Zum Ende des letzten Jahres und zum Anfang diesen Jahres war Hochwasser ein Thema, ein politisches, aber auch ein praktisches. Praktisch vor allen für Menschen welche von diesen betroffen, politisch weil genutzt allgemeinen Weltuntergang weiter zu propagieren, die Apokalypse naht, das Hochwasser ist einer der Vorboten, oder so ähnlich. Zu einem Beitrag im a so sozialem Netz fand sich zu einem Beitrag folgender Kommentar:
„Ob die Vogelliebhaber daran Schuld sind, kann berechtigterweise bezweifelt werden, das zu wenig abgelassen wurde ist allerdings Realität und das nicht nur an diesem Stausee.“
Es wird gesucht nach Sündenböcken, irgendetwas muss Schuld sein, freuen wir uns des Lebens, es ist vergebens, mit der Flut gehen wir unter, es lebe der Klimawandel, die Einfältigen bleiben Kleben und Aufklärung wird an den Pranger gestellt, es geht allerdings nicht unter, die WELT, sonder das gesellschaftliche System in dem wir leben.
Hochwasser und Hochwassertourismus, nicht nur der Bundeskanzler reist durch die Lande und niemand wird allein gelassen, Solidarität wird beschworen und verkündet, gezeigt werden überschwemmte Wiesen und Felder, sowie Deiche, welche mit Sandsäcken verstärkt werden. Aber auch im Fall des Hochwassers ist es wie mit der Pandemie und dem Krieg, Erfolge müssen organisiert werden. Und sie werden organisiert, das aktuelle Hochwasser wurde gewollt, oder ungewollt vorbereitet.
In den letzten Tagen des letzten Jahres bin ich über den Harz nach Nordhausen gefahren und durch die Goldene Aue an der Talsperre Kelbra vorbei. Die Talsperre wurde von 1962 bis 1966 als Hochwasserrückhaltebecken errichtet, diente somit dem Hochwasserschutz und nun fällt etwas mehr Regen im Winter und die Talsperre kann das Wasser nicht aufnehmen, wie sie es eigentlich müsste und wie es die Erbauer in der DDR einst vorgesehen. Woran liegt es?
Im November, schönes Wetter in Quedlinburg, aber es war ein kalter, nasser Tag am Kyffhäuser, entschlossen wir uns einen Sonntagsausflug nach Bad Frankenhausen, mit Abstecher zum Kyffhäuserdenkmal zu machen. Auf dem Rückweg ging es noch zur Talsperre, in der Hoffnung dort auf eine Ansammlung von Kranichen zu treffen. Auf Kraniche sind wir nicht gestoßen, dafür konnten wir feststellen, dass der Stausee sehr gut gefüllt war. Eigentlich sollte dieses vor dem Winter nicht der Fall sein. Selbes trifft auch auf andere Talsperren zu, so zum Beispiel auf die Rappbodetalsperre welche ich am letzten Tag des Jahres besuchte. Diese wurde in der DDR von 1952 bis 1958 errichtet und diente dem Hochwasserschutz, der Trinkwasserbereitstellung und der Stromerzeugung. An dieser Talsperre bin ich öfters im Jahr, weniger wegen der Sperre selbst, sondern eher auf Grund der touristischen Bauten im Bereich dieser Talsperre. So findet sich zum Beispiel parallel zur Staumauer die längste Hängebrücke ihrer Art in der Welt und weiter neuzeitliche Attraktionen nicht nur für Touristen.
Ein Anziehungspunkt für Besucher war die Staumauer schon vor den neueren Attraktionen und lange Zeit gab es im Bereich der Staumauer eine betreute Station der URANIA, von welcher es einen guten Blick auf die Staumauer gab. Heute finden sich an dieser Stelle nach wie vor Schautafeln.
In den 1990ziger Jahren, als es die neuen Attraktionen noch nicht gab, war diese Station noch besetzt. Mit einen Herren habe ich mich etwas länger unterhalten, Anlass war mein Erstaunen, warum das Hauptbecken der Talsperre so wenig Wasser hatte. Und so konnte ich erfahren, dass es eigentlich noch viel zu viel Wasser war, es war Mitte September und bis zum Winter müsste noch einiges abgelassen werden, damit die Niederschlage des Winters aufgenommen werden können. Seit 1990 wurde immer weniger Wasser abgelassen, Wasser ein Ware, welche gut zu verkaufen und haben ist besser als brauchen. Eine neue Logik durchzog das Land und wenn ich mich recht entsinne, habe ich die Talsperre später nie wieder so leer gesehen, wie in oben erwähnten September.
Im April 1994 gab es Hochwasser im Harz, es hat stark geregnet und die Flüsse, welche nicht über entsprechend Rückhaltebecken verfügten, traten über die Ufer. Erlebt habe ich diese an der Selke und an der Wipper.
Früh ging es nach Halle, hinter Ermsleben lief das Wasser in Strömen von den Feldern, der Selke entgegen. Als es am späten Nachmittag zurück ging, waren eine Reihe von Brücken und Straßen schon nicht mehr passierbar und gesperrt, der Umweg war nicht gering, um wieder nach Hause zu kommen. Die Bode in Quedlinburg war Oberkante Unterlippe, also kurz vorm überlaufen und es ist auch bei kurz davor geblieben, damit die Talsperre nicht überläuft wurde soviel abgelassen wie möglich. Das wird zur Zeit an der Talsperre in Kelbra auch getan, wie der Zeitung vor einigen Tagen zu entnehmen und führt sicher in den abfließenden Bereichen zu entsprechenden Belastungen, mit welchen sich dort auseinandergesetzt werden muss.
Nur was nutzt Hochwasserschutz, wenn es kein Hochwasserschutz mehr ist, da zu wenig Wasser abgelassen um Raum für neues zu schaffen? Dazu sei zu bemerken, dass die Goldenen Aue im Mittelalter erst trocken gelegt wurde und vor der Trockenlegung zweidrittel See waren. Also was nutzt es Hochwasserrückhaltebecken zu bauen, wenn diese diesem Zweck nicht dienlich sein können, da zu viel Wasser drin? Wie schon geschrieben, Erfolgen können organisiert werden, die gegenwärtig beklagten Hochwasser müssten so nicht sein, zumindest nicht dort, wo Rückhaltebecken gebaut wurden.
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