- grundlegende Form der
ideellen Widerspiegelung der objektiven Realität im Bewusstsein der
Menschen; systematisch geordnetes verallgemeinertes Wissen über einen
Bereich der objektiven Realität oder über Erscheinungen des geistigen
Lebens der Menschen. Die Bildung von Theorie ist eine entscheidende
Etappe des wissenschaftlichen Erkennens. In den Theorien werden die
Struktur, die Funktion und die Gesetzmäßigkeiten von Objektbereichen in
verallgemeinerter, idealisierter Form widergespiegelt und exakt
formuliert. Theorien sind ein entscheidender Bestandteil der
Wissenschaft, sie bilden gewissermaßen ihr „Rückrat“, um das sich ihre
anderen Bestandteile gruppieren, wie das empirische Wissen, methodische
Elemente usw. Die Theorie über einen Objektbereich ermöglicht die
Erklärung der Erscheinungen und Prozesse dieses Objektbereichs und
zugleich wissenschaftliche Voraussagen, d. h. Prognosen über noch
unbekannte oder künftige Erscheinungen und Prozesse. Sie bildet damit
die wichtigste Grundlage für das bewusste, zweckmäßige und zielstrebige
Handeln der Menschen sowohl in der praktischen wie in der theoretischen
Tätigkeit. Hierbei spielt die Methode eine große Rolle, d. h. das System
von Regeln, Anweisungen und Verfahren, welches auf der Grundlage der
Theorie von theoretischen Aussagen abgeleitet wird. Jede Theorie besitzt
eine bestimmte Struktur, sie besteht aus Gesetzesaussagen, Prinzipien
und Aussagen über einzelne Sachverhalte, die in bestimmten Beziehungen
zueinander stehen.
Die
Theorie ist bereits zuverlässiges, geprüftes und bestätigtes Wissen,
zum Unterschied von der Hypothese, welche noch nicht oder nur
unzureichend bestätigt ist. Doch darf dieser Unterschied nicht
verabsolutiert werden; denn erstens können Hypothesen im Fortgang des
Erkennens zu Theorie werden, und zweitens enthalten einwickelte Theorien
in der Regel auch hypothetische Elemente. Als Produkt der theoretischen
Aneignung der objektiven Welt durch die Menschen trägt die Theorie
stets logisch-abstrakten Charakter. Sie ist vermitteltes Wissen, das
keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der objektiven Realität besitzt,
sondern mit dieser über das empirische Wissen, über die Erfahrung und
die Sinneswahrnehmung verbunden ist. Da die theoretische Tätigkeit auf
der praktischen beruht, von dieser hervorgebracht und vorangetrieben
wird, ist die Theorie untrennbar mit der gesellschaftlichen Praxis
verbunden. Diese ist die letzte Grundlage und Triebkraft der
Theoriebildung und auch das höchste Kriterium ihrer Wahrheit.
Theorie und Praxis
bilden eine dialektische, widersprüchliche Einheit von Gegensätzen; ihre
Wechselbeziehung ist kompliziert, oft vielfach vermittelt, weil die
Theorie eine zunehmende relative Selbständigkeit gegenüber der Praxis
gewinnt. Als Widerspiegelung der objektiven Realität ist die Theorie
gegenständlich durch den widergespiegelten Objektbereich bestimmt; aber
sie ist zugleich auch durch die jeweilige gesellschaftliche Praxis, die
Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse sowie die gesellschaftlichen
Interessen (Klasseninteressen) determiniert. Deshalb ist jede Theorie
historisch bedingt und relativ. Die Theorie des Marxismus-Leninismus ist
die verallgemeinerte Widerspiegelung der grundlegenden Strukturen und
Gesetzmäßigkeiten der Gesellschaft. Die ermöglicht eine
wissenschaftliche Erklärung der Gesellschaft als Ganzes, der Funktion
und Bereiche der Gesellschaft sowie der gesellschaftlichen Entwicklung
und ermöglicht damit auch eine wissenschaftliche Prognose künftiger
Entwicklungstendenzen. Die Theorie des Marxismus-Leninismus gibt der
Arbeiterklasse ein wirksames Instrument zur praktischen
Umgestaltung der Gesellschaft, zur Errichtung der kommunistischen
Gesellschaftsformation auf wissenschaftlicher Grundlage.
Die
kommunistisch-leninistischen Parteien lassen sich in ihrer gesamten
Tätigkeiten von dem Gedanken Lenins leiten, dass es „ohne revolutionäre
Theorie … auch keine revolutionäre Bewegung“ geben kann. (Lenin, Bd. 5,
S. 379) Deshalb schenken sie der weiteren Ausarbeitung der Theorie auf
der Grundlage der praktischen Erfahrung große Aufmerksamkeit.
Angelehnt an: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 948/50
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen