Auf
einer Facebookseite war ein Plakat (Pinnwandfoto)
zu finden, welches sicher für einen Wahlkampf gedacht ist. Dem Plakat ist die
Losung „Löhne rauf, ihr seid es wert!“ zu entnehmen, was mich zu folgende
Gedanken anregte:
Lohnerhöhungen
können nicht beschlossen werden, sie können nur erkämpft werden!
Auch
eine Art von Wertediskussion, nur müssen Wert der Arbeitskraft und Lohn nicht
unbedingt eine Einheit bilden, da der Lohn das Ergebnis eines Warenhandels ist!
So liegt der Preis, welcher für die Arbeitskraft gezahlt wird, immer öfter auch
unter deren eigentlichen Wert.
Lohn
ist das Produkt einer Zwangsehe zwischen Kapital und Arbeitskraft, ohne welche
der Kapitalismus nicht funktionieren würde, wobei der wertschöpfende Partner
nicht nur als schwächer, unbedeutender dargestellt wird, sonder oft aus diesem
Verhältnis seinen eigentlichen Wert nicht einmal generieren kann. Der Prolet
schlüpft in dieser Zwangsehe heute in diesem Lande leider all zu oft in die
Rolle des nicht emanzipierten Weibes!
„Löhne
rauf, ihr seid es wert!“ Eine eher populistische Losung, allein schon weil sie
Lohnempfänger als Objekt und nicht als Subjekt betrachtet! Ja, wer ist
eigentlich der Adressat für diese Forderung, wem sie Balsam für die geschundene
Seele sein soll, ist klar, nur wer soll sie erfüllen?
Gedanke
am Rande: wenn z. B. die FDP fordert, Steuern zu senken, dann wissen wir für
wem dieses gilt, wir wissen auch, wer sich für Steuersenkungen einsetzen wird,
wenn er an die Regierung kommt und diese für die eigne Klientel auch durchsetzt,
wenn es die Verhältnisse innerhalb der herrschenden Klasse zulassen. Nun ist es
im Falle von Lohnabhängigen etwas anders, diese gehören der herrschenden Klasse
nicht an und eine Partei, welche im parlamentarischem Spiel der Demokratie
agiert, hat sich den Geflogenheiten zu beugen, oder sie fliegt aus dem
parlamentarischen Getriebe. Über gegebene demokratische Wege sind Lohnerhöhungen
nicht möglich, ohne die gesellschaftlichen Verhältnisse grundsätzlich zu
ändern, müssen sie permanent erkämpft werden.
Der
Text zum Foto regte mich wiederum zu folgende Gedanken an:
Nun steht die Linke KV Rhein-Sieg solidarisch zu den Beschäftigten des
Öffentlichen Dienstes. Das aber „das Angebot der Arbeitgeberseite … eine
absolute Frechheit“ ist, zeugt von der Blauäugigkeit mit welcher selbst
Politiker der Linken an dieses Problem heranzugehen scheinen. Hier geht es
nicht um Angebot und Nachfrage, sondern um das Aushandeln eines Preises für die
Ware Arbeitskraft, also um Warenhandel. (Auch geht es hierbei nicht um
Umverteilung, sondern um Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums.) Da nun
aber nur der Mensch über die Ware Arbeitskraft verfügt, sie nicht anders
generiert werden kann, als über den Menschen selbst, wird sie oft idealisiert
und mit den Menschen gleichgesetzt, nicht zu vergessen, Arbeit auf abhängige
Beschäftigung zu beschränken.
Grundsätzlich
braucht es aber nicht zu wundern, wenn Arbeitskraft wie auf einem arabischen
Basar gehandelt wird, der der sie verkaufen muss, möchte einen möglichst hohen
Preis, der sie kaufen muss, einen möglichst niedrigen. Eine jede Seite ihrem
Interesse entsprechend! An diesem Punkt kommt eigentlich die Politik ins Spiel, aber nicht im heute
verklärten Sinn, über den gesellschaftlichen Verhältnissen stehend, sie gar
bedingend, sondern ihrem eigentlichem Wesen entsprechend, als „das Verhältnis
zwischen den Klassen, in Bezug auf die politische Macht, auf den Staat; sie ist
das Wechselverhältnis zwischen allen Klassen und Schichten einer Gesellschaft,
zwischen den Staaten und Nationen. Sie ist der „konzentrierte Ausdruck der
Ökonomik“ (Lenin, Bd. 32 S. 15), ihre Verallgemeinerung und Vollendung, d. h.,
in ihr finden die grundlegenden Klasseninteressen ihren Niederschlag. Die
Politik durchdringt alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Der Inhalt der
Politik nach innen und außen wird durch die Interessen der jeweils herrschenden
Klasse bzw. eines Klassenbündnisses bestimmt.“
Wenn
also „die Reallöhne … in Deutschland – im Gegensatz
zu fast allen anderen EU-Ländern, seit Jahrzehnten gesunken“ sind, so ist
dieses ein klarer Ausdruck für die bestehenden Machtverhältnisse in diesem Land,
auch das die Gewinne im Gegenzug erheblich gestiegen sind, bezeugen dieses nur.
Von den Folgen der Politik in Deutschland auf die Politik der EU und einzelner
EU-Ländern kann in diesem Zusammenhang einmal abgesehen werden. Da Parteien nicht,
wie aber gern behauptet, im allgemeinen Interessenvertreter sind, ist es auch
fraglich, wessen Interessen die Partei die Linke vertritt, abgesehen von Solidaritätsbekundungen!
Ihrem eigenem Bekunden nach ist sie ja keine Klassenpartei, sondern
pluralistisch aufgestellt, nur in wessen Interesse?
Oberflächlich und bezeichnend ist auch die Aussage: „eine
kräftige Lohnerhöhung wäre die richtige Antwort auf Beschwerden über sinkende
Binnen-Nachfrage“! Richtig, nur ist diese Aussage im Interesse der
Lohnabhängigen? Diesen geht es in erster Linie darum, ihre Arbeitskraft besser
verkaufen zu können, um so ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Der Kampf gegen
eine sinkende Binnennachfrage ist in erster Linie im Interesse jener Kräfte des
Kapitals, welche Vordergründig von dieser partizipieren, also weniger und nicht
für den Export produzieren. An dieser Stelle entpuppt sich Politik innerhalb
parlamentarischer Vertreterdemokratie als eine Form des Interessenausgleiches
innerhalb der herrschenden Klasse selbst. Dieser Interessenausgleich
funktioniert immer schlechter, da es nicht unerhebliche Verschiebungen im
Machtgefüge zu Gunsten einer Fraktion des Kapitals gegeben hat. Speziell das
auf Export setzende Finanzkapital (Finanzkapital = verschmolzenes Industrie-
und Bankkapital) hat in den letzten Jahrzehnten an Einfluss gewonnen und
steuert mittels beständigen Abbaus demokratischer Rechte auf eine Diktatur, auf
Alleinherrschaft, zu. Der Schrei nach erhöhter Binnennachfrage, ist der Schrei
nach Rettung einer Kapitalfraktion, dessen Einfluss in den letzten Jahren
zurück gedrängt wurde und zu dessen Interessenvertreter sich die Partei die
Linke entwickelt. Wenn aber auch diese Kräfte von der Binnennachfrage leben und
von Lohnerhöhungen partizipieren würden, sind sie in den seltensten Fällen
bereit selbst entsprechend höhere Löhne zu zahlen, eher begründen sie mit
sinkender Binnennachfrage die „Notwenigkeit“ niedriger Löhne. Die Anarchie
kapitalistischen Wirtschaftens lässt grüßen!
Der Kampf um höhere Löhne ist vorbehaltlos zu
unterstützen und auch ein Kampf zum Erhalt demokratischer Verhältnisse, die
Beweggründe einer solchen Unterstützung sind aber nicht unbedeutend, da auch
höhere Löhnen die Probleme kapitalistischen Wirtschaftens nicht lösen können. Der
Grundwiderspruch des Kapitalismus wird dadurch nicht aufgehoben, ganz im Gegenteil,
er spitzt sich weiter zu. Und einmal davon abgesehen, dass es immer mehr
Menschen gibt, welche vom Verkauf ihrer Arbeitskraft, die Reproduktion dieser
nicht einmal gewährleisten können, werden auch immer mehr ganz aus diesem
Prozess ausgeschlossen. Sind somit maximal noch Reserven des
Kapitalverwertungsprozesses, Reserven, welche auf Grund der
Produktivkraftentwicklung innerhalb des Kapitalismus kaum noch Aussicht auf
Verwertung haben.
Dieser gesetzmäßigen Entwicklung innerhalb des Systems
des Kapitals ist mit Begriffen wie „Unding“, „Frechheit“, „dreist“ und
ähnlichen nicht beizukommen, es nutzt auch wenig, Missstände zu benennen und z.
B. festzustellen, „Sozial- und Lohndumping ist angesichts steigender Gewinne und
großzügiger Geschenke an Reiche und Konzerne ein Unding,“ ohne die objektiven Ursachen
von Sozial- und Lohndumping aufzudecken.
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