Heute (31.10.13) ist Feiertag,
Reformationstag und die Reformationsbewegungen an der Schwelle zur Neuzeit
haben ihre Spuren hinterlassen. Dabei wird bei der Spurensuche durchaus
sondiert und die Spuren in den Vordergrund gestellt, welche dem eignem
Interesse dienlich sind. Da passt es heutzutage nicht unbedingt einen
Reformator wie Thomas Müntzer zu ehren, eher wird bei Martin Luther stehen geblieben,
mit welchem dessen Zeitgenosse Hieronymus Höltzel in seiner Schrift „Hoch verursachte Schutzrede und antwwort
wider das Gaistlose Sanfftlebende fleysch zu Wittenberg“ abrechnete. Wie
anderes auch, ist diese Streitschrift im Kontext ihrer Zeit zu sehen, sie ist
auf dem Höhepunkt der Reformation, am Vorabend der Bauernkriege verfasst
worden. Müntzer und seine Mitstreiter gingen mit ihren Vorstellungen von der Reformation
weit über die Luthers hinaus, sie strebten die Befreiung des Volkes von seiner Knechtschaft
an. Müntzer gehört zu den radikalen Kräften, welche nach 1521 weit über die Reformation
Luthers hinausgingen und „sie stießen bis
zu den revolutionären Konsequenzen einer Veränderung auch der weltlichen
Herrschaft vor. In nur knapp fünf Jahren wurden neue Ideen hervorgebracht und
zahlreiche Kräfte für den Kampf gegen die geistlichen und weltlichen
Feudalgewallten mobilisiert. In dieser Zeit reifte auch Thomas Müntzer zum
Prediger, Theologen und Streiter für die Revolution, für die Sache des „gemeinen
Mannes“.“
In keinem Fall ist die historische
Leistung Luthers zu schmälern, an der Schwelle zu einer neuen Zeit hat er
Bahnbrechendes geleistet, nur sind Müntzer und seine Mitstreiter weit über
dieses hinausgegangen und haben den Weg in eine neue Gesellschaft gewiesen. Am
Rande sei aber auch daran erinnert, das Müntzer vor Luther in deutscher Sprache
gepredigt hat. Somit gedenke ich heute am Reformationstag dem großen deutschen
Reformator und Revolutionär Thomas Müntzer!
Nachgedanke (01.11.2013):
Oben abgebildet findet sich das
Deckblatt eines Heftes, welches in der Reihe „Militärgeschichtliche Skizzen“ im
Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik im Jahr 1989 erschienen und
mir jüngst beim Stöbern in Bücherkisten in die Hände gefallen ist. Dabei sind
mir weitere interessante Schriften in die Hände gefallen, leider nicht das was
ich gesucht habe.
Das Thema selbst ist aber nicht nur
Interessant im Zusammenhang mit der Reformation und der frühbürgerlichen
Revolution in Deutschland, sondern auch eine Grundlage für spätere
Entwicklungen. Der Bauernkrieg stand an der Schwelle zu einer neuen Zeit und
für das Ende des Mittelalters,
„Müntzer
war kein Bauernführer schlechthin wie der Bauernkrieg 1524/25 insgesamt nicht
nur eine Erhebung der Bauern, sondern ein breiter Volkskampf war, an dem städtische
Schichten ebenfalls großen Anteil hatten. Auf dem Höhepunkt der
frühbürgerlichen Revolution verstand sich Müntzer nicht als Repräsentant nur
einer bestimmten sozialen Schicht, sondern als Sprecher und Prophet aller
Ausgebeuteten und Unterdrückten, der "Auserwählte Gottes" für die
neue Gesellschaft“, ist im Heft als ein Resümee zu lesen. Der Bauernkrieg
war ein entscheidender Wendepunkt in der deutschen Geschichte und Heinrich
Heine schrieb, Müntzer war
„einer der
heldenmütigsten und unglücklichsten Söhne des deutschen Vaterlandes, ein
Prediger des Evangeliums, das … nicht bloß die Seligkeit im Himmel verhieß,
sondern auch die Gleichheit und Brüderschaft der Menschen auf Erden befehl.“
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