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Deckblatt der mir zugespielten Unterlagen |
Heute
hatte ich Besuch von einem Bekannten, er erzählte mir, dass ihm in
Quarmbeck auf seiner morgendlichen Radtour eine Reihe hochgerüsteter
Polizisten über den Weg gelaufen sind. Von der Polizeischule in
Aschersleben, welche in letzter Zeit mit
Drogendelikten
und zumindest einem
Einbrecher
in ihren Reihen für Schlagzeilen gesorgt hat, sollen sie sein,
welche wahrscheinlich zum Training in dieses leer-zuziehende
Wohngebiet eingerückt sind. Das in den verschiedensten Häusern noch
Menschen wohnen, scheint keine Rolle zu spielen, der Krieg gegen das
eigene Volk muss geübt werden und der Repressionsapparat des Staates
gestärkt. Da kommt so ein Abrissgebiet gerade recht, es kann unter
Umständen Wilde Sau gespielt werden, Türen eingetreten, Fenster
zerbrochen, mit Platzpatronen geschossen usw., kommt nicht drauf an,
wird eh abgerissen!
Im
Nebeneffekt werden die Bewohner terrorisiert und so zum schnelleren
Umzug motiviert. Allerdings ist es nicht so einfach, eine
vergleichbare Wohnung zu finden. Zum einen wohnt ein Teil der
Bewohner schon sehr lange in diesem Viertel, verfügt also noch über
alte Mitverträge aus Zeiten der DDR, welche wesentlich humaner
abgefasst sind, als aktuelle Verträge. Und wenn ein Bewohner z. B.
auf Hartz IV angewiesen ist, oder mit einer niedrigen Rente zurecht kommen muss, wird es sicher nicht leicht fallen eine
geforderte Kaution zusätzlich aufzubringen. Dazu kommen die
Räumlichkeiten selbst und lassen sich die alten Möbel in der neuen
Wohnung alle unterbringen. Alles Fragen die diejenigen nicht
interessieren, welche für den Leerzug und den darauf folgenden
Beschluss des Abrisses des Wohnungsbestandes der städtischen
Wohnungsgesellschaft in Quarmbeck verantwortlich zeichnen. Der
Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft hatte im Jahr
2016 schon sinngemäß
verkündet,
dass das alles „mit den Menschen nichts zu tun hat“, der Mensch
spielt keine Rolle, er ist nur Spielball machtpolitischer Interessen.
Und so nun auch Spielball polizeilicher Übungen, was ebenfalls mit
dergleichen Interessen zu tun hat, denn wo kämen wir hin, wenn das
Volk hierzulande mitbekommt, wie seine Möglichkeiten immer weiter
beschnitten werden, die Menschen Spielball politischen Seins, als
Ausdruck spezifischer ökonomischer Interessen sind.
Dabei
wäre es sicher auch anders gegangen, Quedlinburg gehört zum
Welterbe, da müssten sich doch Möglichkeiten finden, auch für ein
Wohngebiet wie Quarmbeck. So könnten die Wohnungen international angeboten und preiswert an
Künstler vermietet werden, denn wo ist soviel kulturelles Erbe so
geballt zu finden, wie in Quedlinburg? Architektonische Spuren finden
sich z. B. aus der Zeit der Präromanik bis in die Gegenwart. Von der
daran festzumachenden Geschichte ganz zu schweigen, Welterbe eben! Da
wären Arbeit, künstlerisch kultureller Austausch und vieles mehr
möglich, allerdings möchte davon die in Quedlinburg regierende
Einfallt nichts wissen, Hauptsache das Schützenhaus in Quarmbeck,
als Ausdruck der Hochkultur kleinbürgerlichen Seins, bleibt
erhalten.
Allerdings
hat es einmal anders ausgesehen, als um das Jahr 2000 herum nach
Alternativen und Entwicklungsmöglichkeiten für diesen Ortsteil
gesucht wurde. Da gab es sogar ein Struktur- und Entwicklungskonzept
für diesen Ortsteil, es wurde beraten, die Bewohner des Ortsteils
mit einbezogen und Vorschläge erarbeitet. Von diesem Projekt hatte
ich bis dato nur gehört und einige Seiten der damals erstellten
Unterlagen gesehen. Allerdings fand ich vor einiger Zeit einen prall
gefüllten Briefumschlag im Briefkasten, welcher diese Unterlagen
enthielt und einen interessanten Einblick in die damaligen Bestrebungen gewährten. Als dann allerdings der Geschäftsführer der städtischen
Wohnungsgesellschaft in den Ruhestand ging und von der Stadt ein
neuer bestellt wurde, wurde dieses Vorhaben aufgegeben und kurze Zeit
später ein Zuzugsstopp verhängt. Es wurde begonnen das Viertel zu
Endvölkern und für den Abriss vorzubereiten. An dieser Stelle sei
darauf hingewiesen, dass große Teile der Wohnungen in den 1990iger
Jahren noch Teil- oder Komplettsaniert wurden. Auch ist die
Entwicklung der Bevölkerung des Ortsteils interessant, im erwähnten
Entwicklungskonzept finden sich auf Seite 6 entsprechende Aussagen.
Es werden die Zahlen der Stadt Quedlinburg und des Ortsteils genannt.
Diese unterlagen im Laufe der Zeit erheblichen Schwankungen,
allerdings ist für die Stadt seit 1990 ein kontinuierlicher Rückgang
der Bevölkerung zu verzeichnen, in Quarmbeck verhält es sich bis 2000 etwas anders,
1990 hatte die Stadt 27.870 Einwohner, in Quarmbeck waren es 569, im
Jahr 2000 hatte die Stadt noch 24.057 Einwohner und davon lebten in
Quarmbeck 784, 1997 waren es sogar 920. Zwar hatte der Ortsteil
wieder Einwohner verloren, allerdings entsprach das in etwa dem
städtischen Durchschnitt. Aus diesem Grund wurde auch ein
umfassendes Konzept in Angriff genommen, was allerdings
wieder eingestampft wurde. Das nach Verhängung des Zuzugstopp die
Einwohnerentwicklung rückläufig sein wird, dürfte den
Verantwortlichen klar gewesen sein, dieser Ortsteil sollte nun nicht mehr
aufgewertet, sondern für den Abriss vorbereitet werden.
Quedlinburg
hat allerdings weiter Einwohner verloren heute wohnen in der
Kernstadt um die 21.000 Menschen, mit Gernrode und Bad Suderode hatte
Quedlinburg 2016 24.411 Einwohner, also setzt sich dieser
Abwärtstrend fort, was auch mit der Politik in dieser Stadt zu tun
hat. Zwar fabuliert der eine und andere
Politiker von einem
Industriegebiet, welches zu planen ist und die Karawane der
Investoren anlocken soll, allerdings sind dieses Wunschträume, wenn
allgemein wirtschaftliche Entwicklung betrachtet wird. Das Fund mit
dem Quedlinburg allerdings wuchern kann, wird von diesen Politikern
eher stiefmütterlich behandelt und mit kulturellen und sozialen
Kahlschlag in dieser Stadt bedacht. Allgemeine neoliberale
Heilslehren werden gepredigt und den Vorgaben wirtschaftlicher
Egozentrik gefolgt. Dabei wird auch nicht davor zurückgeschreckt
Arbeitsplätze weiterhin zu vernichten, wie es vor einigen Jahren mit
der Schließung des
Kurzentrums in Bad Suderode geschehen ist. Nach
einigem hin und her wurde dieses privatisiert, wobei seit dem auch
nichts weiter passiert ist, außer das gelegentlich verkündet wurde,
dass etwas passieren soll. Also anstelle auf Tourismus, Kultur, Natur
und Gesundheit zu setzen, werden alte Rezepte aus gebuddelt, mit
neuem Lack versehen und den Menschen als erstrebenswerte Alternative
gepriesen. Dazu werden Gutachten erstellt, Projekte entwickelt,
Landschaft versiegelt, kulturelle Einrichtungen geschleift und
öffentliche Mittel mit vollen Händen zum Fester raus geschmissen.
Dabei wird allerdings genau darauf geachtet, wer vor dem Fester steht
und seine Hände aufhält! Die Menschen in dieser Stadt spielen dabei
keine Rolle, sie haben zu dienen und sich dem politischen Gebaren zu
fügen. Sie sind Spielball verschiedener Interessen, leider erkennen
die meisten Menschen erst, dass ihnen die Hose längst runter gezogen
wurde, wenn ihnen die rosarote Brülle von der Nase gerutscht ist.
Eine
Meisterleistung bürgerlicher Ideologie ist es, den Menschen, welche
die Arschkarte gezogen haben, einzureden das es der Joker sei,
welchen sie auf der Hand haben. So werden die meisten erst wach, wenn
es längst zu spät ist!
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