Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Mittwoch, 10. Januar 2024

Bauernaufstand?

Die Proteste der Bauern sind aktuell medial präsent, sie können auch nicht übersehen werden, sie finden in der Fläche statt und viele Regionen sind betroffen, vor allem auch der Verkehr auf Straßen und Autobahnen. Die Bundesregierung ist zwar im Vorfeld der Proteste etwas zurück gerudert, konnte damit aber von den eigentlichen Problemen nicht ablenken.

Nun sind es die Bauern nicht allein, welche diesen Protest tragen, sondern viele Speditionen beteiligen sich daran, auch denen wird das Leben in unserem Land immer schwerer gemacht. Nicht zu vergessen die breite Unterstützung aus der Bevölkerung. Es ist die abstürzende Mittelschicht, es ist der abstürzende Mittelstand, welcher mobilisiert und so spielen in den Aufrufen die Beschäftigten, die Arbeiter im allgemeinen keine Rolle. Bauern, Spediteure, Händler, kleine Warenproduzenten, Handwerker, Gastronomen etc. sind die treibenden Kräfte, das Proletariat ist zwar beteiligt, deren Interessen werden allerdings nicht unabhängig betrachtet, sondern in manifestierter Abhängigkeit von den Unternehmen. Das Proletariat in unserem Land ist gegenwärtig leider keine selbständig agierende politische Kraft, überhaupt geht es in den Forderungen um ökonomische Interessen, welche durchaus sehr verschieden sind. Zu Beiträgen im ach so sozialen Netz habe ich zum Thema folgende Kommentare geschrieben:

Erster Kommentar: Als die DDR verschwand, verschwand mit ihr eine moderne landwirtschaftliche Produktionsweise, sie wurde ersetzt durch eine subventionierte, längst überholte landwirtschaftliche Produktionsweise. Der klassische Familienbetrieb in der Landwirtschaft ist längst Geschichte, es wird auch nicht mehr von Bauern gesprochen, sondern von Landwirten. Die kapitalistische Produktionsweise macht um die Landwirtschaft keinen Bogen, objektiv wirkende Gesetzmäßigkeiten entfalten ihre Wirkung und die Folgen können nur mittels Subventionen einigermaßen für die Bauern kompensiert werden. Das Höfesterben ist allgemein, im Westen mehr als im Osten, da die DDR in gewisser Weise nachwirkte und wirkt. Und auch wenn es viele Bauern gab, die nach dem Untergang des DDR anfingen wieder allein zu wirtschaften, blieben bestehende wirtschaftliche Strukturen erhalten. Genossenschaften können nicht wie Volkseigene Betriebe privatisiert werden, Genossenschaften sind als eine Form des Geneineigentums keine sozialistische Erfindung, diese gab und gibt es in der BRD ebenfalls und somit auch entsprechende Rechte. Die Perspektive der Landwirtschaft in diesem Land liegt, als Gegengewicht zu den großen Agrarkonzerne, nicht im auf Subventionen angewiesenen bäuerlichen Kleinbetrieb, sondern in der Genossenschaft. Trotz alledem ist der Widerstand der Bauern im Kampf gegen den Subventionsabbau gegenwärtig zu unterstützen.

Zweiter Kommentar: Warum sollten sie nichts ändern? Die Welt verändert sich beständig, auch wenn aus den meisten Bauern Landwirte geworden sind, also Warenproduzenten der neueren Art. Nur was unterscheidet diese von den Agrarkonzernen, die Art und Weise der Produktion, es sind kleine Warenproduzenten, ihr Hauptproduktionsmittel ist ihr Grund und Boden, es handelt sich weitestgehend um einfache Warenproduktion, W-G-W, die Monopole agieren hingegen rein kapitalistisch, G-W-G. Die Bauern kämpfen um nicht mehr, aber auch nicht weniger, als um ihre Existenzgrundlage. Objektiv betrachtet, ist diese Produktionsweise historisch überholt, sie wurde in der BRD mittels Subventionen am Leben erhalten, auch wenn das Höfesterben eine ständige Erscheinung darstellt.

Nur warum wird den Bauern gerade jetzt der Geldhahn abgedreht? So oder so liegt es an den Bauern selbst, sich aus diesem Elend zu befreien, zum Beispiel durch die Bildung von größeren Wirtschaftseinheiten, das können Übernahmen sein, aber auch Genossenschaften. Da im Falle von Übernahmen Geld fließt, ist diese Variante aus objektiven Gründen im Interesse der Bauern wenig praktikabel.

Aber was soll es, vielleicht kommt ja die Große Wiedergeburt der Einzelbauernhöfe, wenn schon die Energieversorgung in diesem Land auf vorindustrielle Energiequellen umgestellt wird und eine Deindustrialisierung längst eingeläutet.

Es sei an ein Jubiläum erinnert, 2024/25 der große Bauernkrieg, es fehlt nur noch ein Müntzer.





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