Die Vorstellungsrunde der
Kandidaten für das Quedlinburger Oberbürgermeisteramt in der MZ ist
abgeschlossen, alle vier Kandidaten hatten ihren Auftritt. Heute
der Letzte, an den drei Tagen zuvor die anderen drei. Als erstes
wurde der
Kandidat der CDU vorgestellt, neues war nicht zu erfahren, einen Beitrag
habe ich verfasst, wählbar ist dieser Herr für mich aus den
verschiedensten Gründen nicht. Ihm folgte der
Kandidat der SPD, welcher von einem breiten Bündnis unterstützt, aber
nicht für dieses breite Bündnis kandidiert, auf dem Wahlschein
nimmt er trotzdem den letzten Platz ein. Bis jetzt war er für mich
der kompetenteste Kandidat, die Darstellung in der MZ spricht
allerdings nicht unbedingt für ihn, er hat sich schlicht und einfach
aufs Glatteis führen lassen und auch noch versucht darauf
Schlittschuh zu laufen, es war nicht nur die Haltungsnote schlecht.
Verwunderlich ist es nicht, wie der Inhaber dieser Zeitung kommt der
Kandidat aus dem Westen, wobei der Inhaber des Blattes die Richtung
vorgibt. So ging es im Beitrag weniger um inhaltliche Probleme und um
die zukünftige Arbeit als Oberbürgermeister, sondern um „Leichen
im Keller“! Die Vergangenheit wurde bemüht, es wurde
interpretiert und gerechtfertigt, für gegenwärtige Themen blieben
dann nur noch Schlagworte übrig. Im Gegensatz zu vergangenen
Wahlkampfveranstaltungen, hat der Kandidat in diesem Beitrag nicht
Punkten können, und auch wenn die Schreiber der Zeitung durch
Fragestellung und Selektion die Richtung vorgeben, ist es nicht
notwendig auf jeden Haken zu springen und immer alles rechtfertigen
zu müssen, fadenscheinige Konstrukte zu fabulieren, um letztendlich
Vorwürfe zu relativieren. Ich bin enttäuscht, etwas mehr
Selbstbewusstsein und weniger Vorgaben abhängige Anpassung hätte
ich erwartet. Insbesondere seine klischeehafte Ost-Westgeschichte
taugt im Osten nicht Vertrauen zu gewinnen. Als geborener
Ostdeutscher der ich bin, konnte er damit bei mir nicht punkten, ganz im
Gegenteil, wenn an die Folgen der Ereignisse vor mehr als 25 Jahren
gedacht wird! Von diesen Folgen ist übrigens auch seine
Mitbewerberin
für das Amt des Oberbürgermeisters betroffen, welche einen Tag
später in der MZ vorgestellt wurde. Dabei ist es durchaus mutig als
Hartz IV – Aufstockerin für dieses Amt zu kandidieren. Ihre
Biographie ist nicht uninteressant, sie verfügt über Erfahrungen,
welche die anderen Kandidaten nur vom Hörensagen kennen, zum Teil
allerdings mit zu verantworten haben. Sie ist sicher nicht bequem und
sorgt für Widerspruch, allein eine Kandidatin für ein breites
Bündnis in Quedlinburg wäre sie nicht gewesen, aus diesem Grund
wurde sie von der SPD wohl auch geschnitten. Um nicht an Einfluss zu
verlieren, präsentierte der örtliche SPD-Landtagsabgeordnete einen
Kandidaten und im Bündnis organisierte Parteien und
Wählergemeinschaften nahmen diesen bereitwillig an, die Ambitionen der
Kandidatin wurden einfach übergangen. Mit Demokratie hat das
allerdings wenig zu tun, eher mit Zweck bezogenen, selbstherrlichen
Handeln der örtlichen SPD-Führung. Der so installierte Kandidat der
SPD brachte die besten Voraussetzungen mit, er hatte studiert und auf
verschiedenen Gebieten berufliche Erfahrungen gesammelt, wobei er als
erfahrener Verwaltungsfachmann über die erforderliche strukturelle
Anpassungsfähigkeit verfügt. Wie sein ebenfalls für das
Oberbürgermeisteramt kandidierender Verwaltungskollege aus der CDU,
ist er nachweislich ein funktionierender Mensch, welcher in der Lage
ist, sich verändernden Bedingungen zum eigenen Vorteil anzupassen!
Dabei ist er in seinem Wahlkampf nicht immer gut beraten worden und
fraglich wer von seinen Unterstützern ihn in so manches offen Messer
laufen ließ!
Im Falle der Kandidatin
zum Oberbürgermeisteramt stellt sich die Situation anders da, und
gerade manche Handlungsweise in der Vergangenheit, im Zusammenhang
mit ihrer Tätigkeit im Stadtrat, wurde ihr negativ angelastet. So
sehe ich bei ihr nach wie vor einen Interessenskonflikt, zwischen der
Aufgabe im Interesse der Stadt zu agieren und den Interessen ihres
jetzigen „Arbeitgebers“, welcher sie als Hartz-IV-Aufstockerin
beschäftigt. Letzteres sollte ihr eigentlich zu denken geben! Zu
berücksichtigen ist allerdings, das Menschen, welche an den Rand
gedrängt werden, dazu neigen, nach jedem Strohhalm zu greifen,
welcher Verbesserung der eigenen Situation verspricht. Allerdings
kann ihr dergleichen in sofern schwer zum Vorwurf gemacht werden,
wenn berücksichtigt wird, dass die anderen Kandidaten
wirtschaftliche Privatinteressen ebenfalls in den Vordergrund ihres
Strebens und über die Interessen der Stadt stellen, allerdings
besser verpackt! Das in diesem Zusammenhang gern die Interessen der
Stadt bemüht werden, steht außer Frage, letztlich sollte es aber
gelten, die eigene wirtschaftliche Substanz der Stadt zu stärken und
nicht zu schwächen! Der Kandidatin ist auch zuzutrauen, dass sie mit
der Verwaltung im Interesse der Bürger besser zurecht kommt, als die
drei Kandidaten. Dabei besteht die Gefahr, dass die beiden
„Verwaltungsfachleute“ zügig im bestehenden Trott integriert
werden und der Einzelkandidat von der Verwaltung beizeiten
untergebuttert wird. Letzter verfügt nicht ansatzweise über
Potenziale, welche dieses verhindern könnten.
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