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So
die „positive“ Bilanz der letzten Arbeitskräfteschau in Quedlinburg! Genau
genommen waren es acht Teilnehmer, dieser Ware Arbeitskraftbeschauung, welche
erfolgreich eine Arbeit aufnehmen konnten, da noch zu führende Gespräche maximal
als Weg zum notwendigen Verkauf der eignen Arbeitskraft gesehen werden können. Das
auf der Arbeitskräftebeschauung, über welche in der MZ (Quedlinburger Harzbote)
vom 23.03.12 auf Seite 9 berichtet wird, vorwiegend Zeitarbeitsfirmen präsent
waren, ist wenig verwunderlich und liegt wohl im Trennt der Vermarktung von
Arbeitskräften. Veranstaltet wurde das Ganze von der Kommunalen
Beschäftigungsagentur (Regionaler Hartz IV-Verwalter) schon öfter und es wird
den Geladenen wohl schwerlich möglich gewesen sein, sich diesem rituellen Akt
der Arbeitskraftbeschauung zu entziehen. So nahm dann auch die überwiegende
Zahl der Geladenen teil.
Die
Plätze an den „Tischen der elf Zeitarbeitsfirmen“ waren gut besetzt und auch
wenn die Gespräche für die überwiegende Zahl der Arbeitskraftverkaufenwollenden
ohne Erfolg waren, wird doch von Erfolg gesprochen. Denn „„wenn 80 Prozent
unserer Kunden wirklich klare Vorstellungen haben und auch motiviert sind, dann
ist das für uns ein Erfolg“, sagt die Teamleiterin Arbeitgeber-Service bei der
Kommunalen Beschäftigungsagentur (Koba) des Landkreises Harz.“ Nicht die
Vermittelten Tätigkeiten zeugen vom Erfolg, dazu sind es letztlich auch zu
wenig, sondern die Gefügigkeit der Arbeitskraftverkaufenden, deren klare
Vorstellungen und Motivation! Und so kamen über 80% der Geladenen, gut motiviert,
von Vorstellungen getrieben, der Angst vor Sanktionen gehorchend, „vorbereitet“
mit „Lebenslauf oder Bewerbungsmappen“ zum Gespräch. Die meisten der
Arbeitskraftverkaufenmüssenden allerdings erfolglos, eventuelle Hoffnungen
zerstört, Illusionen vernichtet, den Zwängen letztlich gehorchend!
Dass
im MZ-Beitrag
„Hilfe bei der Jobsuche“ Beispiele für „Arbeitssuchende“ angeführt
werden, welche hoch motiviert sind, versteht sich von selbst, genauso wie der
Verweis auf die verschiedensten Qualifikationen, welche manch einer oder eine
im Laufe der Zeit erworben hat und zu erwerben bereit ist. Das dabei die
Bereitschaft besteht, fast jede Arbeit auszuführen, muss eigentlich nicht
gesondert erwähnt werden, trägt aber auch nicht unbedingt zum Erfolg bei.
Erfolgreich
hingegen scheinen Zeitarbeitsfirmen zu sein, welche ihr Reservoir an zu
verleihenden Arbeitskräften beständig auffüllen und erweitern müssen. Letzteres
liegt sicher nicht daran, dass viele der Zeitarbeiter in reguläre, normale
Arbeitsverhältnisse gewechselt sind, sondern eher daran, das die Fluktuation
entsprechend hoch ist. Das kann daran liegen, dass die Bezahlung weit unter dem
anderer Beschäftigter in den mietenden Betrieben liegt, die Arbeitsbedingungen oft
schlechter sind, der Aufwand dafür höher und die Möglichkeit entlassen zu
werden größer. Aber Zeitarbeit liegt im Trend und so mancher reguläre
Arbeitsplatz ist schon lange Zeitarbeitsplatz, gelegentlich mit denselben
Beschäftigten. Das sich Zeitarbeitsfirmen dabei spezialisieren und auf
bestimmte Berufsgruppen und Industriezweige konzentrieren, ist nicht
verwunderlich, kann so doch die Effizienz eigenen wirtschaftlichen Treibens (Handel
mit der Ware Arbeitskraft) erhöht werden. Wenn solche Firmen dann noch in „einen
Umkreis von 50, 60 Kilometern“ agieren, bleiben sie im „Tagespendlerbereich“
und es fallen keine zusätzlichen Kosten für die Unternehmen an. Für die
Bewerber ist wichtig, dass sie Auskunft erteilen können, über welche
Qualifikationen sie verfügen, aber vor allen ob sie mobil sind, denn „Mobilität
ist schon ein entscheidender Faktor“. Für die Arbeitskraftverkaufenmüssenden
(allgemein und fälschlicherweise als Arbeitnehmer bezeichnet) ein nicht
unerheblicher Kostenfaktor, welcher in der Regel mit niedrigeren Löhnen
vergolten wird. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, ist ein lang gehegter Traum
in diesem Lande und gerade ein System von Zeitarbeitsfirmen sorgt dafür, dass
die Löhne weiter gedrückt werden und so das Realeinkommen immer weiter sinkt.
Da
die Zahl der Teilnehmer, ob nun freiwillig, illusionär der Hoffnung auf
Arbeitskraftverkauf, oder zwangsweise der Angst vor Sanktionen folgend, hoch
war, wird von Erfolg gesprochen, auch wenn gerade einmal acht (in Zahlen 8)
eine „Arbeitsaufnahme“ vermelden konnten. 86 weiterführende Gespräche wurden
vereinbart, wie erfolgreich diese sein werden, kann noch nicht gesagt werden,
wobei eine Bilanz „in der kommenden Woche gezogen werden“ soll, denn „dann lädt
die Koba in Halberstadt zur Zeitarbeitsmesse ein.“
Für
die meisten Teilnehmer hingegen war diese Veranstaltung ohne Erfolg, oder der Erfolg
beschränkt sich darauf, nicht von eventuellen Sanktionen fürs Nichterscheinen betroffen
zu sein. Erfolgreich war diese Veranstaltung sicher für die Koba, deren Druck
auf ihre „Kunden“ erfolgreich war, in dem viele zur Messe erschienen und
natürlich für die Zeitarbeitsfirmen, welche durch solche Aktionen gefördert
werden. Gefördert werden aber auch der Abbau klassischer
Beschäftigungsverhältnisse und deren Ersatz durch Zeitarbeitsverhältnisse und
die damit verbundene Lohndrückerei! Unterm Streich werden mit solchen Aktionen
nicht Menschen gefördert, welche auf Hartz IV angewiesen sind, sondern
Unternehmen, welche Leiharbeit nutzen, um eigenes Personal abzubauen und
Lohnkosten zu sparen. Billiglohnland Deutschland, die Konsequenzen solcher
Bestrebungen sind den meisten Aktöhren und deren Helfern, auf Grund ihrer
Kurzsichtigkeit, fremd und spielen somit auch keine Rolle.
Leider
ist der gegenständliche Beitrag nicht auf der Internetseite der MZ zu finden.
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