Eine geschichtliche Keule, mangels Argumente?
Oder, wenn die Argumente ausgehen, wird die Keule geschwungen!
Nun gab es hier einen Kommentar, zwei Sätze, dem Thema gewidmet, zwei Worte hinzugefügt und „Faszinierendes“ feststellend. Ist ja nichts gegen zu sagen, ein jeder pflegt das Niveau, welches ihm gegeben ist! Oder auch nicht. Einmal davon abgesehen, dass der Kommentar das eigentliche Thema verfehlt hat, taugt ein Verriss, bestehend aus Behauptungen und Vermutungen, kaum dazu diesem Thema gerecht zu werden. Aber ist anderes zu erwarten, in einer Welt, welche oft durch Klischees geprägt wird und wo eine oberflächliche Betrachtungsweise zum guten Ton gehört? Eigentlich doch nicht! Eine Antwort hatte ich geschrieben, veröffentlichte den zweiten Versuch und in der Wochenendausgabe der Jungen Welt findet sich ein interessanter Kommentar zu diesem Thema, welchen ich gern weiter empfehle.
Aber zurück zum eigentlichen Thema, in meinem Beitrag ging es um mehr, als nur um den Gegenstand „Tätigkeit für einen Geheimdienst“ und einzelner Erscheinungen dieser, wie zum Vorwurf gemacht. Ein Gegenstadt war die Kritik am Umgang mit der eigenen Geschichte, wie er von vielen Linken in der PDL praktiziert wird. Nämlich die Negation eigener Erfahrung und die bedingungslose Anpassung an die bundesdeutsche Geschichtsinterpretation! Oft wird sogar diese Interpretation als Grundlage genommen und nicht die geschichtlichen Ereignisse selbst! Es ist müßig sich mit den Interpretationen zu beschäftigen, wer kann heute noch trennen was Wahrheit und was Lüge ist? Kübel von Müll, woher dieser auch immer stammte, wurden entleert und vieles davon musste anschließend wieder fein säuberlich aufgelesen werden, da er sich als Ente entpuppte, oder die Quellen mehr als Fragwürdig waren. Dieses gesamte Thema wurde in den letzten zwanzig Jahren dermaßen instrumentalisiert und über strapaziert, dass die Wirkung solcher Vorhaltungen relativ schnell verpufft. Es ist ein kleiner und elitärer Kreis von Politikern und solche die es werden wollen, welche die Keule schwingen und sich von dieser im Nahmen des Karriereknicks schrecken lassen. Warum sich der eine und andere davon noch schrecken lässt, ist eigentlich unverständlich und wenn eine Tätigkeit für einen Geheimdienst als menschlich “Schwäche” gewertet wird, wie oft geschehen, so verdienen es die “Schwachen” der Gegenwart ebenfalls benannt zu werden, den von deren Tat sind die Menschen heute betroffen.
Die DDR ist Geschichte, eine Geschichte welche es verdient kritisch aufgearbeitet zu werden und nicht einseitig instrumentalisiert. Mit der DDR sind alle ihre staatlichen Institutionen untergegangen und wurden durch die der Bundesrepublik ersetzt und um den Staatsapparat von unliebsamen Kräften zu reinigen, kam diese Keule gerade recht, der persönlichen Grad an Betroffenheit, wie im Kommentar, wurde favorisiert. So wird selbst in der Einschätzung des DDR Geheimdienstes sehr selektiv vorgegangen, nicht etwas die Erfolge in der Systemauseinandersetzung und im Kampf um die Erhaltung des Friedens, nicht etwa das es gelungen war, an entscheidenden Schaltstellen westlicher Machtstrukturen Informanten zu installieren, spielt eine Rolle, nein, eine Rolle spielt nur jene Tätigkeit, welche für die Bürger greifbar ist und Erregung zeugen können. Dieses sentimentale Geheul, von den verratenen intimsten Geheimnissen geht einen schon langsam auf Bestandteile der Intimität, wobei der Mensch in diesem Zusammenhang gern zum Selbstverrat neigt, welches nicht vergessen werden sollte! Da wird so mancher Habitus gepflegt und manch einer weiß anscheinend nicht womit er sonst glänzen sollte, als mit den Erfolgen seines Sexuallebens. Und einmal davon abgesehen, dass in der DDR auch ein anderer Umgang mit Intimitäten gepflegt wurde, passen diese verklärten Klischees eher in die kleinbürgerliche Gedankenwelt westlicher Prüderie. Ja, nach zwanzig Jahren gibt es nicht mehr viel, was gegen den Sozialismus in der DDR ins Feld geführt werden kann, da bleiben selbst im Zusammenhang mit den Geheimdiensten nur sentimentale Erinnerungen über den Verrat intimer Geheimnisse. Ja was sollte so ein “Spion” am eigenem Volke auch sonst Verraten, als die intimsten Geheimnisse seiner Mitmenschen? So gibt es eben nur noch einen Punkt, welcher die Volksseele erregen kann, nämlich die verratene Erregung! Alle anderen Argumente, von der Schlechtigkeit des Systems in der DDR, haben 20 Jahre nach der Wende ihre Wirkung verloren, sie wurden durch die reale Erfahrungswelt der Menschen relativiert oder widerlegt!
Hier meine Antwort auf den Kommentar:
Nun genova,
unbegründete Kritik, verherrlicht sei die Keule und gepriesen der nicht bewiesene Vorwurf, beschränkt auf erregende Tat, willkommen in der Welt der Geschichtsklitterer! Die eingeschränkte Sichtweise des Kommentars ist bezeichnet und bezeugt, durch die dahin geschriebenen Vorwürfe, ohne diese dem Thema entsprechend zu begründen! Gruß der Keule, ihre Funktion ist es zu treffen, gelobt sei die Schlagwortanalytik, ihre Funktion ist der Verriss!
Hier geht es nicht um die eigentlichen Vorwürfe, welche übrigens reichlich lapidar sind, wenn dem einem Link gefolgt wird. Hier geht es um die einseitige Instrumentalisierung der deutschen Vergangenheit, speziell der Ostdeutschen. Hier geht es um ein Ritual, welches in beständiger Regelmäßigkeit zelebriert wird, wenn es zu einer Rosa-Roten-Koalition kommt. Hier geht es um die Blindheit auf dem einen Auge und die Sicht durch das andere, mit getrübtem Blick.
Geschichte wird nicht dadurch aufgearbeitet, dass sie einseitig Betrachtet wird, und der Gegenspieler sich dem Blickfeld entziehen kann. Geschichte wird nicht dadurch aufgearbeitet, in dem sie auf marginale Randerscheinungen beschränkt wird, in dem diese überproportional instrumentalisiert werden. Geschichte wird nicht dadurch aufgearbeitet, in dem politischem Interesse entsprechend das Haupt gesenkt und Ablass ausgehandelt wird.
Und mal ehrlich, welcher Methoden bedienen sich den westliche Geheimdienste, von moderneren technischen Möglichkeiten einmal abgesehen? Hier werden Klischees bedient und ein Rollenspiel von guten und bösen Geheimdienst aufgeführt, möglich wird dieses, weil die Akten des einen Geheimdienstes offen liegen, die des anderen aber weiterhin geheim sind. Nicht zu vergessen, dass sehr oft gemachte Vorwürfe an den Harren herbei gezogen wurden und sich im Nachhinein als unbegründet erwiesen. Es ist eine Keule, welche geschwungen wird und die mit Geschichtsaufarbeitung nicht das Geringste zu tun hat, sie soll einfach nur treffen! Zu diesem Zweck wird selbst die Tätigkeit der Staatssicherheit minimalisiert und auf die Bestandteile reduziert, welche dazu taugen Volkes Seele zu erregen, wie im Kommentar selbst versucht! Nur erregt es noch die Volksseele? Im Osten weniger, hier verfügen die Menschen nach zwanzig Jahren über die Erfahrungen aus zwei Systemen, sie haben eine Menge Wissen voraus und sind durchaus in der Lage zu werten, auch aus eigener Erfahrung heraus!
Weiter Gedanken zum Thema:
Erster Entwurf:
Ja, es kann schon faszinierend sein, was so alles im Internet zu finden ist und gerade für die kleinbürgerlich, vergrämte Seele gibt es viel Grund sich an Nebensächlichkeiten zu erhitzen! Nur sollte bei aller Hitze und Kritik der Gegenstand nicht verloren gehen und es ist schon ein Ritual, welches zelebriert wird, wenn es zu einer Rosa-Roten Koalition kommt. Das einzige Argument, welches dann noch gegen eine solche Koalition ins Feld geführt wird, ist die Stasikeule, mehr scheint es nicht zu geben.
Und wenn über Geheimdienste nachgedacht wird, diese ins Feld der Kritik gerückt werden, welches durchaus berechtigt ist, dann sollte schon mit beiden Augen geschaut werden, was so läuft! Heute wird die Bevölkerung in einem ständig wachsenden Maße überwacht, wie es vor zwanzig Jahren kaum vorstellbar war. Es ist auch Naiv zu Glauben, das Geheimdienste heute keine Spitzel einsetzen, welche die Beobachtung des eigenen Volkes als Aufgabe haben. Selbst auf Grund gewachsener, technischer Möglichkeiten, wird auf diese gern zurückgegriffen. Die Archive der Staatssicherheit wurden geöffnet, werden selektiv instrumentalisiert und nur ein reichlich naiver Mensch kann glauben, dass die nun im Fall Brandenburgs an die Öffentlichkeit dringenden Informationen, nicht schon im Vorfeld bekannt waren. Hier werden keine „eigentlichen“ Vorwürfe ausgeblendet, hier geht es um ein politisches Ritual, welches im Falle solcher Koalitionen regelmäßig praktiziert wird und um gegebene Reaktionen!
Und schaut man sich um, im Reich der Meinungsfreiheit BRD, ja wie frei ist eine Meinung, wenn sie letztendlich einem Radikalenerlass zum Opfer fällt? Wie viele Menschen sind den in der BRD aus politischen Gründen verurteilt worden, wie vielen Menschen wurde ihre Arbeit verwehrt und existenziell in die Enge getrieben? In der DDR hatte ein jeder sein Auskommen, selbst wenn er in Ungnade gefallen war, auch wenn es nicht den Traumjob gab, man hatte einen! Heute hingegen sind viele Menschen abgekoppelt, führen ein Leben am Rande der Existenz und werden indirekt bestraft, wenn sie anderer Meinung sind, als die offizielle!
Nach der Wende veröffentlichte die Bildzeitung seitenweise Listen von Mitarbeiten der Staatssicherheit im Bezirk Halle, egal ob offiziell oder inoffiziell, die Pogrome, welche damit gezeugt werden sollten, blieben aus. Der „Volkszorn“ ließ sich nicht in dem Maße potenzieren, wie es gewünscht war. Die Menschen in der DDR hatten ihre eigene Art mit den Problemen umzugehen und wie die Zeit zeigt, die Richtige!
Nachsatz:
Dieses Thema ist ein weites Feld und nicht einfach abzutun, die Aufgabe einer kritischen und nicht selektiven Geschichtsaufarbeitung wird den Linken nicht erspart bleiben, sie sind die Einzigen, welche dazu überhaupt in der Lage sind! Ja, die notwendige Aufarbeitung der Geschichte ist nur von Seiten der Linken möglich, von jenen, welche sich nicht diesem System des Kapitals verschrieben und es Aufgegeben haben es in Frage zu stellen. Bürgerliche Geschichtsschreibung ist zu einer solchen, kritischen Aufarbeitung der Geschichte, speziell der Geschichte der DDR, ja des Sozialismus in Europa, nicht in der Lage, da sie es nicht versäumt selbst diese in eine Ware, ihren Interessen entsprechend, zu verwandeln und zu instrumentalisieren!
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