasse und versucht aus den Bodensatz zu Orakeln was mit dem Angeklagten passiert sein könnte. “Ein einsamer Mann ohne Ziele.” ist zu lesen, wobei zumindest sich Ziellosigkeit mittels vollbrachter Tat widerlegen lässt. Ohne Ziel hätte er sich nicht nach Halle begeben, ohne Ziel seine Tat nicht vorbereitet und vollbracht.
Nun leugnet der Täter seine Taten nicht, auch leugnet er seinen “tiefen Hass auf Juden und Migranten.” nicht, nur entsteht ein solcher Hass nicht einfach so, er hat Ursachen und wird oft medial gefördert. Die Ursachen für diese Taten sind gesellschaftlicher Natur, sie haben gesellschaftliche Ursachen, sind Produkt der herrschenden Ideologie und diese ist die Ideologie der Herrschenden. Er ist ein funktionierendes Werkzeug, welches gebraucht und im Prozess weiter genutzt wird.

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