Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Freitag, 6. März 2015

Suggestion ist alles, ...

Suggestion ist alles, insbesondere wenn es um die Verbreitung von Illusionen geht! Fraglich ob über bestimmte Aussagen weiter nachgedacht wird. Gelegentlich kommt manche Aussage heute als allgemeine Floskel daher, über welche leider nicht nachgedacht wird. In jedem Fall taugen Aussagen um Illusionen zu wecken, die Illusion von Entscheidungsfreiheit zum Beispiel. „1000 Plätze und erst 100 Meldungen“ ist ein Beitrag in der MZ von heute (6.6.2015) überschrieben, um den „Tag der Berufe“ geht es und „40 Firmen gewähren Einblick in (ihre) Arbeitswelt.“
Das Unternehmen Auszubildende suchen, ist allgemein bekannt, dass diese Unternehmen dabei nicht unbedingt immer finden, was sie brauchen, ist Gegenstand so mancher Betrachtung und der Fachkräftemangel soll ja allgemein sein. Demographie, richtiger eigentlich deren Gegenstand, die Bevölkerungsentwicklung, wird gelegentlich verantwortlich gemacht, bei genauer Betrachtung entpuppt sich diese aber als unwesentlicher als die Voraussetzungen, welche junge Menschen mitbringen. Mit Interesse für einen Beruf hat das allerdings weniger zu tun, sondern eher mit einem miserablen Bildungssystem. Und bei aller Suggestion individuellen Seins, ist der Mensch ein mit Bewusstsein ausgestattetes gesellschaftliches Wesen, er lebt nicht außerhalb der Gesellschaft, sondern wird entscheidend von ihr geprägt. Da spielen bei jungen Menschen die Erfahrungen aus ihrer täglichen Lebensumwelt keine unbedeutende Rolle. Aber zurück zum eigentlichen Gegenstand dieser Betrachtung, den suggestiven Sprüchen, mit illusionistischem Hintergrund.
Mach doch, was Du willst“, heißt es im Beitrag, und „am Mittwoch, 11. März, beim „Tag der Berufe“.“ Nur ist dem so, kann dem so sein? Sicher und so stehen 1000 Plätzen, 100 Meldungen zu diesem Event der Arbeitsagentur gegenüber! Aber mal im Ernst, kann Mensch machen was er will? Letztlich bieten „40 verschiedene Unternehmen aus unserem Landkreis“ eine „Auswahl unter 100 Berufen“ an. Weiter unten im Beitrag der MZ ist zu lesen, dass es „etwa 330 Ausbildungsberufe und mehr als 16000 Studienmöglichkeiten“ gibt. Sollte es etwa sein, dass die meisten jungen Menschen, welche die Schule verlassen und sich nach einer Ausbildung umschauen, die angebotenen 100 Berufe nicht wollen?
Mach doch, was Du willst“, funktioniert aber nicht, ist eine Illusion, maximal ein Lockmittel und wenn junge Menschen machen was sie wollen, wird gejammert, das es zum Beispiel nicht genügend Auszubildende gibt. Und wenn junge Menschen dann wollen, müssen sie bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Da die Veranstaltung von der Agentur für Arbeit organisiert wird, müsste das Motto ehrlicherweise, >>macht doch, was wir wollen<<, heißen. Letztlich wird ein Unternehmen junge Menschen auch nur in Berufen ausbilden, welche das Unternehmen braucht! Hier wird die Illusion geweckt, dass die jungen Menschen machen könnten, was sie wollen, allerdings können sie nur das machen, was ihnen angeboten wird, was gebraucht wird und wofür sie Grundvoraussetzungen mitbringen. Wie in anderen Fällen auch, gibt es hier maximal die Freiheit der Wahl, wobei der Einfluss auf das zu wählende gering ist. Marktapologeten würden von Angebot und Nachfrage faseln, allein ein Recht daraus abzuleiten ist nicht möglich. So wie es in der BRD kein Recht auf Arbeit gibt, gibt es auch kein Recht auf berufliche Ausbildung!
Mach doch, was Du willst“, möge zwar Freiheit suggerieren, allein ist es ein Mittel zum Zweck, Menschen dorthin zu lenken, wo ihre Arbeitskraft gebraucht wird, wo ihre Arbeitskraft verwertet werden kann.
Aber es gibt noch andere platte Sprüche, über welche oft nicht nachgedacht wird, die zum Teil aber inflationär genutzt werden. „Bleibt wie ihr seid“, ist zum Beispiel einer, aber ist das wirklich gewollt? Wird damit dem Menschen nicht die Möglichkeit zur Entwicklung abgesprochen? Wer möchte den ernsthaft, dass zum Beispiel 14 jährige so bleiben, wie sie heute sind? Und fragen sich die Nutzer solcher Aussagen, wie es ihnen heute ergehen würde, wenn sie so geblieben wären, wie sie mit 14, an der Schwelle zum Erwachsensein, gewesen sind? Das möchte doch keiner ernsthaft, oder?
 
Anmerkung: „Mach doch, was Du willst“ ist im klassischem Sinne eine resignierende Aussage, es ist nicht gelungen dem Gegenüber im eignen Sinne zu überzeugen und/oder zu bewegen.

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