Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Mittwoch, 28. Mai 2014

Auf ein Neues! – Gedanken zum Tag –

28.05.14 - Am letzten Wochenende waren Wahlen, in Sachsen-Anhalt wurde nicht nur zum Europaparlament, welches ohnehin nur eine demokratische Institution ohne Bedeutung ist, gewählt, sondern auch in den Kreisen und Kommunen. Trotz anders lautender Verkündigungen, stellen die größte Fraktion die Nichtwähler, in Quedlinburg waren es über 60%, in Halberstadt sollen es sogar über 79% gewesen sein. Im Harzkreis insgesamt blieben ca. 60% der Wahlberechtigten der Wahl fern, also muss es durchaus „Wahlhochburgen“ geben. Dabei sind die Nichtwähler bescheiden, sie feiern ihren Sieg nicht wie es jene Parteien tun, welchen es gelungen ist, in die Parlamente einzuziehen. Am meisten bejubelt wohl die CDU ihren Sieg, von den Abgegebenen Stimmen hat sie einen großen Teil für sich einheimsen können, letztlich repräsentieren diese aber nur eine Minderheit. Das stört im demokratischen Gefüge unserer Zeit allerdings nicht, selbst wenn nur 10 Wähler ihre Stimme abgegeben hätten, würde der Sieger jubeln und seinen Sieg verkünden, egal wie weit sich von oft gepriesener demokratischer Legitimation entfernt wird.
Im Wahlsystem in der DDR, welches oft kritisiert wurde, in welchen Parteien und Organisationen aber einen festen Platz hatten, also garantiert Vertreter in die Parlamente entsenden konnten, war es bestreben möglichst viele Menschen an die Wahlurnen zu bekommen. Das dieses unter Umständen kuriose Formen annahm, sollte über das Grundanliegen allerdings nicht hinwegtäuschen. Auch ohne die verschiedensten Maßnahmen war die Wahlbeteiligung höher, als es sie heute ist. Auf die Auswahl der Kandidaten im Vorfeld der Wahl hatten die Wähler nicht unbedingt mehr Einfluss als es heute der Fall ist.
Aber genug der Wahl der Qual, heute habe ich mir auf dem Bahnhof eine Zeitung gekauft, da die Junge Welt am Kiosk nicht zu haben war, griff ich zum Neues Deutschland. Auf Seite 7 findet sich ein Beitrag, welcher mit „Von keinem Zweifel geplagt" überschrieben ist und daran erinnert, dass Erich Honecker vor 20 Jahren verstorben ist. Im Zusammenhang mit dem Prozess, welcher gegen Erich Honecker geführt wurde und welcher im Artikel Erwähnung findet, werden einige Aussagen Honeckers zitiert. So ist zu lesen: „Honecker selbst waren keine Zweifel an der eigenen wie an der historischen Mission der Arbeiterklasse anzumerken. Der wachsende zeitliche Abstand werde die Bilanz der DDR in anderem Licht erscheinen lassen, sagte er vor Gericht. „Immer mehr >0ssis< werden erkennen, dass die Lebensbedingungen in der DDR sie weniger deformiert haben, als die >Wessis< durch die >soziale< Marktwirtschaft deformiert worden sind." Kranke, so prophezeite Honecker, „werden erkennen, dass sie in dem Gesundheitssystem der DDR trotz technischer Rückstände Patienten und nicht kommerzielle Objekte für das Marketing von Ärzten waren. Künstler werden begreifen, dass die angebliche oder wirkliche DDR-Zensur nicht so kunstfeindliche war wie die Zensur des Marktes. Staatsbürger werden spüren, dass die DDR-Bürokratie plus der Jagd auf knappe Waren nicht so viel Freizeit erforderte, wie die Bürokratie der BRD ... Sie werden erkennen, dass sie im täglichen Leben, insbesondere auf ihrer Arbeitsstelle, in der DDR ein ungleich höheres Maß an Freiheit hatten, als sie es jetzt haben."" Und so im Nachhinein betrachtet und die Erfahrungen der letzten 25 Jahre zugrunde legend, kann festgestellt werden, dass diese Aussagen stimmen, sich bewahrheitet haben.

Warum allerdings viele Menschen in der DDR die verschiedensten Illusionen vom Leben in der BRD hatten und die Verantwortung Honecker in diesem Zusammenhang bleibt hingegen unberücksichtigt.
Vieles war vorhersehbar und das ohne hellseherische Fähigkeiten, sondern aus der Kenntnis historischer Zusammenhänge und objektiver Gesetzmäßigkeiten heraus. Des Öfteren bekam ich z. B. zu hören, wenn es um Probleme gegenwärtigen gesellschaftlichen Seins ging, dass wir das ja alles in der Schule gelernt haben, nur keiner es glauben wollte. Wurde allerdings 1989/90 auf die verschiedensten Folgen kapitalistischen Seins verwiesen, bestand die Gefahr als Ketzer verunglimpft zu werden. Das Leben in der DDR, die Erfahrungen, welche Menschen in ihr sammelten, ihre Friedfertigkeit und Aufgeklärtheit, ließen letztlich bei allem Unmut und aller Hetze gegen das System des Sozialismus und seiner Vertreter, keine Pogrome zu. Erinnert sei an frühzeitige Hetzkampanien der vermeidlich neuen Machthaber, gegen die alten Machthaber und den Strukturen des Staatsapparates. Ein extremes Beispiel war die Veröffentlichung der Listen von Mitarbeitern, offizielle, wie inoffizielle, der Staatsicherheit des ehemaligen Bezirkes Halle durch die "Bild dir meine Meinung Zeitung". Dem einen und anderen Zeitgenosse wird dieses zwar Zornesfalten auf die Stirn gezaubert haben, ansonsten wurde durchaus weitestgehend zivilisiert reagiert. Letztlich ist der Geheimdienst der DDR, welcher allerdings im Land nicht so geheim war, wie oft unterstellt, eine der wenigen Keulen, welche heute noch gegen die DDR ins Feld geführt werden kann.
Honecker ist nun schon 20 Jahre Tod, vor 25 Jahren hörte die DDR auf zu existieren, seit 24 Jahren gibt es sie als Völkerrechtsobjekt nicht mehr und trotzdem wird sie nach wie vor bekämpft und das mit einer Schärfe und Härte, welche eigentlich nur die positive Wirkung der DDR unterdrücken soll. Gerade diese Verhaltensweise ist ein Zeichen dafür, welche Angst die Gegner der DDR, die vermeidlichen Sieger der Geschichte, heute noch vor der Ausstrahlung der DDR haben. Noch größer ist die Angst vor dem Sozialismus als humanistische Alternative zum kapitalistischen System. Einen anderen Grund gibt es nicht, wenn auf eine wiederholt Toderklärte und nicht mehr Existente, immer wieder eingeprügelt wird!
Anders ausgedrückt, hier wird seit 24 Jahren intensive Leichenfledderei betrieben, mit dem Ziel die Leiche bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln. Dass letzteres bis heute nicht gelungen ist, begründet nicht nur die Fortsetzung der Leichenfledderei, sondern zeigt auch, wie zählebig diese „Leiche“ ist! Und so wird weiter am Feindbild DDR gearbeitet.

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