In den letzten Tage gab
es zwei Veranstaltungen mit den Kandidaten für das
Oberbürgermeisteramt in Quedlinburg. Am
25.02.
stand die Kultur im Mittelpunkt und am
26.02.
die historische Bausubstanz und das Weltkulturerbe. Beide
Veranstaltungen waren gut besucht, wobei das Foyer der
Lyonel-Feininger-Galerie
auf Grund seiner Größe sehr gut gefüllt war und im Saal des
Palais Salfeldt noch genügend Plätze frei waren. Die Veranstaltung in
der Lyonel Feininger Galerie hatte die künstlerisch-kulturelle
Entwicklung der Stadt zum Thema erhoben, im Palais Salfeldt ging es
einen Tag später um das Baugeschehen, den Denkmalschutz und die
weitere Entwicklung und Pflege des Welterbes.
Die Veranstaltung am
25.02. war vom Grunde her eine gelungene und aufschlussreiche, auch
dank souveräner und unterhaltsamer Moderation. Selbiges trifft ebenfalls auf
die Veranstaltung einen Tag später zu.
Von den Kandidaten waren
Allgemeinplätze, Floskeln und gelegentlich etwas substanzielles zu
vernehmen. Dazwischen manch fürs Kabarett reife Einlage eines
Kandidaten, dabei wurde anfänglich noch mit dem Verursacher gelacht,
später nahm die Häufigkeit des Kopfschüttelns zu und aus dem „mit“
wurde ein „über“ und „aus“.
(Erstaunlich wie hier
im Internet dieser vermeidliche, die Stadt mit Plakaten zuschütten wollende,
Politiküberflieger im intellektuellen Tiefflug, hofiert wird.
Im allgemeinen konnte ich
auf der den Politiküberflieger hofierenden Seite beobachten, dass
zumindest im Anspruch wert auf gute stilistische Formulierungen und
inhaltliche Substanz
gelegt wird und nun wird jemand gepriesen, der Probleme hat einen
längeren zusammenhängenden Satz freihändig, geradeaus hervorzubringen und
mit jeder Aussage hervorragend seine Unwissenheit und Inkompetenz
nicht nur für das Amt des Bürgermeisters belegt. Und auch wenn
Floskeln und Allgemeinplätze von allen Teilnehmern geboten wurden, die
drei anderen wussten wovon die Rede, beim Lachen verursachenden
stellt sich zugespitzt die Frage, ob er überhaupt weiß was ein
Theater ist! Credo, mit Wissen zu punkten scheint aus der Mode
gekommen zu sein, desto platter die Floskel, desto fehlerhafter die
Aussage (nicht nur stilistisch), desto naiver die Form, desto volksverbundener?
… willkommen beim nachmittäglichen „Bildungsfernsehen“ von
RTL, Pro 7, Sat 1, usw.)
Die vom Betreiber oben schon erwähnter
Seite in der Veranstaltung
gestellte Frage, nach dem Verhältnis von Staat/Stadt und Kirche in
Quedlinburg, die Nutzung des Schlossberges betreffend, war ein
Treffer ins Schwarze und wer möchte sich schon gern mit der Kirche
anlegen, auch wenn die meisten Menschen in Quedlinburg nach wie vor
konfessionell nicht gebunden sind, so sahen sich die Kandidaten zu
den verschiedensten Ausweichmanövern genötigt! Es waren, wie in
anderen Zusammenhängen auch, keine neuen Lösungsansätze zu
erkennen, im allgemeinen wurde aus der politischen Mottenkiste
gelabert, wir wollen, würden, könnten und wenn und aber! Einem
allgemeinen Bekenntnis zum kulturell/künstlerischem Leben in
Quedlinburg konnten sich die Kandidaten abringen, was wundert, es
funktioniert auch ohne dieselben. In die Zukunft weisende Aussagen
waren so auch dem Wissenstand und den parteilichen Dogmen geschuldet.
So legen die Aussagen des
CDU Kandidaten im Zusammenhang mit dem
Schlossberg nahe, dass von Seiten der CDU an eine Privatisierung
gedacht, in dem die Gesamtverantwortung der Kirche übertragen wird.
Der
SPD Kandidat, sowie die einzige Kandidatin, positionierten sich
für einen Museumsdirektor im Schlossmuseum, was seit längerem schon
eine allgemeine Forderung ist. Ähnlich verhält es sich mit dem
Theater, der CDU Politiker favorisiert auch dort eine
Teilprivatisierung und ein Wirtschaftskonzept, welches sich am
Theater in Ballenstedt (kein eigenes Ansambel, Räumlichkeiten werden vermietet) orientiert.
Summa summarum stellt
kein Kandidat eine Ideallösung für Quedlinburg dar, neue Ideen,
Fehlanzeige, allgemein übliche Wirtschaftsdogmen, bis hin zu
diversen platten Aussagen waren zu vernehmen. Die Kandidaten der
Parteien folgen ihrer parteilichen Doktrin, welche so unterschiedlich
nicht sind und sind beide in der Verwaltung tätig, diese Praxis
bestimmt somit auch ihr Denken und Handeln. In Quedlinburg müsste
aber weniger verwaltet, sonder vielmehr gestaltet werden, wobei die
wenigsten Veränderungen, auch die Verwaltung betreffend, vom
angestammten Ur-Quedlinburger und in der Stadtpolitik involvierten
Kandidaten zu erwarten sind. Der dritte Kandidat glänzte mit
Unwissenheit, welches er mit platten Sprüchen zu überspielen
versuchte und somit sehr gut seine Defizite zu untermauern verstand.
Die Kandidatin wiederum war die einzige, welche mit praktischen
Erfahrungen im Quedlinburger Kulturleben aufwartete. Sie war
übrigens auch diejenige, welche weitestgehend die vom Moderator
gestellten Fragen zur Quedlinburger Geschichte beantwortet hat. Was
für das bekundende Quedlinburger Urgestein von der CDU dann doch
etwas blamabel war.
Nun werden die Kandidaten
verschieden gestützt, interessanter allerdings ist die Frage nach
den partizipieren wollenden Hintermännern. Letztlich wurden die
Kandidaten der beiden Parteien, aus ein und verschiedenen Gründen
von ortsansässigen Landtagsabgeordneten an den Start geschickt und
bei den Einzelkandidaten sind geschäftliche Verquickungen sicher
nicht außer acht zu lassen.
Die zweite Veranstaltung
hatte zwar ein anderes Thema, der Verlauf, das Auftreten, sowie die
Aussagen der Kandidaten waren ähnlich. Eine realistische
Herangehensweise an Wirtschaftsprobleme im Interesse der Stadt hatte
der Kandidat der SPD, welcher nicht in Metaphern großer
Industrieansiedlungen dachte, sondern realistisch feststellte: „für
Porsche und BMW haben wir nunmal keine Standortvoraussetzungen. Wir
müssen uns an kleinteilige Industrie halten, Kunden- und
Lieferanten-Ketten aufdecken und die näher an unser produktives
Gewerbe heranholen.“ (Nachzulesen in der MZ, Lokales, 28. Feb./01.
März 2015, Seite 14.)
P.s. Einer oben
verlinkten
Seite entsprechend,
ist der Kandidat der SPD, unterstützt von einem breiten Bündnis,
der erfolgversprechendste.
Keiner der Kandidaten
erhält auf diesen Seiten mehr Aufmerksamkeit!
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