In der Jungen Welt fand sich vor einigen Tagen ein Beitrag
zum Thema ritueller Bescheidung bei jungen Mädchen und Frauen. Ein Thema,
welches zurzeit anscheinend an Bedeutung gewinnt, zumindest wird es mehr als in
der Vergangenheit in den Fokus gerückt und das sicher nicht ohne Grund und
Berechtigung. Leider werden solche Themen auch gern instrumentalisiert, das ist
oft der Fall, wenn ein Problem einseitig und eingeschränkt Beachtung findet,
den eigenen Kulturkreis negierend. So hatte ich mich mit dieser Problematik an
anderer Stelle
schon beschäftigt und zum Beitrag in der Jungen Welt folgenden Leserbrief
gesendet, welcher allerdings bis heute keine Veröffentlichung erfahren hat.
Halbherziges Streben
Und so wird gefordert, aber auf
halben Weg stehen geblieben und Illusion verbreitet. Das genitale Verstümmelung
beim männlichem Geschlecht keine Berücksichtigung findet, weil es
„im Rahmen einer Zeremonie vorgenommen
werde, die die Männlichkeit feiere und hervorhebe,“ ist nicht nur Ausdruck
von Inkonsequenz und Halbherzigkeit, sondern auch Zeichen für das Einknicken
der Akteure vor dem Ritual. Die zu beschneidenden Knaben, im Judentum am achten
Lebenstag, sind sich einer solchen Zeremonie sicher nicht bewusst. Das es bei
Mädchen übrigens ähnlich ist, war einer Ausstellung der
Organisation Mitte
November letzten Jahres in Quedlinburg zu entnehmen, denn es ist nicht so, dass
die Beschneidung des weiblichen Geschlechts keinen zeremoniellen Charakter
hätte. Letztlich sind solche, kulturell bedingte und religiös begründete
gesellschaftliche Erscheinungen historisch entstanden, sind gesellschaftlichen
Bedingungen geschuldet. Solche Rituale, zu welchen Genitalverstümmelungen
gehören, sind schwerlich zu bekämpfen in dem sie angeprangert, sondern nur in
dem die gesellschaftlichen Ursachen für diese beseitigt werden. Auch hier
trifft zu was
Marx schon vor über 100 Jahren feststellte:
„Der Kampf
gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren
geistiges Aroma die Religion ist.“
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