Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Samstag, 17. Januar 2009

Religion 2.

Form des gesellschaftlichen Bewusstseins, in der die objektive Realität, besonders das menschliche Dasein, in verkehrter Weise widergespiegelt wird. Religion ist eine idealistische Welt- und Lebensanschauung, in der als primäre Ursache des natürlichen und gesellschaftlichen Geschehens ein persönlicher Gott (bzw. mehrere Götter, Geister o. ä.) bzw. unpersönliche übernatürliche Kräfte und Mächte angesehen werden (Deismus). Am meisten verbreitet sich heute die monotheistischen Religionen: Christentum, Islam und Buddismus. Besonders im Christentum fand eine umfassende Institutionalisierung des religiösen Glaubens durch die Kirche mit allen ihren Einrichtungen statt. Religion ist stets irrationales Fürwahrhalten von Glaubensaussagen, ist stark emotional betont und mit Kulthandlungen verschiedener Art (Opfer, Gebet, Riten) verbunden.
Da im Zentrum jeder Religion der Glaube an übernatürliche, transzendente Mächte steht, sind religiöser Glaube und Wissenschaft nicht nur verschiedene, sondern einander ausschließende Erscheinungen. Der seit Nicolaus Copernicus und Galileo Galilei offensichtliche Gegensatz zwischen Naturwissenschaft und christlicher Religion ist somit prinzipieller Natur. Daher mussten zwangsläufig alle Versuche der Theologie, diesen Gegensatz aufzuheben, ohne Erfolg bleiben. Dass eine Reihe von bekannten Naturwissenschaftlern zugleich religiös waren und sind, widerlegt nicht die Unvereinbarkeit von Naturwissenschaft und Religion, da in keinem Falle nachgewiesen ist, dass die Religion organischer Bestandteil des wissenschaftlichen Gedankengebäudes ist bzw. zwangsläufig aus wissenschaftlichen Erkenntnissen folgt. Vielmehr resultieren die religiösen Vorstellungen aus Tradition, Erziehung oder Unvermögen, die menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge wissenschaftliche zu durchdringen. Die religiöse Vorstellungswelt mancher Naturwissenschaftler seht somit außerhalb ihrer naturwissenschaftlichen Erkenntnis und Denkweise. Daher ist die auf kirchlicher Seite häufig anzutreffende Berufung auf „religiöse Naturwissenschaften“ ein unzulässiger Autoritätsbeweis, bei dem von der wissenschaftlichen Autorität auf die Gültigkeit religiöser Aussagen geschlossen wird.
Religion lässt sich keineswegs auf Unkenntnis oder Unwissenheit reduzieren. Ihre wurzeln liegen nicht nur in der Erkenntnis; vielmehr resultiert ihre Existenz vornehmlich aus der Ohnmacht der unterdrückten Volksmassen gegenüber der herrschenden Ausbeuterklasse, ihr Leben den eigenen Interessen gemäß zu gestalten. Sie resultiert aus gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen für die Volksmassen „das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt“. Deshalb ist die Religion für diese Verhältnisse „moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund“. In ihr findet das eigentliche menschliche Wesen seine „phantastische Verwirklichung“. Daher bestimmte Marx die Religion als den „Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt … das Opium des Volkes“ (MEW Bd. 1, S. 378). Religion hat somit vornehmlich ihre historischen Ursachen im Bestehen der Klassengesellschaft, in der Ausbeutung und Unterdrückung der Volksmassen. Die soziale Wirklichkeit der Ausbeutergesellschaft erzeugt jedoch nicht nur das Bedürfnis der Volksmassen nach Religion, sondern auch die Möglichkeit und das Bestreben der herrschenden Klasse, die Religion als ideologisches Mittel der Manipulation und der Rechtfertigung der bestehenden Zustände zu benutzen.
Da Religion auch „Protestation gegen das wirkliche Elend“ (ebenda) ist, können auch progressive Klassen und Schichten ihre Kämpfe durchaus in religiösen Gewand austragen. Bis zum 17. Jh. wurden Klassenkämpfe in Europa generell unter religiösem Vorzeichen geführt. Heute ist es Notwendig, dass die gemeinsamen sozialen Interessen viele Werktätige in den Ländern des Kapitals an die Seite der Arbeiterklasse führen.
Erst im Sozialismus werden mit der Beseitigung der Ausbeutung, Not, Elend, Unterdrückung die sozialen Wurzeln der Religion aufgehoben. „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks“ (MEW Bd. 1 S. 379).
Die dem Sozialismus adäquate Weltanschauung trägt notwendigerweise wissenschaftlichen und atheistischen Charakter. Somit wird sich der dialektische und historische Materialismus immer mehr als Weltanschauung des ganzen Volkes durchsetzen. „Der religiöse Widerschein der wirklichen Welt kann überhaupt nur verschwinden, sobald die Verhältnisse des praktischen Werkeltagslebens den Menschen tagtäglich durchsichtig vernünftige Beziehungen zueinander und zur Natur darstellen. Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprozesses, d. h. Des materiellen Produktionsprozesses, streift nur ihre mystischen Nebelschleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewusster planmäßiger Kontrolle steht. Dazu ist jedoch eine materielle Grundlage der Gesellschaft erheischt oder eine Reihe materieller Existenzbedingungen, welche selbst wieder das naturwüchsige Produkt einer langen und qualvollen Entwicklungsgeschichte sind“ (MEW Bd. 23, S. 94).
Ausbeuterklassen haben die Religion immer dazu benutzt, die unterdrückten Massen geistig nieder zuhalten. Auch in der Gegenwart missbrauchen reaktionäre Kräfte die Religion als ideologisches Mittel, die Werktätigen der Länder des Kapitals von der Erkenntnis ihrer wahren Interessen und vom Klassenkampf abzuhalten, sie mit der kapitalistischen Gesellschaft zu versöhnen. Nicht selten wurde/wird Religion dazu missbraucht, einen Kreuzzug gegen die sozialistischen Länder zu erzeugen, aber auch gegen andere Länder, sowie anders Gläubige Menschen. Verantwortungsbewusste religiöse Kreise wenden sich gegen diesen Missbrauch der Religion und treten für Verständigung und Frieden ein.

Die Politik der marxistisch-leninistischen Partei gegenüber religiösen Gemeinschaften und religiösen Menschen ist dem Hauptziel, der Errichtung des Sozialismus und Kommunismus, untergeordnet. Die Partei der Arbeiterklasse tritt für volle Glaubens- und Gewissensfreiheit ein. „Jedem muss es vollkommen freistehen, sich zu jeder beliebigen Religion zu bekennen oder gar keine Religion anzuerkennen, d. h. Atheist zu sein, was ja auch jeder Sozialist in der Regel ist“ (LW Bd. 10, S. 71). Dementsprechend hat die sozialistische Gesellschaft durch die Trennung von Kirche und Staat sowie durch die verfassungsmäßigen Rechte aller Bürger die Glaubensfreiheit und die ungehinderte Ausübung religiöser Kulte. Andererseits beruht die ganze Politik der Arbeiterklasse auf dem theoretischen Fundament des dialektischen und historischen Materialismus, der mit keinerlei Religion vereinbar ist und atheistischen Charakter hat. Doch daraus folgt keineswegs, dass die religiöse Weltanschauung werktätiger Menschen einer vertrauensvollen Zusammenarbeit von Marxisten und Gläubigen für die Beseitigung des Kapitalismus und beim Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft im Wege steht. Die Politik der marxistisch-leninistischen Partei muss daher konsequent auf die Einbeziehung der religiösen Menschen in den revolutionären Klassenkampf und die Gestaltung einer sozialistischen Gesellschaft. „Die Einheit dieses wirklich revolutionären Kampfes der unterdrückten Klasse für ein Paradies auf Erden ist uns wichtiger als die Einheit der Meinungen der Proletarier über das Paradies im Himmel“ (LW Bd.10, S. 74).
Wie praktische Erfahrungen zeigten und zeigen, bejahten viele religiöse Menschen sozialistische Ideen und den Sozialismus aus religiösen Motiven heraus, schöpfen aus ihrer Religion Impulse für eine sozialistische Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens und arbeiten dabei freundschaftlich mir Marxisten-Leninisten zusammen.
Die Glaubens- und Gewissensfreiheit schließt natürlich auch das Recht der Marxisten ein, ihre wissenschaftliche Weltanschauung aktiv zu vertreten und zu verbreiten und durch wissenschaftlich-atheistische Aufklärungsarbeit die religiöse Weltanschauung als eine Form des entfremdeten Bewusstseins zu überwinden und die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Weltanschauung zu verbreiten.
Angelehnt an „Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften“ Dietz Verlag Berlin 1983, Seite 809 -811.

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