Das Interesse von Bürgern muss
für vieles herhalten, es wird missbraucht, instrumentalisiert und gegen sich
selbst gewendet, meistens um es egozentrischem Sein unterzuordnen und das auf
Kosten der Bürger.
Gestorben sind Menschen in
Quedlinburg nicht, weil es im Zentrum bis jetzt keinen Drogeriemarkt mehr
gegeben hat. Auch ist mir kein Fall bekannt, dass jemand an Entzug von
Drogerieartikeln leiden musste. Diese gibt es nach wie vor in der Innenstadt,
so zum Beispiel im Nahkauf in der Breiten Straße, oder in der Nähe der
Steinbrücke, in einem Mc Geiz genanntem Geschäft. Sicher nicht in der Auswahl
eines Drogeriemarktes, aber fürs Leben notwendig erachtete Drogerieartikel sind
dort durchaus erhältlich.
Darum ist es auch nicht gegangen,
im Streit, in welchen eine undemokratische Behörde Beschlüsse demokratischer
Organe kassierte, aber auch Anordnungen anderer Behörden negierte. Widerspruch
wurde gegen das Urteil nicht eingelegt, es ist davon auszugehen, dass dieses
Problem einfach nur ausgesessen werden sollte, letztlich funktioniert die
Ausrede, dass es einfach vergessen wurde, gelegentlich ganz gut. Motto, wir
hätten ja, aber wir haben es leider versäumt, wobei ein Grund leicht zu finden
ist, immerhin fanden zwischenzeitlich Wahlen zu den Kommunal- und
Kreisparlamenten statt. Da gibt es nun wahrlich andere Probleme! Oder?
Das sich nun der in diesem Fall
das Weltkulturerbe verneinende, demokratisches Sein negierende und von einer
baulichen Erweiterung profitierende Architekt in einem
Beitrag in der MZ darüber beschwert, dass der Einspruchberechtigte ja hätte sagen
können, dass er auf einen Einspruch verzichtet, zeugt von gehobener Arroganz,
welche dem Gegenüber nicht einmal zubilligen möchte, wenigstens zum Schein sein
Gesicht zu waren. Im Artikel wird weiter das Bürgerinteresse an einem
Drogeriemarkt im Zentrum bemüht, die eigentlich monetären Interessen von Architekt
und Vermieterin sind als Begründung nicht so tauglich. Das in diesem
Zusammenhang die Verbundenheit der Vermieterin mit Quedlinburg beton wird,
deren Interesse mit der Rückübertragung des Gebäudes nach 1990 wiedererwachte,
ist zu verstehen. Aber weniger als Zuneigung zur Stadt selbst, als vielmehr im
Zusammenhang mit dem Objekt als sprudelnde Einnahmequelle. Dass die
Verbundenheit der Vermieterin mit der Stadt zumindest nicht weit über ihre
monetären Bindungen zu dieser Stadt hinausreicht, zeigt die Vorgehensweise im
Zusammenhang mit der Vermietung des Ladengeschäftes. Wenn es ums eigene
Interesse geht, spielen die Geschicke der Stadt keine Rolle, selbst auf die Gefahr
hin den letzten Schein demokratischen Seins in diesem Land in Frage zu stellen.
Es ist und bleibt ein
Trauerakt fürs demokratische Sein in Quedlinburg und zeigt wie es in diesem Land um
Demokratie bestellt ist. Wenn es um Gewinninteressen geht, hat der ansonsten
gern bemühte Souverän nichts zu sagen. Oder es sei, dass das Völkchen dieses
Landes alles andere als souverän ist, sondern Spielball im Interesse der Gewinnmaximierung.
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