Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Dienstag, 3. November 2020

Vereinzelung, Vereinsamung in Zeiten eines Virus, …

Vereinzelung, Vereinsamung in Zeiten eines Virus, welches wie ein Katalysator wirkt und die Situation vieler Menschen verschärft. In der MZ findet sich ein entsprechendes Gespräch, welches interessant, auf Facebook geteilt und von mir wie folgt kommentiert:

Der Beitrag ist gut, etwas mild ausgedrückt und letztlich den Ursachen entsprechend, nur an der Oberfläche gekratzt, aber er spricht ein durchaus aktuelles und sich verstärkendes Thema an. Es ist der ewige Konkurrenzkampf in diesem System, selbst um die Sicherung elementarer Bedürfnisse, welcher scheinbar mittels Herdentrieb Individualismus ausgefochten werden muss. Er entzweit die Menschen, es wird der Unterschied kultiviert, nicht das Gemeinsame und so über viele persönliche Themen mit seinen Mitmenschen (nicht jedes Thema mit jeden) nicht gesprochen. Wer offenbart schon gern eigene Schwächen (gesellschaftlich offeriert), könnte ja zum Nachteil ausgenutzt werden, in einer Gesellschaft, wo die Schwäche des Anderen schon mal in eigene Stärke zu verwandeln ist.

Und so fressen Menschen oft ihre Problem in sich hinein, schleppen sie mit sich, einem Mühlstein gleich, welcher beständig an Größe gewinnt. Wenn dann noch Möglichkeiten der direkten Kommunikation verboten werden, kann sich der Kreis der Betroffenen noch erweitern. Das künstlerisch, kulturelle Leben wird lahm gelegt, dabei ist Kunst etwas, was auch anregen soll und kann, wenn sie sich nicht in marktkonformer Beliebigkeit ergießt. Oder die Kontakte, welche Menschen innerhalb von Gemeinschaften haben, deren Treffen verboten, dazu gehören Vereine verschiedenster Ausrichtung, oder sich mit Freunden und Bekannten treffen, über Probleme reden, bevor diese so angewachsen sind, dass es psychologischer Behandlung bedarf. Das Aufsuchen sozialer Einrichtungen gehört genauso dazu, wie Essen mit Freunden zuhause, oder in Gaststätten. Wo Menschen zusammenkommen, kommunizieren sie und sprechen zum Beispiel auch über aktuelle gesellschaftliche Themen, helfen und beeinflussen sich gegenseitig. Im Gegensatz zu sogenannten sozialen Netzwerken, wirklich im sozialen Austausch mit dem Gegenüber. Verbal und Nonverbal, Menschen verstehen sich, auch wenn sie sich streiten, sie verschwinden nicht in der Anonymität elektronischen Seins, sondern sind konkret. Aber Menschen, welche sich austauschen, unter Umständen gemeinsame Interessen erkennen, gemeinsam hinterfragen und in Frage stellen, gemeinsam nach Erkenntnis streben, Argumente für und wieder austauschen, erkennen unter Umständen, dass was der Einzelne, gerade wenn er vereinsamt ist, nur selten erkennt. Letzterer neigt eher zum Glauben und in der Regel wird das geglaubt, was einem am intensivsten vermittelt wird und wenn der direkte Kontakt Mensch zu Mensch fehlt, sind das die Medien. Menschen die Zusammenfinden, sozial verankert, neigen auch eher dazu, sich in gemeinsam erkannten Interesse zu organisieren und dieses Interesse gemeinsam zu artikulieren und zu vertreten. Und nichts wurde den Menschen im Osten des Landes nach 1990 mehr in die Schädel getrommelt, als der Herdentrieb des Individualismus und die Überflüssigkeit gemeinsamer Organisiertheit.

Erste Gedanken:

Krisen haben immer auch positive Effekte, Widersprüche spitzen sich zu und treten offener zu Tage und ein jeder Widerspruch strebt naturgemäß einer Lösung entgegen. Nach den allgemeinen Ursachen für Einsamkeit in einem egozentrischen System beständiger Konkurrenz, in welchen ein Kult des Individualismus zelebriert wird, muss eigentlich nicht lange gesucht werden. Und desto schwerer der Kampf um die eigene Existenz zu sichern, desto mehr er egoistische Eigenschaften erfordert, desto größer die Diskrepanz zum eigentlich sozialen Sein des Menschen. Dieser Kampf lässt nur selten Kompromisse zu und wirkt sich so, im Zusammenhang mit einer völlig antiquierten, aber heute leider aktuellen Vorstellung von Freiheit, nicht nur auf die Konfliktfähigkeit von Menschen aus. Entweder – oder, Sekt oder Selter, ein dazwischen scheint es nicht zu geben, eine Ideologie welche letztlich, zu Kompromissen unfähig, in einem absoluten Gegensatz mündet. Es wird nicht über Sorgen und Nöte gesprochen, weil diese als Schwäche ausgelegt werden könnten und gegen einen selbst im individualistischen Kampf genutzt. …

Ursprung: klick

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