Ein Roman wurde mir empfohlen,
„Der Luther-Roman“ „
Feuer“
von Waltraut Lewin und der Empfehlung folgend, nahm ich diesen Roman mit in den
Urlaub. Dort hatte ich ihn allerdings für meine Verhältnisse ziemlich schnell
ausgelesen, obwohl diese Literatur nur fürs Quartier gedacht war, unterwegs
begleitete mich der Band 179 aus „Reclams Universal-Bibliothek“, die 21.
Auflage. Historisch ist die Handlung im Band ca. 100 Jahre nach Luther
angesiedelt und spielt in Italien. Auch wenn es viele Parallelen gibt,
letzteres soll hier nicht Gegenstand sein, genauso wenig wie das dritte Buch,
welches ich in Angriff genommen habe, durchaus zu den zwei Büchern passt,
allerdings in der Gegenwart spielt.
Bildung und Erkenntnis sind ein
Thema, welches die verschiedensten Jahrhunderte durchzieht, eigentlich die
gesamte Menschheitsgeschichte begleitet, ja die Entwicklung der Menschen
entscheidend beeinflusst.
„Der Luther-Roman“ lässt sich
sehr gut lesen, der rote Faden geht nie verloren, auch wenn manche Wendung
vollzogen wird. Anschaulich wird das Leben Luthers geschildert, eines Menschen,
welcher Produkt seiner Zeit, mit den Widersprüchen dieser Zeit permanent
konfrontiert wird und an diesen gelegentlich zu zerbrechen droht. Seine Stärken
und Schwächen kommen zum Tragen und das nicht ohne Folgen für viele seiner
Mitmenschen, Förderer, Widersacher, Anhänger. Die Rolle Luthers wird treffend
in die Zeit eingeordnet, es werden Grenzen aufgezeigt, aber auch die Ursachen
derselben. Im Roman wird Luther nicht idealistisch verklärt, sondern in seiner
Komplexität und Widersprüchlichkeit im Kontext seiner Zeit gesehen. Er wird als
Mensch dargestellt, welcher geprägt von seiner Umwelt mehr ein getriebener als
ein treibender ist. Der Roman gewährt Einblicke in seine Kindheit und Jugend,
in seine Studienzeit und die Umstände, welche Luther veranlassten in ein
Kloster zu gehen. Eindrücklich wird sein weiterer Werdegang geschildert und die
Kräfte, welche sein Handeln bewegten, diese waren allerdings weniger göttlicher
Art, als gesellschaftlichem Sein geschuldet. Seine Rolle in den Machtkämpfen
seiner Zeit, aber auch sein Versagen als Reformator, welcher auf halbem Wege
stehen geblieben ist, womit er die Möglichkeit verpasste die christliche
Religion zur Religion der Menschen zu machen, sie ihres herrschenden,
beherrschenden Charakters zu berauben und befreiende Wirkung zu entfalten. Die herrschenden
Verhältnisse im Reich waren für Luther kein Grund der Kritik, sondern Gott
gewollt. Somit verkündete er Gottes Gnade fürs Himmelreich, irdisches Sein
sollte allerdings davon verschont bleiben, hier manifestierte er die
herrschenden Verhältnisse und die damit verbundenen Folgen für die meisten
Menschen, insbesondere die Bauern. Einer direkten Auseinandersetzung mit
Müntzer zur
Zeit der Bauernkriege, welchen er von Diskussionen in Wittenberg kannte, ist er
aus dem Weg gegangen, im Gegensatz dazu hat er sich bei den Fürsten angebiedert.
Letzteres hielt ihm allerdings nicht davon ab, im Laufe der Zeit Ansichten
weiter zu entwickeln und Einstellung zu ändern, so zum Beispiel gegenüber dem
weiblichen Geschlecht. Auch spiegelt der Roman das Verhältnis Luthers zu den
Juden, welches durchaus hoffnungsschwerer Wandlungen unterworfen war.
Interessant ist dieses Buch
im Zusammenhang des 500 jährigen Jubiläums des Thesenanschlages an das Tor der
Wittenberger Schlosskirche im Jahre 1517. Ein Roman, welcher Einblicke in die
Geschichte der Reformation, ihren Ursachen und Beweggründen gibt, kurzweilig zu
lesen ist und passend zur
Lutherdekade
erschienen. Letztlich aber nicht nur inhaltlich, sonder auch sprachlich ein anspruchsvolles Buch!
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