Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Und so jagen sich die „Hexen“ selbst!

Und so jagen sich die „Hexen“ selbst!

oder

Der Versuch der Anpassung an ein Geschichtsbild, um Läuterung zu erfahren!

Nun, wenn sich in der Politik dieses Landes umgeschaut wird, gibt es momentan ganz andere Belastungsproben als in Brandenburg. Im Bund brodelt und bröckelt die Koalition, der zweite Minister steht zur Disposition und so richtig einig ist man sich auch nicht. Aber in der MZ bezieht sich die Belastungsprobe auf die rosa-rote Koalition in Brandenburg und so wird die Gespensterjagt der letzten Wochen fortgesetzt. Wie nun zu erfahren ist, fordert Die Linkspartei ihre Mitglieder zu einem offensiven Umgang mit ihren Biografien auf, abzuwarten bleibt in welche Richtung und ob aufrecht, oder mit gesenkten Haupt diese geschehen wird. Des weiteren werden Pflichten für Kandidaten und Mandatsträger benannt, wonach sie sich verpflichten, „frühere Kontakte zur DDR-Staatssicherheit offen zu legen.“ Dieses trifft nun für alle zu und so wie der Mythos Stadtsicherheit gepflegt und über die Gebühr strapaziert wird, ist eigentlich ein jeder betroffen, wissentlich oder unwissentlich ist dabei wie üblich egal.

Nun leben wir in einer komplizierten Zeit, Ablassbriefe gibt es nicht mehr und die Persilscheine sind für die Reinwaschung der Nazi- und Kriegsverbrecher nach dem zweiten Weltkrieg im Westen des Landes aufgebraucht worden. Da bleibt eben nur die konsequente Aufarbeitung, wie angemahnt, übrig. Ja, so ist es, aber ist eine solche Aufarbeitung wirklich gewollt? Eigentlich nicht, gewollt ist kein geschichtliches Urteil, sondern eine undifferenzierte Verurteilung, nicht der aufrechte Gang, sondern die gebückte Haltung sind gewünscht, welche sich durch Selbstgeißelung sicher noch steigern lässt. Nun, „es gehe nicht um das Ob, sondern darum, wie die Linke zur Versöhnung mit den Opfern der DDR-Diktatur beitragen könne, sagte gestern Parteichef Thomas Nord“, und betont die allgemeine Bereitschaft zur Läuterung. Von kritischer Geschichtsaufarbeitung kein Wort, es wird in den Ruf der Hexenjäger eingestimmt, am Scheiterhaufen mit geschichtet und gegebene Geschichtsinterpretation kritiklos übernommen. Immerhin geht es um einen Platz an den Fleischtöpfen der Macht und dafür müssen eben Opfer erbracht werden, immerhin möchte man sich als Würdig erweisen, den erkämpften Platz behalten und am gemeinsamen Tempelgebet teilnehmen.

Da wird auch schon mal mit den Grünen gekuschelt, und deren „Initiative zur gesetzlich geregelten Stasi-Überprüfung aller Abgeordneten“, begrüßt. Seit 1991 hat es eine solche in Brandenburg nicht mehr gegeben. Nun mögen die Abgeordneten überprüft werden, aber dann gleich auch auf die Tätigkeit für andere Geheimdienste. Sie Staatssicherheit gibt es ja bekanntlich nicht mehr, was von anderen Geheimdiensten nicht gesagt werden kann, diese sind nach wie vor aktiv und werden auch im zunehmenden Maße gegen das eigene Volk eingesetzt. Eine Gefahr für Demokratie und Rechtsstaat geht nicht von der Staatssicherheit aus, kann es schon aus dem Grund nicht, weil sie Geschichte ist. So geht aus diesem Grund auch keine Gefahr für die Gesellschaft von ehemaligen Mitarbeitern der Selben aus, welche ihre Dienstherren verloren haben. Anders ist es mit bestehenden Geheimdiensten, diese überwachen die Bevölkerung nicht nur im Namen der Terrorismusbekämpfung immer intensiver, mit Hilfe moderner technischer Mittel, sondern sie setzen auch nach wie vor Menschen gegen Menschen ein. Dieses ist eigentlich wesentlich beunruhigender, als praktizierte Leichenschändung.

Nun ist es aber so, dass es eine objektive Geschichtsaufarbeitung in diesem System nicht gibt, Geschichte wird instrumentalisiert und die Geschichtsschreiber sind den Gesetzen des Marktes verpflichtet. Es ist aber auch eine Tatsache, dass Menschen sich weniger mit der Gegenwart beschäftigen, wenn sie in der Vergangenheit festgehalten werden. Heute haben wir aber ganz andere Probleme, die Opfer dieses Systems in diesem Land kommen in Millionen daher und werden den verschiedensten Repressionen ausgesetzt. Ihnen wird eine gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben oft versagt. So wird Bildung immer mehr Menschen vorenthalten und das Gesundheitssystem teilt die Menschen heute schon in zwei Klassen, des weiteren wird eine sicheres Leben im Alter für immer mehr Menschen ein Wunschtraum bleiben. So besehen sollten Politiker und gerade linke Politiker eigentlich andere Sorgen haben. Und einmal davon abgesehen wem dieses ganze Kasperletheater nutzt, so sogt es wenigstens für ein wenig Ablenkung von den eigentlichen, gegenwärtigen Problemen der Menschen in dieser Gesellschaft. Schuld ist die Partei Die Linke aber auch selbst, dazu hatte ich mich hier schon geäußert und so sei nochmals auf folgenden Nachsatz von anderer Stelle verwiesen:

Dieses Thema ist ein weites Feld und nicht einfach abzutun, die Aufgabe einer kritischen und nicht selektiven Geschichtsaufarbeitung wird den Linken nicht erspart bleiben, sie sind die Einzigen, welche dazu überhaupt in der Lage sind! Ja, die notwendige Aufarbeitung der Geschichte ist nur von Seiten der Linken möglich, von jenen, welche sich nicht diesem System des Kapitals verschrieben und es nicht Aufgegeben haben es in Frage zu stellen. Bürgerliche Geschichtsschreibung ist zu einer solchen, kritischen Aufarbeitung der Geschichte, speziell der Geschichte der DDR, ja des Sozialismus in Europa, nicht in der Lage, da sie es nicht versäumt selbst diese in eine Ware, ihren Interessen entsprechend, zu verwandeln und zu Instrumentalisieren!“

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