Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Sonntag, 17. Januar 2010

Ein Jubiläum und zwei Sichtweisen!

Ein Jubiläum und zwei Sichtweisen!

Jahre ist es her, da wurde in Berlin die Zentrale der Staatssicherheit gestürmt und zum Teil auch geplündert. Dabei waren nicht nur Bürger zu gegen, sondern auch Vertreter verschiedener, westlicher Geheimdienste. Anzunehmen ist, auch wenn bestritten, dass letztere die Initiative ergriffen hatten. Immerhin war deren Interesse groß, hatten sie doch in der Zeit des kalten Krieges mit der Staatssicherheit einen ihrer fähigsten Gegner, welcher oft den Sieg davon getragen hat. Manche Wunde war damals noch frisch und schmerzte nicht wenig, da war es sicher von Interesse zu erfahren, welche Trümpfe dieser Geheimdienst noch in der Tasche hatte und vor allem, welche Agenten noch aktiv waren.

Nun ist es zwanzig Jahre her, dass in Berlin der Sturm auf diese Zentrale losgebrochen ist, wie in der MZ zu lesen, ein friedlicher Sturm, war ja eine friedliche Revolution, welche zu diesem Zeitpunkt weit gehend ihre ursprünglichen, (vielleicht auch nur vorgeblichen,) politischen Ziele den Schrei nach Bananen geopfert hatte! Aus „wir sind das Volk“, war längst „wir sind ein Volk“ geworden und bundesdeutsche Politiker tingelten kreuz und quer durch die DDR. Das viele von denen, welche diesem Herdentrieb folgten und forderten das die Mitarbeiter der Staatssicherheit in die Produktion sollten, heute Arbeitslos sind, zeug nicht nur von der Naivität, mit welcher gefolgt wurde, sondern auch vom Versagen des Sozialismus in der DDR.

Das Birthler und Konsorten diesen Tag nun begrüßen, und sich in Feierlaune versetzen, entspricht ihrem Auftrag, mit dem Mythos Staatssicherheit möglichst viele Menschen von ihren eigentlichen Probleme abzulenken und in der Vergangenheit zu verharren.

Neben einem weiteren Bericht in der MZ, findest sich dort auch ein Interview mit Joachim Gauck, erster Aktenverwalter nach dem Ende der Staatssicherheit. Da ist zu erfahren, dass die Erstürmung in Berlin der Schlussstrich war, „denn die Besetzung hat in den Regionen ja schon am 4. Dezember begonnen – und zwar in Erfurt. Andere große Städte und viele Kreisstädte haben die Besetzung am selben Abend auch vorgenommen. In Berlin waren die Kräfte für eine Besetzung so früh nicht ausreichend.“ Ist schon interessant, in der größten Stadt der DDR fehlte es an Leuten, scheint wohl etwas mit der Rekrutierung nicht ganz so geklappt zu haben? Und aus welcher Richtung der Wind eigentlich wehte wird durch diese Aussage deutlich: „Allerdings war es ein schwerer Fehler, dass sich einige am Runden Tisch haben überreden lassen, die Akten über die West-Arbeit der Stasi preiszugeben. Man hat der Hauptverwaltung Aufklärung, also der Westspionage, erlaubt, sich eigenständig aufzulösen. Und diese Leute haben das ausgelegt als Erlaubnis, ihre Akten zu vernichten. Es gibt hier einen entscheidenden Erkenntnisverlust über die Stasi-Arbeit im Westen.“ Nun wird von den Aktenverwaltern und Gedenkstättenbetreuern immer die Bespitzelung des eigenen Volkes angeführt, also etwas, von deren Instrumentalisierung man sich verspricht Volkes Zorn zu erregen und in die Vergangenheit zu leiten! Nun wird aber gejammert, dass gerade die Unterlagen vernichtet wurden, welche dem Klassenfeind im kalten Krieg dienlich sein konnten, an welche das Volk aber kaum Interesse hatte und sich damit auch nicht im gewünschtem Sinne Instrumentalisieren ließ. Übrigens wird über diese Tätigkeit der Staatssicherheit relativ wenig berichtet. Handelt es sich doch dabei durchaus um eine Erfolgsgeschichte für die DDR! An die Niederlagen, welche gerade westliche Geheimdienste in der Zeit des kalten Krieges einstecken mussten, möchte man nicht gern erinnert werden und die Instrumentalisieren der Tätigkeit nach innen, ist eher Sache der Politik. So wird das genommen, was gebraucht wird, ja, missbraucht werden kann und dieses noch möglichst lange, mindestens noch 10 Jahre, wie dem Interviewe zu entnehmen ist.

Nun ist es durchaus notwendig die Geschichte der DDR kritisch aufzuarbeiten, dieses ist aber vorrangig eine Aufgabe der Linken, die bürgerliche Geschichtsschreibung ist dazu nicht in der Lage. Und zur Geschichte der DDR gehört auch die Geschichte der Staatssicherheit, als ein Bestandteil des Staates und Organ der Machtausübung. Unzweifelhaft wurden Fehler gemacht, das steht außer Frage und die DDR ist nicht umsonst den Weg allen Irdischen gegangen, warum das so war, gilt es zu ergründen, ein einfacher Verriss, eine einseitige Instrumentalisieren und wie auch immer geartete Verklärungen sind da wenig hilfreich.

Das nun die gleich geschalteten Medien dieses Landes kein gutes Haar an der DDR lassen, ist nicht weiter verwunderlich, sie haben ihren Zweck zu erfüllen. In diesen Zusammenhang sind sie aber durchaus in der Lage, sich veränderten Bedingungen anzupassen, so das sich in den letzten Jahren diesbezügliche Berichterstattung entsprechend etwas gewandelt hat, und einem entsprechenden Bewusstseinswandel in der Bevölkerung Rechnung trägt. Dieses ist aber weniger bestimmten Einsichten, oder neuen Erkenntnissen geschuldet, sondern weitgehender Erfolglosigkeit bestimmter Vorgehensweisen, da gerade die Ostdeutschen sich ihrer Vergangenheit selbst erinnern, und immer weniger fremder Interpretationen folgen.

Eine beachtenswerter Beitrag und eine andere Sicht auf diese Problematik, findet sich in der Jungen Welt, unter dem Titel „Vom Haß zur Lüge“ werden Tatsachen und Fakten benannt, Aussagen hinterfragt und die Haltlosigkeit vieler Vorwürfe nachgewiesen. Letztendlich sind diese unterschiedlichen Herangehensweisen auch nur eine Form des Klassenkampfes, welcher mit dem Untergang der DDR kein Ende gefunden hat! Ganz im Gegenteil, er hat neue Formen angenommen und an schärfe zugenommen, auch wenn er gegenwärtig sehr einseitig geführt wird, und dieses in erster Linie von jenen Kräften, welche offiziell solche Auseinandersetzungen, mit dem Verweis auf eine allgemeine Klassenharmonie, negieren. Es treffen zwei verschiedene Ideologien aufeinander, welches besonders hervortritt, wenn die Art und Weise dieser Auseinandersetzung auf beiden Seiten betrachtet wir. Zum Beitrag in der Jungen Welt hatte ich eine Leserbrief geschrieben, welche im Internet Veröffentlichung fand und unten nachzulesen ist.

Auch nur ein Mittel des Klassenkampfes!

Ein interessanter Beitrag, nur sollte nicht vergessen werden, dass gerade die Art und Weise des Umgangs mit der Staatssicherheit auch nur Ausdruck, Form und Mittel des Klassenkampfes ist. Die DDR wird auf Staatssicherheit beschränkt, was durch die eigentliche Natur von Geheimdiensten begünstigt wird, welche immer schon Anlass zur Mytenbildung gab. Gerade solche Mythen lassen sich hervorragend Instrumentalisieren. Ansonsten war das Leben in der DDR direkt erfahrbar und ein jeder DDR-Bürger hat seine eigenen Erfahrungen gesammelt und gerade auf diese Erinnerungen kann unvermittelt zurückgegriffen werden! Gegenwärtig ist zu beobachten, dass eine wachsende Zahl ehemaliger DDR-Bürger sich ihre Geschichte, ihr Leben nicht mehr von den Medien vorschreiben und interpretieren lässt, sondern sich der eigenen Erfahrung und Erinnerung besinnt und bedient! Dabei sind die konkreten Erfahrungen mit dem System des real existierenden Kapitalismus in den letzten zwanzig Jahren durchaus hilfreich und wirken als Katalysator der Erinnerungen! Um dieser unerwünschten Eigendynamik und der sich daraus eventuell ergebenden Folgen zu begegnen, werden Mythen am Leben erhalten, welche sich zwar immer schlechter Instrumentalisieren lassen, aber mit deren Instrumentalisierung immer noch Wirkung erzielt werden kann.

Und mal ehrlich, welche Argumente gegen die DDR können heute noch wirkungsvoll ins Feld geführt werden, außer das Argument vom Mythos der „menschenverachtenden Staatssicherheit“? In diesem Zusammenhang, und mit Bezug auf die Unterlagen verwaltenden Behörden, sei an folgende Aussagen von Friedrich Engels erinnert: „Die Bourgeoisie macht alles zu einer Ware, also auch die Geschichtsschreibung. Es gehört zu ihrem Wesen, zu ihren Existenzbedingungen, alle Waren zu verfälschen: sie verfälscht die Geschichtsschreibung. Und diejenige Geschichtsschreibung wird am besten bezahlt, die im Sinn der Bourgeoisie am besten verfälscht ist.“ MEW. Bd. 16, Seite 499 – 500.

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