philosophische
Kategorie, die den gesellschaftlichen Prozess der Veränderung, der
Umgestaltung der objektiven Realität, der Natur und Gesellschaft durch
die Tätigkeit der Menschen widerspiegelt; denn um die materielle Welt zu
verändern, „bedarf es der Menschen, welche eine praktische Gewalt
aufbieten“. MEW, Bd. 2, S. 129) Der Mensch, wirkt mir allen seinen
Mitteln, mit seinen natürlichen Organen und künstlichen Werkzeugen
(Maschinen, automatischen Systemen), auf die Dinge und Erscheinungen der
Natur ein, bildet sie um und verändert dadurch sich selbst. Die
praktische Tätigkeit der Menschen ist zugleich aber immer bewusste,
zweckgerichtete Tätigkeit, gegenständlicher Veränderung der objektiven
Realität zu bewusst gewollten Zwecken. Folglich ist die Praxis Grundlage
und Ziel der Erkenntnis.
In
der marxistisch-leninistischen Philosophie wird der Praxisbegriff
materialistisch erklärt und nachgewiesen, dass die Praxis ein objektiver
Prozess ist, der in seiner konkret-historischen Form durch die
objektiven gesellschaftlichen Verhältnisse, vor allem die
Produktionsverhältnisse und Produktivkräfte, determiniert wird. „Die
Gesetze der Außenwelt … sind die Grundlagen der zweckmäßigen Tätigkeit
des Menschen. Der Mensch hat in seiner praktischen Tätigkeit die
objektive Welt vor sich, ist von ihr abhängig, lässt durch sie seine
Tätigkeit bestimmen.“ Lenin, Bd. 38, S. 177/178) Die Praxis umfasst die
gesamte materielle Lebenstätigkeit der Menschheit, die unmittelbar auf
die Umgestaltung der objektiven Realität gerichtet ist. Daher entwickelt
sie sich in Abhängigkeit von den gesellschaftlichen Verhältnissen in
verschiedenen Formen, wie der Produktionstätigkeit, die im Verlauf der
ganzen Menschheitsgeschichte die grundlegende Form der Praxis bleibt
(Arbeit); der politischen Tätigkeit, die an die Existenz von Klassen und
Staaten gebunden ist (Politik); der experimentellen, kulturellen,
pädagogischen u. a. gesellschaftlichen Tätigkeit. In der
Klassengesellschaft hat die Praxis Klassencharakter und wird von
Klasseninteressen geleitet. Der Begriff der Praxis widerspiegelt das
Wesentliche der spezifisch menschlichen Existenzweise des sozialen
Lebensprozesses; er ist daher für die gesamte marxistisch-leninistische
Philosophie und besonders für die Erkenntnistheorie ein fundamentaler
Begriff.
Vor allem die Praxis
bedingt die Widerspiegelung der Wirklichkeit im Bewusstsein der
Menschen; sie ist die wesentlichste Grundlage der Erkenntnis, da sie dem
Menschen überhaupt erst den Zugang zur materiellen Welt eröffnet. Die
Praxis ist die entscheidende Triebkraft des Erkenntnisprozesses, denn
die praktischen Bedürfnisse der Menschen lenken die Erkenntnisse auf
bestimmte Objekte und Aufgaben und stimulieren den Fortschritt des
Erkennens. Da die Erkenntnis schließlich dazu führt, neue Möglichkeiten
der Naturbeherrschung und der Gestaltung der gesellschaftlichen
Verhältnisse zu schließen, ist die Praxis das letzte Ziel aller
Erkenntnis.
Weiter dient die Praxis in der Erkenntnis als Kriterium der Wahrheit,
und zwar ist sie das höchste Kriterium der Wahrheit, weil sie zum
Unterschied von anderen möglichen Kriterien die Erkenntnis mit der
objektiven Realität so verhindert, dass die Wahrheit oder Falschheit
einer Aussage feststellbar wird.
Angelehnt an: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 753/54.
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