Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Samstag, 15. Februar 2014

Halbherziges Streben - ein Leserbrief


In der Jungen Welt fand sich vor einigen Tagen ein Beitrag zum Thema ritueller Bescheidung bei jungen Mädchen und Frauen. Ein Thema, welches zurzeit anscheinend an Bedeutung gewinnt, zumindest wird es mehr als in der Vergangenheit in den Fokus gerückt und das sicher nicht ohne Grund und Berechtigung. Leider werden solche Themen auch gern instrumentalisiert, das ist oft der Fall, wenn ein Problem einseitig und eingeschränkt Beachtung findet, den eigenen Kulturkreis negierend. So hatte ich mich mit dieser Problematik an anderer Stelle schon beschäftigt und zum Beitrag in der Jungen Welt folgenden Leserbrief gesendet, welcher allerdings bis heute keine Veröffentlichung erfahren hat.

Halbherziges Streben
Und so wird gefordert, aber auf halben Weg stehen geblieben und Illusion verbreitet. Das genitale Verstümmelung beim männlichem Geschlecht keine Berücksichtigung findet, weil es „im Rahmen einer Zeremonie vorgenommen werde, die die Männlichkeit feiere und hervorhebe,“ ist nicht nur Ausdruck von Inkonsequenz und Halbherzigkeit, sondern auch Zeichen für das Einknicken der Akteure vor dem Ritual. Die zu beschneidenden Knaben, im Judentum am achten Lebenstag, sind sich einer solchen Zeremonie sicher nicht bewusst. Das es bei Mädchen übrigens ähnlich ist, war einer Ausstellung der Organisation Mitte November letzten Jahres in Quedlinburg zu entnehmen, denn es ist nicht so, dass die Beschneidung des weiblichen Geschlechts keinen zeremoniellen Charakter hätte. Letztlich sind solche, kulturell bedingte und religiös begründete gesellschaftliche Erscheinungen historisch entstanden, sind gesellschaftlichen Bedingungen geschuldet. Solche Rituale, zu welchen Genitalverstümmelungen gehören, sind schwerlich zu bekämpfen in dem sie angeprangert, sondern nur in dem die gesellschaftlichen Ursachen für diese beseitigt werden. Auch hier trifft zu was Marx schon vor über 100 Jahren feststellte: „Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.“

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