Suggestion ist alles,
insbesondere wenn es um die Verbreitung von Illusionen geht! Fraglich ob über bestimmte
Aussagen weiter nachgedacht wird. Gelegentlich kommt manche Aussage heute
als allgemeine Floskel daher, über welche leider nicht nachgedacht wird. In
jedem Fall taugen Aussagen um Illusionen zu wecken, die Illusion von
Entscheidungsfreiheit zum Beispiel.
„1000
Plätze und erst 100 Meldungen“ ist ein Beitrag in der
MZ von heute (6.6.2015) überschrieben, um den
„Tag der Berufe“
geht es und
„40 Firmen gewähren Einblick in (ihre)
Arbeitswelt.“
Das Unternehmen
Auszubildende suchen, ist allgemein bekannt, dass diese Unternehmen
dabei nicht unbedingt immer finden, was sie brauchen, ist Gegenstand
so mancher Betrachtung und der Fachkräftemangel soll ja allgemein
sein.
Demographie,
richtiger eigentlich deren Gegenstand, die Bevölkerungsentwicklung,
wird gelegentlich verantwortlich gemacht, bei genauer Betrachtung
entpuppt sich diese aber als unwesentlicher als die Voraussetzungen,
welche junge Menschen mitbringen. Mit Interesse für einen Beruf hat
das allerdings weniger zu tun, sondern eher mit einem miserablen
Bildungssystem. Und bei aller Suggestion individuellen Seins, ist der
Mensch ein mit Bewusstsein ausgestattetes gesellschaftliches Wesen,
er lebt nicht außerhalb der Gesellschaft, sondern wird entscheidend
von ihr geprägt. Da spielen bei jungen Menschen die Erfahrungen aus
ihrer täglichen Lebensumwelt keine unbedeutende Rolle. Aber zurück
zum eigentlichen Gegenstand dieser Betrachtung, den suggestiven
Sprüchen, mit illusionistischem Hintergrund.
„Mach doch, was Du
willst“, heißt es im Beitrag, und „am Mittwoch, 11. März,
beim „Tag der Berufe“.“ Nur ist dem so, kann dem so sein?
Sicher und so stehen 1000 Plätzen, 100 Meldungen zu diesem Event der
Arbeitsagentur gegenüber! Aber mal im Ernst, kann Mensch machen was
er will? Letztlich bieten „40 verschiedene Unternehmen aus
unserem Landkreis“ eine „Auswahl unter 100 Berufen“
an. Weiter unten im Beitrag der MZ ist zu lesen, dass es „etwa
330 Ausbildungsberufe und mehr als 16000 Studienmöglichkeiten“
gibt. Sollte es etwa sein, dass die meisten jungen Menschen, welche
die Schule verlassen und sich nach einer Ausbildung umschauen, die angebotenen 100 Berufe nicht wollen?
„
Mach doch, was Du
willst“, funktioniert aber nicht, ist eine Illusion, maximal
ein Lockmittel und wenn junge Menschen machen was sie wollen, wird
gejammert, das es zum Beispiel nicht genügend Auszubildende gibt.
Und wenn junge Menschen dann wollen, müssen sie bestimmte
Voraussetzungen mitbringen. Da die Veranstaltung von der Agentur für
Arbeit organisiert wird, müsste das Motto ehrlicherweise,
>>macht
doch, was wir wollen<<, heißen. Letztlich wird ein Unternehmen
junge Menschen auch nur in Berufen ausbilden, welche das Unternehmen
braucht! Hier wird die Illusion geweckt, dass die jungen Menschen
machen könnten, was sie wollen, allerdings können sie nur das
machen, was ihnen angeboten wird, was gebraucht wird und wofür sie
Grundvoraussetzungen mitbringen. Wie in anderen Fällen auch, gibt es
hier maximal die Freiheit der Wahl, wobei der Einfluss auf das zu
wählende gering ist. Marktapologeten würden von Angebot und
Nachfrage faseln, allein ein Recht daraus abzuleiten ist nicht
möglich. So wie es in der BRD kein Recht auf Arbeit gibt, gibt es
auch kein Recht auf berufliche Ausbildung!
„Mach doch, was Du
willst“, möge zwar Freiheit suggerieren, allein ist es ein
Mittel zum Zweck, Menschen dorthin zu lenken, wo ihre Arbeitskraft
gebraucht wird, wo ihre Arbeitskraft verwertet werden kann.
Aber es gibt noch andere
platte Sprüche, über welche oft nicht nachgedacht wird, die zum
Teil aber inflationär genutzt werden.
„Bleibt
wie ihr seid“, ist zum Beispiel einer, aber ist das
wirklich gewollt? Wird damit dem Menschen nicht die Möglichkeit zur
Entwicklung abgesprochen? Wer möchte den ernsthaft, dass zum
Beispiel 14 jährige so bleiben, wie sie heute sind? Und fragen sich
die Nutzer solcher Aussagen, wie es ihnen heute ergehen würde, wenn
sie so geblieben wären, wie sie mit 14, an der Schwelle zum
Erwachsensein, gewesen sind? Das möchte doch keiner ernsthaft,
oder?
Anmerkung: „Mach
doch, was Du willst“ ist im
klassischem Sinne eine resignierende Aussage, es ist nicht gelungen
dem Gegenüber im eignen Sinne zu überzeugen und/oder zu bewegen.
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