Quarmbeck
ist ein Thema, welches eigentlich nicht nur die Bewohner dieses
Stadtteils betrifft, der Abriss der städtischen Wohnungen in diesem
Gebiet wird auch Folgen für Bürger der Stadt Quedlinburg haben.
Jüngst fand zum Thema Abriss eine Veranstaltung in Quarmbeck statt
und die
MZ
berichtet ausführlich darüber. In der Druckausgabe der Zeitung ist
folgende Aussage des Geschäftsführers der städtischen
Wohnungsgesellschaft besonders hervorgehoben:
„Breuels
Antwort diente hingegen nicht zur Besänftigung: „Das hat nichts
mit den Menschen zu tun.““ … „Das hat nichts
mit den Menschen zu tun“, treffender könnte der
Geschäftsführer der Wowi diese Situation nicht formulieren, es hat
nichts mit den Menschen zu tun, es geht nicht um die Menschen, nicht
um deren Interesse, diese sind schlicht und einfach nur ein Spielball
politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen. Der Mensch spielt
keine Rolle, es ist egal was aus ihm wird, er hat zu funktionieren,
dahin zu marschieren, wo er hingeschickt! Anstatt über Möglichkeiten
nachzudenken, wie dieser Wohnstandort aufgewertet werden könnte,
werden die Voraussetzungen für den Abriss geschaffen. Langfristig
vorbereitet, wird Widerstand gegen den Abriss gespalten, um letztlich
die Interessen der Bewohner gänzlich negieren zu können.
Quarmbeck
soll abgerissen werden, weil der Leerstand hoch, nur warum ist er so
hoch? Weil Jahre vor Abrissbeschluss der Zuzug unterbunden wurde und
nachdem der Abriss beschlossen, konnte davon ausgegangen werden, dass
keiner zuziehen wird, ganz im Gegenteil, einige Bewohner packen ihre
Sachen und verlassen das Wohngebiet schon.
Aber
ist der Leerstand für die städtische Wohnungsgesellschaft wirklich
so drückend? Ist er daran Schuld, dass die
Gesellschaft Verluste zu verbuchen hat? Wobei
„- rückwirkend zu
zahlende Beiträge für Kanalanschlüsse - in Höhe von 390.000 Euro
–„ zu Buche schlagen.
Der Gesamtverlust für 2015 wurde mit
„121.000 Euro“ veranschlagt. Das die
„Beiträge für
Kanalanschlüsse“ eine politische Entscheidung waren, wird
nicht vermerkt, obwohl sie der eigentliche Grund für die Verluste
des Unternehmens sind. Ohne diesen Beitrag hätte die
Wohnungswirtschaftsgesellschaft keinen schlechten Gewinn
erwirtschaftet.
Also warum abreißen?
Weil dass das einzige ist was die Stadtverwaltung, der Stadtrat
können, um Einfluss auf die Entwicklung des Wohnungsmarkts zu
nehmen. Offensichtlich wird dies an der Tatsache, dass es zu
realisierende Wohnprojekte in der Stadt gibt, so stehen mehrere
Gebiete zur Bebauung mit Einfamilienhäusern zur Verfügung, welche
vermarktet werden wollen, dazu kommen weitere Wohnprojekte, wie z. B.
im Objekt der ehemaligen Farbchemie. All diese Investoren brauchen
Mieter und Nutzer, doch woher diese nehmen, in einer Stadt, in
welcher eine Politik betrieben wird, die dazu führt das Menschen
eher weg-, als zuziehen! Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran,
dass allein aus der Kernstadt seit 1990 über 7000 Menschen zu
Wirtschaftsflüchtlingen wurden! Und auch wenn die Gründe für den
Wegzug verschieden sein können, haben die meisten Menschen diese
Stadt verlassen, weil sie ihren Lebensunterhalt hier nicht mehr, oder
schlechter als anderswo bestreiten konnten. Sie teilten das
Schicksal vieler Ostdeutscher, nach Deindustrialisierung wurden
viele zu Berufspendler und als dieses sich nicht veränderte, wurden
die Sachen gepackt und näher an den Arbeitsplatz gezogen. Die Stadt
folgte dem Wegzug vieler Menschen mit dem Abriss von Wohnungen,
allerdings sind die Menschen schneller weggezogen, als Wohnungen
abgerissen werden konnten, zudem kostet auch der Abriss von Wohnraum
Geld und die Stadt war auf Zuschüsse angewiesen. Eine Wendung in der
Politik führte dazu, dass es erst einmal keine Fördermittel zum
Abriss von Wohnungen mehr geben sollte, allerdings soll es derlei
Mittel für den Abriss von Quarmbeck wieder geben.
Gegenwärtig stagniert
der Wegzug scheinbar, allerdings scheint es in Quedlinburg noch zu viel
preiswerten Wohnraum zu geben und da der Oberbürgermeister des
öfteren schon von der Aufwertung des Wohnstandortes Quedlinburg
sprach, ist dieser im Weg, um letztlich das allgemeine Mitniveau
anzuheben. So gesehen geht der Abriss Quarmbecks allen etwas an,
vor allen den Mietern in dieser Stadt, welche ein Interesse an
preiswerten Wohnraum haben!
Seid ich obigen Beitrag geschrieben, ist einiges Wasser die Bode hinabgeflossen und in Quarmbeck sind die ersten Objekte schon abgerissen. Es gab zum Thema noch einige Aktionen und Berichte in der MZ, die Aktionen liefen zum Teil ins leere, vielleicht auch dem Umstand geschuldet, dass sich das Aktionsbündnis hat spalten lassen. Nach Alternativen wurde von Seiten der Stadt und ihres Wohnungsunternehmens nicht gesucht und auf Vorschläge wurde nicht eingegangen. Politisch motiviert, mit dem über Jahre hinweg geschaffenen Leerstand begründet, wurde beschlossen, das die preiswerten Wohnungen der städtischen Wohnungsgesellschaft weg müssen, sozusagen Alternativlos! Das Schicksal der Bewohner interessiert nicht, zum Teil wird in Häusern auch geplündert, was nicht niet und nagelfest ist und die dort wohnenden nicht unbedingt begeistert.
AntwortenLöschenNun gab es wieder eine Aktion von Bewohnern dieses Stadtteil, mit Unterstützung von ehemaligen Bewohner und die MZ berichtet über die Aktion, der Bericht ist im der Internetausgabe unter folgender Adresse zu finden: https://www.mz-web.de/quedlinburg/altbau-abriss-oberbuergermeister-bekommt-frust-aus-quarmbeck-ab-29259344