Gelegentlich verlässt eine Diskussion den
ursprünglichen Gegenstand der Betrachtung und befördert Nachdenken in scheinbar
andere Richtungen. So auch im Falle eines
Beitrages, welcher sich ursprünglich mit der Kandidatin der
Partei die Linke fürs Bundespräsidentinnenamt befasste. In diesem Zusammenhang
macht es durchaus Sinn über die verschiedenen ideologischen Kategorien
politischer Richtungen nachzudenken. Heute werden politische Richtungen
vordergründig in ein Rechts/Linksschema gepresst, dabei sind die Grenzen
fließend und eigentliche spezifische Interessenlagen geraten in den
Hintergrund, was für manchen politischen Akteur durchaus von Nutzen sein kann.
Das dabei
Politik allgemein verklärt wird und als etwas unabhängiges,
selbstständiges, oft über den gesellschaftlichen Verhältnissen stehendes, diese
gar bedingend, dargestellt wird, entspricht durchaus dem Geist der Zeit, also
der herrschenden Ideologie. Wobei Bekanterweise die herrschende
Ideologie
in einer Gesellschaft, die Ideologie der Herrschenden ist!
Und so habe ich mir die folgenden Gedanken zu
politischen Einteilungen, Ständen, Schichten und Klassen gemacht!
Dabei benutze ich die Ausdrücke rechts und links
für politische Richtungen ebenfalls, da ältere und treffendere Bezeichnungen
aus der Mode gekommen sind und der Mode gelegentlich auch Tribut gezollt werden
muss, allein schon um verstanden zu werden! Dem Tribut gezollt, sollte aber
nicht vergessen werden, die eigentlichen Hintergründe politischen Treibens
aufzuzeigen, also die eigentlichen Interessen offen zulegen, welche hinter
diesem Treiben stehen. Dazu gehören vor allen auch die gesellschaftlichen
Beziehungen aufzudecken, welche letztlich als politisches Treiben bezeichnet
werden. Und seinen wir doch ehrlich, Links – Rechts, das ist doch ideologisch
nichts anderes als Synonyme für Schwarz und Weiß, für Gut und Böse, wobei die
Bösen immer die anderen sind!
Im Politischen System
dieses Landes ist die Partei Die Linke z. B. von Grunde her eine sozialdemokratische und nicht
sozialistische Partei, im schwer zu definierenden linken Spektrum! Sie ist eine
Partei, welche vorgibt Vertreterin des linken Spektrums zu sein.
Klassengegensätze sind eine alte Masche, gerade weil die verschiedensten
Modelle diese in der Vergangenheit marginalisiert haben, auch in dem sie
mittels Rechts/Linksschema aufgeweicht und verklärt wurden. In diesem Zusammenhang
wird sogar der Neigung nachgegeben, ehemalige Klassen, oder Gruppierungen
innerhalb dieser neu zu definieren. Dabei muss selbst Bürgertum, speziell Kleinbürgertum
sich neu definieren und geht als „lohnabhängiges Kleinbürgertum“ in der
Mittelschicht auf. Da im Falle von Lohnabhängigkeit für die Zugehörigkeit zum
Bürgertum eine entscheidende Grundlage fehlt, nämlich das Eigentum an
Produktionsmitteln, spielt keine Rolle. Im Zuge gezeugter gesellschaftlicher
Nebelbänke, wird der Vergessenheit anheim gestellt, das Bürgertum ursprünglich
an den Besitz von Produktionsmitteln gekoppelt ist! Dass angeblich jeder auf
Grund vormaller Chancengleichheit heute in diese Verlegenheit kommen kann, Besitzer
von Produktionsmitteln zu werden, führte dazu diesen Begriff auf alle Menschen
zu übertragen. Voraussetzung dafür war das die Klasse des Bürgertums die
politische Macht übernommen hatte. (Mit dem Kleinbürgertum verhält es sich wie
mit einem Butler, ursprünglich verarmter Adel, welcher seine Dienste anderen
Adligen gegen entsprechende Bezahlung anbot, es wird vom Bürgertum künstlich
erhalten, um ihm weiterhin zu dienen.)
Da dieses am Konsequentesten im Zuge der Franzosischen
Revolution erfolgte, wurde der Begriff „Bürger“ seiner ursprünglichen
Verankerung beraubt und allen Menschen zugedacht, welche nicht dem Adel
angehörten. Dabei wurde die relativ starre Theorie der Ständeordnung
(gesellschaftliches Ordnungsmodel) des Mittelalters und der beginnenden
Neuzeit, entsprechend der sich verändernden gesellschaftlichen Verhältnisse zur
Gesellschaftslehre von verschieden sozialen Schichten weiter entwickelt. Marx
erteilte den verschiedensten gesellschaftlichen Ordnungsmodellen eine Abfuhr
und leitete aus den objektiven gesellschaftlichen Verhältnissen die Lehre vom
Klassenkampf ab.
Die enorme Endwicklung der Produktivkräfte
hob die klassischen Standesgrenzen auf, welche hauptsächlich durch
unterschiedliche Herkunft bestimmt waren und brachte größere soziale Mobilität
mit sich. Wo in der Ständeordnung, welche als von Gott gegeben und
unabänderlich galt, Geld und Reichtum eine Veränderung des Standes nicht
zwangsläufig bewirken konnte (wobei die Ausnahmen die Regel bestätigt), wurde
dieses in späteren Ordnungsmodellen zu einer entscheidenden Grundlage. (Im
Zusammenhang mit den verschiedensten Ordnungsmodellen, sei an die
11. Feuerbachthese erinnert.)
Was aber allen Ordnungsmodellen gemein ist,
ist indirekt die Grundlage der Zugehörigkeit, welche sich durch den Besitz oder
nicht Besitz an den verschiedensten Produktionsmitteln ergibt, welche mittels
dieser Modelle verschleiert werden sollen. Dabei werden Menschen auch heute
noch in Besitzstände hineingeboren, aber unter Umständen wesentlich schneller
aus diesen Verdrängt, wie es gerade für das Kleinbürgertum typisch ist und
welches eigentlich schon längst durch eine Mittelschicht ersetzt wurde. Die
Mittelschicht, welcher die verbliebenen Kleinbürger zugerechnet werden, aber
auch Beamte und Arbeiteraristokratie, wird über das Einkommen definiert und
nicht über den Besitz an Produktionsmitteln, sie ist heute der Träger ehemals
kleinbürgerlicher Ideale, gehört ihrer Stellung gegenüber den
Produktionsmitteln aber zum Proletariat (sie ist wie dieses gezwungen ihre Ware
Arbeitskraft zu verkaufen). Die weitere Entwicklung der Produktivkräfte führt
gegenwärtig jedoch dazu, dass diese Mittelschicht nach und nach ihrer
Privilegien beraubt wird und ihr proletarisches Sein offen zutage tritt. Wobei
auch hier die Ausnahme die Regel bestätigt, wenn gelegentlich der Aufstieg in
die Reihen der Produktionsmittelbesitzenden gelingt!
Letztlich lösen sich alle Ordnungsmodelle in der
Praxis auf und es bleiben zwei entscheidende und sich bedingende Klassen übrig,
die Bourgeoisie und das Proletariat. Das bedeutet nicht, dass es keine Schichten
mehr geben wird, wie die Schicht der Intelligenz, welche sich aus den
bestehenden Klassen rekrutiert, oder auch weitere Klassen, wie Adel und
Bauernschaft.
In der Mittelschicht werden Kleinbürger, Beamte,
sehr gut bezahle Arbeiter, die Bauernschaft und die Intelligenz zusammengefasst
und das über bestehende Klassengrenzen hinaus. Sie ist keine homogene Masse. Im
Gegenzug wird der Antipode des Kapitals, die Arbeiterklasse, in verschiedene
soziale Schichten geteilt, auch hier spielt das Einkommen die entscheidende
Rolle und nicht die Stellung zu den Produktionsmitteln. Jüngst wurde gar eine
Schicht Prekariat einzuführen und als Maßstab wurden staatliche
Transferleistungen angesetzt, welche letztlich den Erhalt der Arbeitskraft
garantieren und Unternehmen ermöglicht diese unter ihrem Wert in Anspruch zu
nehmen. Bei allen Verschleierungen wie sie heute gang und gäbe sind, genügt es
eigentlich die Stellung des Einzelnen zu den Produktionsmitteln zu betrachten,
um eine entsprechende Zuordnung zu erkennen. Auch wenn das Proletariat gern in
seiner Bedeutung geleugnet wird, so ist es objektiv nach wie vor Vorhanden und
die einzige Kraft, welche dem Kapital in seinem Streben nach Profit und
Profitmaximierung, mit all den sich daraus ergebenden Folgen für die Menschheit,
erfolgreich entgegentreten kann. Ohne Proletariat gibt es keine Entfaltung des
Kapitals, das Kapital ist auf das Proletariat angewiesen, genauso wie das
Proletariat ein Produkt des Kapitals ist!
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