Streben nach
Menschlichkeit (Humanität) und menschenwürdiger Daseinsgestaltung. Im
weiteren Sinne die Gesamtheit jener Ideen und Bestrebungen in der
Geschichte der Menschheit, die, von der Bildungs- und
Entwicklungsfähigkeit des Menschen, von der Achtung seiner Würde und
Persönlichkeit ausgehend, auf die allseitige Ausbildung, die freie
Bestätigung und Entfaltung seiner schöpferischen Kräfte und Fähigkeiten
sowie schließlich auf die Höherentwicklung der menschlichen
Gesellschaft, auf immer größere Vervollkommnung und Freiheit des
Menschengeschlechts gerichtet sind. Diese Ideen und Bestrebungen beruhen
auf den konkreten historischen Bedingungen einer Gesellschaftsformation
und sind daher in ihrem Inhalt weitgehend durch die Interessen und
Bedürfnisse der jeweiligen Klassen geprägt. Zugleich gibt es aber auch
gemeinsame Grundgedanken, welche alle Formen des Humanismus miteinander
verbinden.
Ursprünglich
war der Humanismus eine Bezeichnung für die frühbürgerliche
geistig-kulturelle Bewegung in der Renaissance (14. – 16. Jh.), die sich
auf der Grundlage frühkapitalistischer Produktionsverhältnisse
entwickelte. In groben Umrissen lassen sich antiker, bürgerlicher und
sozialistischer Humanismus unterscheiden. Der antike Humanismus fand
seine umfassendste und höchste Endwicklung in Griechenland
(etwa seit 500 v. u. Z.). Er kam besonders im griechischen
Bildungsideal zum Ausdruck, das eine allseitige Ausbildung der
körperlichen und geistigen Fähigkeiten des Menschen anstrebte. Der
frühbürgerliche Humanismus sind gegen die geistige Vorherrschaft der
Scholastik, gegen die Macht der Kirche sowie gegen feudale Privilegien
(Feudalismus) und stellte den Menschen als lebensbejahende,
diesseitsbezogene und vernunftbegabte freie Persönlichkeit in den
Mittelpunkt. Er blieb aber im wesentlichen auf einen Kreis von Gelehrten
beschränkt. Im 17. und 18. Jh. erfuhr der Humanismus mit dem
ökonomischen, politischen und kulturellen Erstarkten des Bürgertums
Erneuerung in der Aufklärung, im utopischen Sozialismus und im sog.
klassischen Humanismus der deutschen Philosophie, Literatur und Kunst.
Seine Vertreter stellten Freiheit, Recht und Würde des Menschen sowie
soziale Gleichheitsformen in den Mittelpunkt. Ihre Vorstellungen konnten
unter halbfeudalen und kapitalistischen Verhältnissen nicht
verwirklicht werden. Der sozialistische Humanismus bildet eine neue
Qualität in der Geschichte der humanistischen Ideen und Bestrebungen,
weil er untrennbar mit der historischen Mission der Arbeiterklasse als
Schöpfer der von Ausbeutung und Unterdrückung freien sozialistischen und
kommunistischen Gesellschaft verbunden ist. Er beruht auf den
wissenschaftlichen Erkenntnissen des Marxismus-Leninismus, weshalb er
nicht nur humanistische Forderungen erhebt, sondern zugleich auch die
Bedingungen ihrer praktischen Realisierung bestimmt. Um die freie,
allseitige Entwicklung des menschlichen Individuums zu ermöglichen, muss
die Arbeiterklasse die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend
verändern und gemeinsam mit allen Werktätigen die sozialistische
Gesellschaft aufbauen.
Der sozialistische
Humanismus liegt im Wesen der historischen Mission der Arbeiterklasse,
„alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein
geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“. (Marx,
MEW, 1, S. 385) Das Proletariat kann „sich aber nicht selbst befreien,
ohne seine eigenen Lebensbedingungen aufzuheben. Es kann seine eigenen
Lebensbedingungen aufzuheben. Es kann seine eigenen Lebensbedingungen
nicht aufheben, ohne alle unmenschlichen Lebensbedingungen der heutigen
Gesellschaft, die sich in seiner Situation zusammenfassen, aufzuheben.“
(Marx, MEW, 2, S.38) Nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution
war der sozialistische Humanismus nicht mehr nur eine Zielvorstellung,
sondern zugleich eine geschichtliche Realität. Er verkörperte sich in
den großen Errungenschaften und Werten der sozialistischen Gesellschaft
in der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Staaten und findet
nach dem Untergang des sozialistischen Lagers seine Fortsetzung in den
verbliebenen sozialistischen, so wie sozialistisch orientierten Staaten.
Der Sozialismus beseitigt für immer die Ausbeutung des Menschen durch
den Menschen. „Er braucht und verteidigt konsequent den Frieden. Für
alle Mitglieder der Gesellschaft eröffnet er die Möglichkeit, ihre
schöpferischen Fähigkeiten zu entfalten, eine hohe Bildung zu erwerben,
ihre demokratischen Rechte und Freiheiten aktiv zur Vorwärtsentwicklung
der sozialistischen Gesellschaft zu nutzen, ihre Persönlichkeit
allseitig zu entwickeln.“ (War im Programm der SED zu lesen) Der
sozialistische Humanismus ist daher wesentlich mit dem
wissenschaftlichen Kommunismus identisch. K. Marx bezeichnete den
Kommunismus als „realen Humanismus“. Mit der Niederlage des Sozialismus
in Europa verlor der sozialistische Humanismus eine seiner stärksten
Quellen. Aber auch heute noch findet der sozialistische Humanismus
seinen Ausdruck im Kampf um den Frieden und im Kampf vieler
sozialistisch orientierter Völker im Kampf gegen den Imperialismus. In
der weltweiten Klassenauseinandersetzung mit dem Imperialismus setzt die
revolutionäre Arbeiterklasse die großen humanistischen Traditionen der
Geschichte der Menschheit auf höherer historischer und theoretischer
Stufe fort und führt einen unversöhnlichen Kampf gegen jene Preisgabe
und Verfälschung des Humanismus durch die imperialistische Bourgeoisie
und ihre Ideologen. In diesem Zusammenhang sei auf folgende Begriffe
verwiesen: Mensch,
Menschenrechte,
Persönlichkeit, Sozialismus, Kommunismus.
Angelehnt an: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986 Seite: 376 – 377
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