Es war ein Höhepunkt einer Epoche, aber was ist schon eine Epoche? Wenn nicht ein historisch bestimmter Zeitabschnitt in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft. Wenn es nun um historische Parallelen geht, so ist es angebracht die Epochen zu vergleichen, oder zumindest Parallelen die Epochen betreffend festzustellen. Zu diesem Zweck ist eine nähere Klärung des Begriffes angebracht. Der Begriff Epoche steht in engen Zusammenhang mit dem Begriff der ökonomischen Gesellschaftsformation. Er bezieht sich entweder auf den gesamten Zeitabschnitt einer Gesellschaftsformation (z.B. Sklaverei, Epoche des Feudalismus) oder auf einen besonderen Entwicklungsabschnitt innerhalb ein und derselben Gesellschaftsformation (z.B. Epoche des vormonopolistischen Kapitalismus, Epoche des Imperialismus) oder auf den Prozess des Übergangs von einer Gesellschaftsformation zur anderen. So leben wir gegenwärtig in der Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus im Weltmaßstab. Auch wenn diese Erkenntnis heute nicht gerade populär, änder sich daran nichts.
Die Epoche in welcher Thomas Müntzer lebte, war die Epoche des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus, allerdings nicht im Weltmaßstab, sondern im europäischen Maßstab. Da beide Epochen des Übergangs waren und sind, gibt es Parallelen, zumindest was die Entwicklungen im Verlauf dieser Epochen betrifft. Sie sind in sofern verschieden, dass die agierenden Klassen heute anders formieren und die Produktivkraftentwicklung sich auf einem wesentlich höheren Niveau befindet. Die Klasse, welche damals im Aufstieg begriffen, findet sich heute im Niedergang und die aufsteigende Klasse waren nicht die Bauern, sondern das Bürgertum.