grundlegende qualitative
Umgestaltung der Gesellschaft als Ganzes oder einzelner, wesentlicher
gesellschaftlicher Bereiche (z.B. die wissenschaftlich-technische
Revolution, die Revolution auf dem Gebiet der Ideologie und Kultur
usw.), eine der wichtigsten Phasen und Formen der gesellschaftlichen
Entwicklung. Unter einer sozialen Revolution versteht man eine
qualitative Umwälzung in der Gesellschaft, in deren Ergebnis eine
historisch überlebte ökonomische Gesellschaftsformation durch eine
andere, progressive abgelöst wird. Soziale Revolutionen sind in der
antagonistischen Klassengesellschaft eine gesetzmäßige Erscheinung. Ihre
eigentliche, tiefere Ursache besteht im Konflikt zwischen entwickelten
Produktivkräften und den überlebten Produktionsverhältnissen. Dieser
Konflikt ist die soziale Grundlage des Klassenkampfes zwischen den
aufstrebenden und den reaktionären Klassen, welche die überlebten
Produktionsverhältnisse und die darauf beruhende soziale und politische
Ordnung mit allen Mitteln, insbesondere der Staatsgewalt, verteidigen.
Die soziale Revolution ist der Höhepunkt des Klassenkampfes. Das
politische Hauptmerkmal der sozialen Revolution ist der Übergang der
Staatsmacht aus den Händen der herrschenden reaktionären Klasse in die
Hände der revolutionären Klasse. Deshalb ist jede soziale Revolution
zugleich eine politische Revolution.
Mit
der Eroberung der Staatsmacht kann die revolutionäre Klasse ihre
Interessen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens durchsetzen.
In der proletarischen Revolution können die neuen
Produktionsverhältnisse überhaupt erst nach der politischen Entmachtung
der Bourgeoisie geschaffen werden. Wenn Klassen einander ablösten, so
änderten sie stets das Verhältnis zum Eigentum. Darin besteht das
ökonomische Hauptmerkmal sozialer Revolutionen. Soziale Revolutionen
sind die „Lokomotiven der Geschichte“ (Marx, MEW, 7, S. 85); in
revolutionären Epochen erfolgt eine gewaltige Beschleunigung der
gesellschaftlichen Entwicklung; in den Revolutionen tritt die
geschichtsbildende Kraft der Volksmassen in besonders hohem Maße hervor.
Nicht jeder Übergang der Macht einer Klasse in die Hände einer anderen
Klasse ist eine Revolution. Wenn es einer überlebten, bereits
entmachteten Klasse gelingt, ihre Herrschaft zeitweilig
wiederherzustellen, oder wen sie diesen Versuch unternimmt, so spricht
man von einer Konterrevolution. Der Begriff der Revolution ist auch
nicht mit dem Begriff „bewaffneter Aufstand“ oder „Bürgerkrieg“
identisch. Obwohl die Mehrzahl der Revolutionen gewöhnlich mit
bewaffneten Zusammenstößen der Klassen verbunden ist, gab es in der
Geschichte dennoch zahlreiche bewaffnete Aufstände und Bürgerkriege, die
nicht den Charakter einer Revolution hatten, weil die nicht darauf
zielten, eine neue sozialökonomische Ordnung zu errichten. Andererseits
sind Revolutionen auch ohne bewaffneten Aufstand, ohne Bürgerkrieg
möglich. Die inneren Widersprüche einer Gesellschaft sind die
Hauptursachen einer Revolution. Das bedeutet aber nicht, dass äußere
Widersprüche unbedeutend wären. Äußere Widersprüche wirken auf diese
oder jene Weise auf die inneren ein, können sie verschärfen, eine
revolutionäre Entwicklung beschleunigen oder auch verlangsamen. Es gibt
Revolutionen, die sowohl die Lösung der äußeren als auch der inneren
Widersprüche zum Ziel haben (nationale Befreiungsrevolutionen). Generell
gewinnen internationale Faktoren für das Heranreifen und die
Durchführung sozialer Revolutionen gegenwärtig an Bedeutung. Der
Charakter einer Revolution wird durch ihre historische Aufgabe und ihre
Triebkräfte, durch die Klassen, die sie tragen, und deren politischen
Reifegrad bestimmt. Träger der Revolution sind in der Regel die
Volksmassen, an deren Spitze revolutionäre Klassen stehen. Eine aktive
revolutionäre Minderheit vermag allerdings als Motor der Revolution zu
wirken. Beispielsweise sind nicht alle bürgerlichen Revolutionen
wirklich Volksrevolutionen. Proletarische Revolutionen sind in jedem
Falle Volksrevolutionen; ihr Sieg beruht auf der Unterstützung durch die
Mehrheit der Werktätigen.
Die bürgerliche Revolution hat
in der Regel die Aufgabe, den rückständigen feudalistischen Überbau zu
beseitigen, um der kapitalistischen Basis, die sich im Schoß des
Feudalismus entwickelt hatte, freie Entfaltungsmöglichkeiten zu
schaffen. Mit der Übernahme der Macht durch die Bourgeoisie endeten
diese Revolutionen gewöhnlich. Jedoch unterscheiden sich die
Revolutionen im 17., 18. und 19. Jahrhundert wesentlich von den
bürgerlich-demokratischen Revolutionen in der Epoche des Imperialismus
und in der gegenwärtigen Epoche. Der Kapitalismus ist in das Stadium
seines Niedergangs und Verfalls eingetreten. Die Monopolbourgeoisie hat
ihre Fähigkeit verloren, Führer des gesellschaftlichen Fortschritts zu
sein, sie hat sich in eine reaktionäre Klasse verwandelt.
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