Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Donnerstag, 18. Januar 2024

Bauernprotest: Gedanken zu einem Beitrag in der MZ.

Vorgestern (16.01.2024) in der MZ gelesen, Bauernproteste sind es gewesen, welche diesen Beitrag animierten, da die Bauern tüchtig gegen die Politik im Staate demonstrierten. Und was ist schon Widerstand in diesem Land, wenn er als extrem nicht wird erkannt, oder als eigentlich unnötig. Nun wurde über die Unterwanderung der Proteste durch rechte und extreme, oder waren es rechtsextreme, des öfteren berichtet und so manches wurde auch gedichtet, frei erfunden und unumwunden als erkannte Wahrheit verkündet, denn wer Protestiert in diesem Land, der geht von vornherein in Sünde.

Der Beitrag in der MZ ist ein Stück aktueller Propaganda, zum Zwecke die Proteste zu delegitimieren, denn nötig haben die Bauern das eigentlich nicht, geht es ihnen doch gut, sie machen Gewinne. So ist der Beitrag überschrieben: „Bauern machen guten Gewinn“ und die Unterüberschrift verkündet: neuste Daten aus Sachsen-Anhalt belegen ein sehr erfolgreiches Wirtschaftsjahr 2021/22.“ und wohin die Reise geht ist zu erfahren: „In Berlin protestieren Tausende mit Treckern gegen Kürzungspläne der Ampelregierung.“ Warum eigentlich, wenn die Gewinne im vorletzten Wirtschaftsjahr doch gut? Sollen die Menschen fragen.

Nur was ist das für ein Mief, es ist doch alles relativ und gelegentlich Statistik, einzig der Durchschnitt zählt, egal wie frohlockt, egal wie sich gequält. So ist der Fluss im Durchschnitt nur ½ Meter tief, eine Herde von Kühen ist trotzdem ersoffen und nicht nur der Hirte war betroffen.

So allerdings festgestellt, die Bauern machen Gewinne, ist der Protest zu hinterfragen, ihnen geht es gut, wie können sie es vagen, ihren Prozess bis Berlin zu tragen, wo ist ihr Recht, selbst wenn es nur moralisch sei?

Von der Steigerung der Gewinne profitieren in Sachsen-Anhalt landwirtschaftliche Betriebe in allen Rechtsformen und allen Produktionsausrichtungen.“, ist zu lesen und dann kommen Zahlen dieses zu untermauern, es verdienten gut, die Bauern, „Alleininhaber im Haupterwerb kamen vor Steuer im Durchschnitt auf einen Gewinn von 106.000 Euro, Personengesellschaften – dazu zählen vor allem die Rechtsform GbR – erzielten 182.000 Euro, juristische Personen wie GmbHs kamen auf einen Gewinn von 428.000 Euro.“ Ein Wermutstropfen darf nicht fehlen, denn „bei Alleininhabern und Personengesellschaften müssen vom Gewinn noch Lohn und Sozialabgaben für Inhaber und eventuell mithelfende Familienmitglieder abgezogen werden.“ Was sich ja nicht schlecht anhört und immerhin wurden Daten von „288 Testbetrieben“ zugrunde gelegt. Und so „urteilt der Agrarökonom Alfons Balmann vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Halle. „Das sind sehr gute Ergebnisse, mit denen Sachsen-Anhalt auch deutschlandweit vorn liegen dürfte“.“ Da darf es ein zweiter Wermutstropfen sein, „allerdings hätten die die Landwirte in den vergangenen Dürrejahren zuvor Rückschläge hinnehmen müssen. „Deshalb sind solche Jahre für die Betriebe sehr wichtig“, sagt Ballmann.“ Anschließend wird vom Durchschnitt abgewichen und festgestellt, dass Gewinne abhängig vom Hauptprodukt und mit Milch mehr eingenommen werden konnte als in den Jahren zuvor.

Soweit so gut, die Erfolge sind vermerkt, es wurde verglichen und Erfolg zelebriert. Also warum bleiben die Bauern nicht stumm, wenn gute Gewinne erzielt werden? Und so wird dann doch relativiert, für den Leser, welcher den ganzen Text gelesen und sich durch die Verkündigungen nicht einlullen lies, ist zu erfahren, das es „generell … große Unterschiede... zwischen den stärksten und den schwächsten Betrieben“ gibt. Die Differenzen sind nicht schlecht, auch wenn sie an und für sich nicht gut, „so erzielten unter den Alleininhabern im Hauptgewerbe die erfolgreichsten einen Jahresgewinn von 253.000 Euro, in der Gruppe der Schwächsten waren es lediglich 5.100 Euro.“

Nun geht es um Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt und der oben angedeutete Unterschied zum Westen wird auch benannt, die Ursachen hingegen können zwischen den Zeilen gelesen werden, denn „während in den bäuerlichen Familienbetrieb im Westen und Süden Deutschlands das Höfesterben voranschreitet, ist die Zahl der Betriebe in Sachsen-Anhalt stabil – aktuell sind es 4.344. Neun Prozent davon gehören einer Unternehmensgruppe an, sie beackern aber 45 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.“ Ein Erbe der modernen Strukturen in der Landwirtschaft der DDR, zum einen sind etliche Betriebe heute noch Genossenschaften, oder sind aus diesen hervorgegangen, da Genossenschaften entgegen Volkseigen Betrieb nicht so einfach zu enteignen und privatisieren waren. Da es Volkseigene Betriebe auch in der Landwirtschaft gab, standen mit deren Enteignung ihr Eigentum zur Privatisierung zur Verfügung. Die Eigentumsverhältnisse in der DDR waren grundsätzlich andere als in der Bundesrepublik und so wurden große Flächen vom Staat verwaltet und den landwirtschaftlichen Betrieben zur Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt, diese Flächen wurden später neu verpachtet, oder privatisiert, oft zu Preisen, welche sich die Landwirte (insbesondere landwirtschaftliche Kleinbetriebe) nicht leisten konnten. Die Industrielle Landwirtschaft der DDR bot eine gute Grundlage für die heutigen landwirtschaftlichen Strukturen in Sachsen-Anhalt und wenn eine Unternehmensgruppe, welche mit 9 Prozent der Betriebe, 45 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewirtschaftet, ist es durchaus bezeichnend und steht für zukünftige Entwicklungen in der Landwirtschaft.

Die Bundesdeutsche Landwirtschaft ist klassischerweise eine subventionierte Landwirtschaft, die Subventionen standen den Höfesterben in der Vergangenheit nicht im Wege und es wird in der Zukunft nicht anders sein.

Die aktuelle Bundesregierung vertritt weitestgehend die Interessen von Monopolen, ob es sich dabei um Monopole in der Industrie, oder in der Landwirtschaft handelt, spielt keine Rolle. Mit dem Streichen von Subventionen wird nicht mehr, aber auch nicht weniger, als die Umverteilung in der Landwirtschaft von den „Kleinen“ zu den „Großen“ gefördert.

Aktuell sind es sogenannte Investoren, oft in Form von Vermögensverwaltern, nicht nur an kurzfristigen Gewinnen interessiert, kaufen diese auf, was sich aufkaufen lässt. Wie oben Zitiert, 45 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Sachsen-Anhalt werden heute von 9 Prozent der Betriebe, in der Hand einer nicht genannten Unternehmensgruppe bewirtschaftet. 


 

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