Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Mittwoch, 11. März 2020

Zwei, drei Gedanken zur Empathie.

„Der Ausdruck "Empathie" - als aufgeblasener Subjektivismus - ist ideologischer Dreh- und Angelpunkt für die Entwaffnung von Klassenkämpfen geworden.“

Obige Aussage fand ich auf Facebook, sie wird intensiv diskutiert und die Meinungen über „Empathie“ und deren Bedeutung gehen durchaus auseinander. Empathie ist ein Begriff, welcher häufig verwendet wird und das in den verschiedensten Zusammenhängen, in der Regel wird darunter das Einfühlungsvermögen eines Menschen verstanden. Der Begriffe selbst wird der Psychologie zugerechnet, wie im DUDEN zu erfahren.
Zur obigen Aussage habe ich folgenden Kommentar geschrieben:
Zwei, drei Gedanken zur Empathie.
Als ich erstmalig von Empathie in einem Zusammenhang gelesen, musste ich nachschauen was dieses Wort überhaupt bedeutet. Anfänglich vermutete ich ein Modewort, wie es sie viele gibt, soll es doch von Intellekt zeugen Fremdwörter nutzen zu können, der Nutzer versteht etwas, auch wenn ich es nicht verstehe! Er verfügt über Wortwissen, welches mir fremd, nur verfügt er auch über das Wissen welches mit dem Wort verbunden ist? Wenn ja, wäre es nicht möglich sich so auszudrücken, dass es auch verstanden wird?! Prinzipiell ja, aber nicht gewollt! (Es ist keine Kunst, einfaches kompliziert auszudrücken, sondern etwas kompliziertes, einfach und allgemeinverständlich.)
Letztlich musste ich feststellen, das Empathie nichts anderes ist, als die “Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen”, allerdings heute oft mit dem Anspruch verbunden, dass, was das Einfühlen in Einstellungen anderer Menschen bezeichnet, die Nachvollziehbarkeit einer Entwicklung dieser Einstellungen negiert, und sie so losgelöst vom gesellschaftlichen Umfeld verabsulidiert. Was übrig bleibt ist oft ein Appell (Aufruf) an die Gefühlswelt der Menschen (oft Mitleid). Empathie nicht als ein Element der Psychologie, zur nachvollziehbaren Ergründung des geistigen Zustandes eines Menschen, sondern als gesellschaftliche Erscheinung, die Welt im weltanschaulich idealistischen Sinn zu verklären.
Das mit der Anwendung verbundene Ziel, die einem Gegenstand verbundene empathisch bemühte und propagierte Einstellung bedingungslos und widerspruchslose zu akzeptieren, sie nicht in Frage zu stellen, gesellschaftliche Ursachen ignorierend. Auf die Empfindung soll es ankommt, sie wird als Quelle der Erkenntnis suggeriert, nicht die objektive Realität, nicht das gesellschaftliche Sein, nicht das Wissen um Zusammenhänge, das Gefühl soll richten.

Nachgedanke:
Somit subjektiver Idealismus, aber wer weiß heute mit diesem Begriff noch etwas anzufangen und was ist eigentlich Klassenkampf, in einer Gesellschaft, in welcher die Klassen weitestgehend als abgeschafft erklärt, im besten Fall nur noch als marginal vorhanden?
Die Verwendung von Begriffen ist heute oft auch eine Frage von Verklärung etwas irgendwie gearteten Absoluten, die Welt als Komplex von fertigen Dingen zu betrachten und nicht in ihrer Entwicklung, als ein Komplex von Prozessen. Im Fall von Empathie, von Empfindung, soll so empfunden werden, wie es gewünscht und am besten nicht darüber nachgedacht, der Begriff wird verselbstständigt und als notwendige Eigenschaft postuliert. Das er vom Ursprung eine Voraussetzung für die Erkenntnis konkreten menschlichen Bewusstseins bezeichnet und der Ergründung von Entwicklung bedingenden Ursachen dient, wird unterschlagen, genauso wie die Tatsache, dass etwas zwar nachempfunden, sich in eine bestimmte Situation hinein versetzt werden kann, dieses aber längst nicht zu bedeuten hat, dass diese geteilt, oder als gut und richtig empfunden werden muss.
Eine Eigenschaft, eine Fähigkeit, welche im Erkenntnisprozess persönlichen und gesellschaftlichen Seins hilfreich und gar notwendig ist, wird genutzt einen bestimmten Zustand zu konsolidieren, zu manifestieren, in dem unterstellt wird, dass er zu akzeptieren, ohne in Frage zu stellen, ist! Wer eine erkannten Zustand allerdings in Frage stellt, dem wird dann oft Empathielosigkeit unterstellt!

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