Im Rahmen des diesjährigen
Quedlinburger Bücherfrühlings, der vierzehnte im Laufe der Zeit, gab es am
29.04. eine Veranstaltung, welche der Dachverein Reichenstraße und die
Neustädter Grundschule gemeinsam durchführten. Unter dem Titel: „Alles rund ums
Buch“, konnten die Grundschüler sechs verschiedene Stationen durchlaufen. So
ging es um Reime und Gedichte, Illustrationen der Gedichte und ums Binden, auch
alte Schrift, sowie das Schreiben mit Feder und Tinte, spielte eine Rolle. Weiter
konnten die Schüler einen Kurzfilm im Studiokino schauen und es gab Geschichten
vom Eulenspiegel. Letzteren Part hatte ich zur selben Veranstaltung im letzten
Jahr, also im Rahmen des dreizehnten Bücherfrühlings übernommen. Dieses Jahr
war es mir aus zeitlichen Gründen nicht möglich, mich in ein Kostüm zu
schwingen und die Schüler etwas durch die historische Neustadt, rund um die
Neustädter Kirche herum, zu führen und Geschichten aus dem Leben Eulenspiegels,
sowie einiges aus der Geschichte der Stadt, zum Besten zu geben.
In Vorbereitung auf diese Veranstaltung
schrieb ich einige Hinweise für besagte Führung, wie ich aber im Nachhinein
erfahren konnte, wurde davon kein Gebrauch gemacht.
Eulenspiegelführung für Kinder, Grundschule, erste bis vierte Klasse.
Einige Hinweise, nicht alles muss Verwendung finden, kann aber
hilfreich sein.
Eine Führung im Dialog bietet sich an, dabei sollte keine Frage
unbeantwortet bleiben, erst recht nicht die selbst gestellten. Es gibt keinen
Grund mit Fragen zu geizen. Um die Neustädter Kirche herum kann ein Wettrennen
veranstaltet werden, bevor sie gemeinsam
umrundet wird. Vorher sollte allerdings der Straßenzustand überprüft werden. An
der Kirche selbst gibt es einiges zu entdecken, der Schäfer und seine Hunde zum
Beispiel.
Vorbereitung:
-
Geschichten
von Eulenspiegel lesen, zu empfehlen sind die Überarbeitungen, Nacherzählungen
von Kästner, er hat einige Geschichten für Kinder zeitgemäß aufgearbeitet.
Literatur könnte ich zur Verfügung stellen.
-
Geschichte
allgemein, insbesondere die Zeit in welcher Eulenspiegel lebte, das ausgehende
Mittelalter, in welchen die Bedeutung der Städte zunahm, welches in
bürgerlichen Emanzipationsbestrebungen seinen Niederschlag fand.
-
aufgeschrieben wurden die Geschichten ursprünglich um 1500, haben ihren Ursprung allerdings im 14 -15 Jahrhundert
-
Eulenspiegel war ein Schalk, kein Narr, er hat den Menschen den Spiegel
vorgehalten, insbesondere in dem er gesagtes wörtlich genommen hat, aber sich auch mit Schwächen (Eitelkeit,
Überheblichkeit, Leichtgläubigkeit, Egoismus etc.) auseinandersetzte und sie
zum Gegenstand seiner Taten gemacht.
- Bei Kästner findet sich allerdings nicht
die Geschichte, in welcher Eulenspiegel einer Bäuerin in Quedlinburg vier
Hühner abnahm und ihr ihren eigenen Hahn als Pfand zurückließ.
- Parallelen zur Quedlinburger Geschichte,
Leben im Mittelalter, Gründung der Neustadt, (aus welchem Grund? Folge der
Auseinandersetzungen zwischen Heinrich dem Löwen und Barbarossa) Ende des 12
Jahrhunderts, beginn des Baus der Neustädter Kirche 1200, (warum Schäferkirche
etc.),
- Auseinandersetzung mit der Äbtissin Hedwig
1477, in deren Folge die Stadt ihre Privilegien (Bau von Stadtbefestigungen,
eigene Gerichtbarkeit usw.) abgeben musste (symbolisiert durch die Zerschlagung
des Roland). Wo steht der Roland heute? Ab
1477 gab es übrigens Ablassbriefe für Verstorbene, damit diese nicht so lange
im Fegefeuer schmoren müssen, eine interessante Parallele.
- Die Geschichten über Eulenspiegel spiegeln
das Leben im ausgehenden Mittelalter, auf eine Weise, wie es zu dieser Zeit
nicht üblich gewesen ist. Im Allgemeinen wurde über das Leben und Werk der
Herrschenden berichtet, Herrschaftswissen bring Herrschaftsgeschichte hervor,
oder die Geschichte der Herrschenden, ansonsten spielten die Menschen in der
Geschichtsschreibung, aber auch in anderer Literatur maximal eine
Statistenrolle (alles Ritter, keiner Knecht). In den Geschichten über
Eulenspiegel findet sich, dem Übergang zur Neuzeit, geschuldet, vieles über das
Leben der Menschen in dieser Zeit. (Verbreitung von Wissen, Verlagerung des
gesellschaftlichen Lebens mehr und mehr aus den ländlichen in den städtischen
Raum, Entwicklung des Handwerks.) Wissen ist Macht!
- Quedlinburg war im 15 Jahrhundert eine
reiche und mächtige Stadt, ihre emanzipatorischen Bestrebungen zum Ende des 15
Jahrhunderts endeten allerdings in einem Fiasko, welches die Macht der Äbtissin
gegenüber der Stadt stärkte und die Stadt in ihren Rechten und Freiheiten
erheblich einschränkte. Eine territoriale Ausdehnung der Stadt war aus diesem
Grund über sehr viele Jahre nicht mehr möglich. (Auch ein Grund warum Quedlinburg
heute noch über einen Teil seiner mittelalterlichen Stadtbefestigungen
verfügt.)
- Das erste Buch über Eulenspiegel erschien
um 1510, Eulenspiegel gehörte zu den bekanntesten Persönlichkeiten im 1600,
eine weitere bekannte Persönlichkeit dieses Jahrhunderts war Martin
Luther.
Führung:
-
Kostüm,
Narrenkappe ist anzuraten, obwohl Eulenspiegel kein Narr war, wird er doch mit
einer solchen Kappe identifiziert (die
Narrenkappe ist die Krone des Narren und verleiht ihm gewisse Privilegien,
welche mit einer Krone üblicherweise verbunden sind, so z.B. Immunität.)
-
Wer kennt
Eulenspiegel? Vielen Kindern ist er kein Unbekannter, meines Erachtens werden
in der vierten Klasse Geschichten von ihm gelesen. Den meisten ist die
Geschichte mit den Eulen und Meerkatzen nicht unbekannt. Wenn bekannt,
Geschichte kurz nacherzählen lassen.
-
Eulenspiegel
hat nie einen Beruf erlernt, kann aber alles, was dazu führte, dass er die
verschiedensten Tätigkeiten ausübte und sich in den unterschiedlichsten
gesellschaftlichen Kreisen bewegte. Unter anderem arbeitete er als Bäcker,
Kirschner, Wunderdoktor, Händler, Schmied etc., lebte gar am königlichen Hofe
von Dänemark.
-
Vielleicht
war die Ursache seines Lebenswandels, dass er dreimal getauft wurde, es ist
anzuraten diese Geschichte mit einfließen zu lassen
-
Schon in
seiner Kindheit spielte Eulenspiegel so manchen Streich, wobei ihm eigentlich nichts
nachzuweisen war, sein Vater hat ihn trotzdem regelmäßig versohlt. Vielleicht
war das der Grund, warum der Vater früh verstorben ist, was dazu führte, dass
seine Mutter mit ihm in ihren Heimatort an der Saale zog (So bei Kästner). Dort
versuchte sich Eulenspiegel im Seiltanzen …
-
Im
Bienenkorb davongetragen verließ er seine Heimat und zog durch die Welt, wobei
seine Wege ihn bis nach Rom führten, wo der Papst ihn zu sich rufen ließ.
-
Die
Geschichte ums Seiltanzen gehört zu den bekannteren, sollte aber nicht nur aus
diesem Grund eine Rolle spielen. Ein Bezug zu den hygienischen Bedingungen im
Mittelalter bietet sich an. Eulenspiegel wurde verspottet weil er ein Bad
genommen hat, wobei die Mutter – Kind
Beziehung berücksichtigt werden kann. Zudem brachte er die Menschen im Ergebnis
des „missglückten“ Seiltanzes dazu sich folgenreich zu prügeln.
-
Die Führung
beginnt im Kulturzentrum auf dem Hof, kurze Vorstellungen einige Fragen zu
Eulenspiegel und nach dem Verlassen des Objektes geht es in Richtung Neustädter
Kirchhof. Nach Querung des Steinweges und durchschreiten des Durchgangs zum
Kirchhof, kann ein Wettrennen um die Kirche veranstaltet werden. Anschließend
geht es gemeinsam um die Kirche, Bildung im Mittelalter kann eine Roll spielen,
auch die verschiedensten Fachwerkobjekte aus verschiedenen Jahrhunderten,
Entwicklung der Stadt, Altstadt – Neustadt etc.
-
Resümee:
-
Die
Geschichten vermitteln einen Einblick ins Leben der Menschen im ausgehenden
Mittelalter und setzen sich mit den verschiedensten Verhaltensweisen selbiger
auseinander. Parallelen zur Gegenwart können gern gezogen werden.
Darüber hinaus:
Beginn mit der Geschichte, wie Eulenspiegel eine Bäuerin um 4 Hühner
prellte.
Als ich einst nach Quedlinburg kam, war mein Zehrgeld knapp und so
schaute ich mich auf dem Mark um. Ich entdeckte eine Bäuerin, welche vier
Hühner und einen Hahn feilbot und beschloss mich nach dem Preis zu erkundigen.
„Liebe Frau, was möchtest Du für die Hühner und den Hahn haben?“ „Zwei
Stephansgroschen pro Stück“, bekam ich zur Antwort. „Könntest Du sie nicht
billiger abgeben?“ „Nein“, war ihre Antwort. Und so nahm ich den Korb mit den
Hühnern und machte mich daran davon zu gehen. „Halt, wo willst Du hin mit den
Hühnern? Zahle sie erst, dann kannst Du gehen!“ „Gemach, gemach liebe Frau, ich
werde sie nehmen und bringe Dir nachher das Geld, ich bin Schreiber bei der Äbtissin
und habe jetzt keines bei,“ antwortete ich nachdem ich mich ihr wieder
zugewendet hatte. „Nein, so geht das nicht, lasse mich mit deinem Abt oder
deiner Äbtissin in Ruhe, mein Vater lehrte mich, keine Geschäft mit solchen zu
machen, vor denen man den Hut ziehen muss und das Haupt senken.“ „Sei nicht so
kleingläubig, wenn alle so wie du wären, würde es keine Geschäfte mehr geben, …
aber gut, hier hast Du den Hahn als Fand.“ Ich nahm den Hahn aus dem Korb und
gab ihn ihr. Dann drehte ich mich um und ging auf den Burgberg zu.
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