Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Sonntag, 22. Juni 2014

Gedanken zum Tag – 12.06.2014 usw. –


12.06.14 - Nun ist es schon Mittag, im Gegensatz zu gestern scheint die Sonne, es ist leicht bewölkt und der Regen der letzten Tage hat für etwas Abkühlung gesorgt. Trotzdem ist der morgendliche Fahrradexkurs etwas schweißtreibend, nachdem Hemdsärmlich am Anfang etwas kühl erscheint.
Zum Frühstück habe ich wie üblich in der MZ geblättert, beginnend mit dem regionalen Teil. Ein Geldautomat wurde gesprengt, war zu lesen und dieser befand sich an einer Tankstelle. Anscheint eine Modeerscheinung, wurde doch erst eine Woche zuvor der Automat in der Quedlinburger Post gesprengt. Wie viel Geld entwendet wurde konnte noch nicht gesagt werden, allerdings ist vor einem Jahr ein solcher Versuch am selben Ort gescheitert, damals gelangten die Täter nicht an die 90.000,-€, welche sich im Automaten befunden haben sollen. Also doch eine ganze Menge Geld, welches als Lohn für die Zerstörung des Automaten winkt. Ja dafür muss eine alte Frau lange sticken und so mancher Hartz-IV-Geschädigte, prekär Beschäftigte und vom sozialen System gegeißelter, wäre schon froh nicht von Sanktionen bedroht und ein paar Euro mehr im Monat zu haben.

16.06.14 - Die neue Woche hat begonnen, mit dem Rad nach Thale und erst einmal etwas abkühlen, wie es den Anschein hat kann es ein warmer Tag werden, könnte aber auch regnen, einige Wolken sind am Himmel zu sehen. Die Zeitung heute Morgen habe ich nicht einmal richtig überflogen, wobei es im hinteren Teil einen Beitrag über die Saatzucht in Quedlinburg gibt. Diesen werde ich interessehalber lesen, die historischen Beiträge sind nicht schlecht und ich muss zugeben, dass ich die meisten bis jetzt gern gelesen habe.
Maschinen- und Anlagenmonteur hatte ich einst gelernt, lange ist es her, als Lackierer habe ich gearbeitet, auf einem Schiff war ich während meiner Armeezeit Motgast, anschließend wieder Lackierer, bis ich einen Lehrgang besuchte, welcher damit endete, dass ich Assistent in einem Lehrstuhl für Philosophie wurde. Während dieser Zeit besuchte ich die Volkshochschule in Quedlinburg und legte 1989 das Abitur ab. Mit dem Studium wurde es nichts mehr, 1990 sollte es beginnen aber die gesellschaftliche Wende strich nicht nur diesen Studiengang. So arbeitete ich kurze Zeit wieder als Lackierer, anschließend fast zwei Jahre als Gastwirt und dann fing ich bei einer Versicherungsgesellschaft an. Wer nichts wird, wird Wirt, begrüßte mich ein ehemaliger Arbeitskollege an meiner Wohnungstür, als ich noch Wirt war und er für einen Strukturvertrieb tätig. Nach dem er meinen stutzend, fragenden Blick bemerkte, ergänzte er seine Aussage mit: und ist Dir das auch nicht gelungen, so machen in Versicherungen! Zwar war meine Tätigkeit als Gastwirt nicht unbedingt Erfolglos, aber das Objekt in welchem sich die Gaststätte befand gehörte der Treuhand, oder wurde zumindest von ihr verwaltet und vermarktet. So sollte der ursprüngliche Mietvertrag durch einen anderen ersetzet werden, welcher eine dreimonatige Kündigungsfrist enthielt.
Langfristiges Planen war so nicht möglich und schloss notwendige Investitionen aus. Den neuen Mietvertrag nahm ich so nicht an und als sich die Möglichkeit bot bei einer Versicherungsgesellschaft mit monatlichen Garantiezahlungen unter Vertrag zu kommen, nutzte ich diese und schloss die Gaststätte. Wie im Osten nicht anders üblich handelte es sich dabei nicht um ein Beschäftigungsverhältnis als Angestellter, sondern als freier Mitarbeiter nach HGB §86 glaube ich. Ist schon eine Weile her und ich bin nicht unbedingt der Mensch, welcher sich so etwas genau merkt, warum auch? Für dieses Versicherungsunternehmen arbeitete ich bis es von einem größeren Unternehmen übernommen wurde. In diesem Unternehmen fühlte ich mich allerdings nicht mehr wohl, nicht nur das die Mitarbeiter anderen Strukturen untergeordnet wurden, auch die Vorgesetzten waren nicht gerade die Leuchten, was ihr Wissen anbelangte. Fragen welche ich zu konkreten Problemen stellte, konnte mein neuer Orgaleiter nicht beantworten, er begründete dieses damit, dass er eigentlich Spezialist für betriebliche Altersversorgung sei. Das wiederum interessierte mich nicht, da ich mich mit dieser Problematik nicht beschäftigte. In den Bereichen, in welchen ich mich bewegte, war er hingegen wenig hilfreich, ganz im Gegenteil, das eine und andere musste ich ihm erst einmal erklären, damit er überhaupt entsprechende Zusammenhänge erkannte. So war er nicht lange mein Orgaleiter, da ich die Gesellschaft verlassen habe. Anschließend versuchte ich mich als Mehrfachagent, wobei ich mich bei Zeiten einer Maklerstruktur anschloss. Es war kein schlechtes arbeiten, aber eigentlich war es schon lange Zeit mal wieder etwas Neues in Angriff zu nehmen. Letztlich entschloss ich mich dieses Geschäft ganz an den Nagel zu hängen, ich sah in diesem Bereich für mich keine Möglichkeiten der qualitativen Weiterentwicklung mehr. Zudem verstärkten sich mehr und mehr die Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieses Geschäftsbetriebes. Sicher hat es einen Sinn, aber es dient in erster Linie den Interessen der Versicherungsgesellschaften, es stehen die Interessen der Eigner im Vordergrund, die Interessen der Versicherungsnehmer sind letztlich nur Mittel zum Zweck und damit Menschen immer mehr Versicherungen abschließen, werden die so genannten Versorgungslücken mittels Politik auf realistische Grundlagen gestellt.
So genannte private Vorsorge wird in den Vordergrund gestellt, das Solidarprinzip dafür mehr und mehr geopfert. Dadurch wird den Menschen mehr und mehr ihr Geld aus den Taschen gezogen, es wird ihnen Versprochen, dass sie so Sicherheit für ihr Hab und Gut, ihr späteres Leben, ihre Gesundheit und so weiter erwerben. Letztlich läuft es aber nur darauf hinaus, die Gewinne der Eigner der Versicherungsgesellschaften zu maximieren, dazu werden die Menschen animiert heute Lebensqualität zu sparen, eine Lebensqualität, welche mit ihren Versicherungsprodukten in Zukunft nie erreicht werden kann. Aber derlei Tätigkeiten gehören bei mir der Vergangenheit an und seit dem ich mich aus dem Versicherungsgeschäft zurückgezogen habe, war ich in den verschiedensten Bereichen tätig.
Nun leben wir in einem gesellschaftlichen System, in welchem die meisten Menschen gezwungen sind ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Das führt letztlich dazu, dass die meisten Menschen Tätigkeiten ausüben, welche ihnen eigentlich wesensfremd sind, ohnehin produzieren sie nicht für sich, sondern verausgaben die vom Unternehmen erworbene Arbeitskraft in dessen Interesse. Der Handel mit der Arbeitskraft, im Wandel so den Reichtum schafft, hatte ich in einem Gedicht geschrieben.
Im Gegensatz zu heute Morgen ist es etwas kühler geworden, auch ist die Wolkendecke dichter, also doch nicht so schön das Wetter, wenn es mittags in die Stadt geht, werde ich wohl eine Jacke überziehen. Ansonsten ist es langweilig.
Ich lese einen Text, nicht uninteressant, es geht um das Bildungssystem in den USA, ein Begriff ist mir allerdings fremd, vielleicht lese ich ihn aber auch nur verkehrt oder meine Gedanken formulieren ihn falsch. Es geht um die Bezeichnung „Citoyen", er ist in folgendem Satz enthalten: „Am Ende dieses Prozesses soll mehr der mündige, gut informierte und zu kritischem Urteil fähige Citoyen stehen, sondern der angepasste, unkritische, unpolitische, aber auf seinem Arbeitsplatz effiziente Mensch."
Da mir hier kein Internet zur Verfügung steht, werde ich den Begriff heute Nachmittag zu Hause klären. (Nachtrag: ich habe nachgeschaut, interessant der Begriff aber auch dessen Verwendung. Der Citoyen (französisch citoyen zu altfranzösisch citeain, einer Ableitungsform von cité ‚Stadt‘, dies aus lateinisch civitas ‚Bürgerschaft‘, ‚Staat‘) bezeichnet den Bürger bzw. Staatsbürger, der in der Tradition und im Geist der Aufklärung aktiv und eigenverantwortlich am Gemeinwesen teilnimmt und dieses mitgestaltet.“ So also wieder etwas dazugelernt!)
Die Mittagspause ist nun vorbei und in einer Stunde ist Feierabend, dann geht es mit dem Fahrrad wieder nach Quedlinburg, die Fahrt dauert bequem etwa eine halbe Stunde, geht den größten Teil leicht bergab.
Um Wasser und Privatisierung desselben geht es in einem anderen Beitrag, es wird nicht nur auf die Folgen einer solchen Privatisierung verwiesen, sondern es werden die Mechanismen genannt, welche genutzt werden, um derlei Privatisierungen zu erreichen. Bezeichnend für demokratisches Sein in westlichen Staatswesen, inklusive der EU, ist folgende Aussage: „Es wäre überhaupt die Frage zu stellen, weshalb in so genannten Rechtsstaaten Richtergremien mehr zu sagen haben als der Souverän - die Parlamente." Letztere Tatsache übrigens mitverantwortlich, dass sich Kommunen von Unternehmen immer öfter unter Druck setzen lassen müssen und dieses meist mit faulen Kompromissen, gegen die Interessen der Bevölkerung, endet.
Die erwähnten Beiträge finden sich im RotFuchs / Juni 2014, der ersterwähnte auf Seite 22 ist mit „Alarmsignal aus dem Yankee-Land" überschrieben, weiter ist in einer Überschrift zu erfahren das es „gegen durchgängige Privatisierung von Schulen in den USA" geht, eigentlich besser, um diese Privatisierungen. Ähnliche Privatisierungstendenzen sind leider auch hierzulande zu beobachten, sicher noch nicht soweit fortgeschritten wie in den USA. Der zweite Beitrag ist auf der darauf folgenden Seite zu finden und ist überschrieben: „Wie dem EU-Parlament ein Zugeständnis abgerungen wurde ... Wasser zum „schützenswerten Gut" erklärt". Auf den insgesamt 32 Seiten des Heftes finden sich eine Reihe weiterer interessanter Texte, Informationen und auch Veranstaltungshinweise.
Feierabend

17.06.14 - Gestern Nachmittag hatte ich noch eine Stadtführung, dabei war das Publikum unterschiedlich interessiert. Das Problem dabei wird gewesen sein, dass die Teilnehmer erst angereist sind, ihre Hotelzimmer bezogen haben und sich viel zu erzählen hatten, da sie zwar alle aus derselben Region, aber nicht aus demselben Ort stammten. Nur solche und ähnliche Probleme sind nicht unbekannt und als Stadtführer habe ich gelernt auch damit umzugehen.
Heute zum Frühstück hatte ich wie üblich Zeitung gelesen, wie auch üblich meistens nur die Überschriften. Im Regionalteil war von einem Unfall zu lesen, im überregionalen Teil spielte der Haushalt des Landes Sachsen-Anhalt eine Rolle und International war zu erfahren, dass Russland der Ukraine den Gashahn zudreht. Die EU war bemüht zu vermitteln, wobei sie Russland einen Preisnachlass für die Ukraine vorschreiben wollte. Das Russland nach dem Putsch in der Ukraine, welches zwar im Interesse der USA und der EU ist, sich aber gegen die Interessen Russlands wendet, dem Land ursprüngliche Vorzugskonditionen nicht mehr gewährt, ist durchaus verständlich. Aber selbst für das noch zu Vorzugskonditionen gelieferte Gas blieb die Ukraine das Geld bis jetzt schuldig. Dabei ist das Gejammer, welches nun angestimmt, letztlich nur scheinheilig, es sei daran gedacht, das auch in der EU, die Bundesrepublik ist da keine Ausnahme, bei nicht Bezahlung der Gasrechnung die Lieferung eingestellt wird. Also von Russland wird verlangt, was den eigenen Bürgern nicht zugebilligt wird! Dass europäische Politik diese Gelegenheit nutzt Angst vor Gasengpässen zu schüren, bleibt da nicht aus, was allerdings eine Steilvorlage für Spekulanten ist, welche den Preis in die Höhe treiben. Letzteres wird mittelfristig  nicht ohne Auswirkung für die Verbraucher hierzulande sein. Auch sollte nicht vergessen werden, dass es die Führung in Kiew ist, welche die Situation durch die Nichtbegleichung von Gasrechnungen aus der Vergangenheit zu verantworten hat. Dabei hatte Gasprom nicht einmal die gesamten Außenstände in Höhe von mehr als vier Milliarden Dollar gefordert, sondern nur einen Anteil von 1,95 Milliarden. Dass sich das Unternehmen nun entschlossen hat, Gas nur noch gegen Vorkasse zu liefern, entspricht durchaus ansonsten gepriesener westlicher Marktlogik. Eine Lösung des Problems scheint aber nicht im Interesse der Kiewer Putschregierung zu sein, ganz im Gegenteil, sie dreht kräftig an der Eskalationsschraube weiter.
Ein weiteres Thema sind die Auseinandersetzungen im Irak und deren Folgen.

18.06.14 - Das Wetter ist schön, morgens auf dem Weg nach Thale ist es noch etwas kühl, wobei es angebracht ist, nach Ankunft etwas abzukühlen. Übrigens spielte Thale in der heutigen Regionalausgabe der MZ eine Rolle, jedenfalls das Freibad, welches 2010 geschlossen wurde und in welchem demnächst investiert werden soll, so dass es nächstes Jahr wieder genutzt werden kann. Zu erfahren ist, dass über 2 Millionen Euro investiert werden, wobei zweidrittel Fördermittel des Landes angestrebt werden. Im Vorfeld gab es eine Unterschriftensammlung für das Freibad, die Beteiligung war nicht unerheblich und so wird dieses seinen Anteil am Vorhaben gehabt haben.
Letztlich aber wird die Stadt und das obwohl die Fördermittel nicht gering sind, dieses Objekt nicht betreiben, sondern ein privates Unternehmen. Ein Beispiel mehr, wie gesellschaftlicher Reichtum in private Taschen wandert. So würde von manch einem Unternehmen nicht mehr viel übrig bleiben, wenn alles herausgezogen würde, was mittels öffentlicher Mittel geschaffen wurde. In diesem Zusammenhang sei aber nicht nur an direkte Investitionen, sondern auch an die Förderung von Arbeitskräften für Unternehmen und anderer stattlicher Subventionen gedacht.
- Text kopiert und ausgedruckt

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