Vor einigen Tagen fand
sich in der Mailingliste der Freidenker folgendes Gedicht von Hannelore
Fleiss, der Anlass ist dem nachfolgendem Text zu entnehmen:
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Laufkundschaft
Hartzer rosten in den Stuben,
steigen niemals nirgends Treppen,
müssen dicke Bäuche schleppen,
reinste Kaloriengruben.
Sollen sprinten, dass sie schwitzen,
kräftig drücken auf die Tuben!
Also sieht man Hartzer flitzen,
Straßen queren, Schritte zählen,
eifrig sich den Speck abquälen.
Alles, um dem Job zu nützen.
Getreu dem Motto “Wer
nicht arbeitet, soll wenigstens laufen”, kam jetzt das Jobcenter
Brandenburg a. d. H. auf die Idee, mehrere ältere Arbeitslose
(”Freiwillige”) mit Schrittzählern zu versehen. Wer am Ende die meisten
Schritte aufweisen kann, erhält einen Preis. Noch fraglich, ob, wer sich
weigert, sanktioniert wird. Der Leiter des Jobcenters, Christian
Gärtner, ließ so etwas anklingen. Mehrere Medien sprechen von
“Probanden”, man darf also voraussetzen, dass es sich um einen Test
handelt, in dem ausprobiert wird, inwieweit man Arbeiterlose noch weiter
demütigen kann (in ihrer Sprache: “disziplinieren”). Anzunehmen also,
dass nach dem Testlauf dies als “Maßnahme” den Arbeitslosen aufgebrummt
wird, auch angesichts der Milliardenkürzungen im Etat des Ministeriums
für Arbeit für 2013. Nebenbei: Bekanntlich wurde vor einiger Zeit auch
schon mal die elektronische Fußfessel für Arbeitslose “angedacht”.
Bis bald
Hannelore
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Zum Gedicht gab es einige Anmerkungen und Kommentare, eine Anmerkung animierte mich zu folgenden Text:
Eine Anmerkung, inspiriert von Wolfgangs Beitrag:
Es laufen die Kunden,
die Kunden sie laufen, nur wohin laufen sie? Oft dahin, wohin sie sich
treiben lassen! Dabei ist es so ein Problem mit den Triebkräften, welche
als Widersprüche in Erscheinung treten!
Gelesen habe ich
einmal, in längst vergangenen Zeiten, was Lenin in einem Interview auf
eine Frage antwortete und was dem Sinn nach die Disziplinierung betraf.
„Im Feudalismus gab es die Disziplin der Knute, im Kapitalismus die
Disziplin des Geldes, im Sozialismus bedarf es der freiwilligen und
bewussten Disziplin“, was wohl nicht so einfach ist. Nur was, wenn Geld
als Instrument der Disziplinierung an Wirkung verliert und Menschen sich
freiwillig disziplinieren (lassen)?
So war ich durchaus
geneigt, zu meinen, dass dieses von Vorteil wäre, ist es aber nicht, im
System des Kapitals, denn die Menschen welche mittels Geld nicht mehr
diszipliniert werden können, lassen sich durchaus noch mit Almosen
befrieden, anstatt dem System den verdienten Widerstand entgegen zu
bringen. Wir erregen uns, welche Maßnahmen ersonnen werden, um Menschen
in Bewegung zu halten, wir klagen den Druck an, welchen viele Menschen
ausgesetzt werden, doch ist es diesen Menschen auch bewusst? Wir
erkennen die Schmach, mit welcher Menschen konfrontiert werden, nur
scheint es noch längst nicht schmachvoll genug zu sein, damit Menschen
sich im eigenem Interesse in Bewegung setzen!
Eine ausweglose
Situation? Ja, solange die Menschen sich nicht ihrer gemeinsamen
Interessen bewusst werden und gemeinsam Handeln um diese durchzusetzen,
werden sich die Einzelnen ihrem Schicksal fügen, ohne zu bedenken, dass
auch das Schicksal gesetzmäßig ist, denn in unserem gesellschaftlichem
Sein, ist es Folge menschlicher Tat!
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