Biologismus – soziologische und geschichtsphilosophische Strömung innerhalb der bürgerlichen Ideologie. Der Biologismus betrachtet Staat und Gesellschaft analog dem menschlichen Organismus und behauptet, dass Staat und Gesellschaft in ihrer Entwicklung vornehmlich biologischen Gesetzen folgen. Er überträgt mechanisch Begriffsbildungen der Biologie in die Gesellschaftswissenschaften, was „nichts als Phrasendrescherei ist. Tatsächlich ist es unmöglich, mit Hilfe dieser Begriffe eine Untersuchung der gesellschaftlichen Erscheinungen, eine Klärung der Methode der Sozialwissenschaften zu bewerkstelligen.“ (Lenin Werke 14, 331f.) Das ist vor allem unmöglich, weil im Prozeß der Menschwerdung hochentwickelter Primaten (Affen) durch die Arbeit qualitativ neue, soziale Gesetzmäßigkeiten entstanden, denen die biologischen Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Lebens untergeordnet sind. Die Gesellschaft gehorcht qualitativ anderen Gesetzen als der biologische Organismus. Die biologische Existenz des Menschen ist zwar Voraussetzung seines gesellschaftlichen Daseins, erschöpft dieses jedoch nicht.
Seit der Begründung des historischen Materialismus durch Marx und Engels und der damit verbundenen Entdeckung der gesellschaftlichen Entwicklungsgesetze war und ist der Biologismus Bestandteil reaktionärer Ideologien und reaktionärer praktischer Politik. Seine gesellschaftliche Funktion besteht darin, die Strukturen der Klassengesellschaft als „natürlich“, als dem Wesen des Menschen entsprechend nachzuweisen.
→Rassentheorie→Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft.
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