Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 28. Dezember 2009

... ein weiter Beitrag zum Thema Bananenrepublik ...

Diesen Kommentar hatte ich geschrieben, veröffentlicht und Reaktion erfahren.

Hier ein weiter Beitrag zum Thema Bananenrepublik, welcher aber vom eigentlichen Gegenstand etwas abweicht. Nur erachte ich es als angebracht, auf die Ursachen der eigentlichen Misere aufmerksam zu machen. Die Probleme nicht nur dieser Gesellschaft sind weniger durch bestimmte Strukturen im Überbau zu begründen, als vielmehr durch die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die Gesamtheit der Produktionsverhältnisse, selbst.

@Redaktion,

verantwortungsvolles Handeln und soziales Miteinander sind sicher wichtig, aber wichtig ist auch die Basis, auf der dieses geschieht, geschehen soll. Wobei verantwortungsvolles Handeln so allgemein geschrieben in fast jede Richtung interpretiert werden kann. Nicht nur deshalb kommt es eigentlich auf die Interessen an, welche sich hinter dem Handeln und dem Miteinander verbergen.

In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen.“ (Marx, MEW, Band 13, S. 8.) ... weiter ...

Somit ist es nicht von geringer Bedeutung, welches die primären Ursachen sind, denn deren Erkenntnis ermöglicht es nicht nur die verschiedensten Erscheinungen innerhalb der Gesellschaft zu erkennen und zu erklären, sondern weist auch den Ansatzpunkt um erfolgreich Veränderungen zu generieren.

Es ist natürlich relativ einfach festzustellen, dass eine Ursache für gegenwärtige Probleme der Kapitalismus ist, solange aber nicht die Frage nach dem Warum beantwortet wird, bleibt die Kritik bestenfalls oberflächlich! Ähnlich verhält es sich mit der Religion und jeglichen anderem Fetischglaube, solange die Ursachen dieses Glaubens nicht ergründet werden.

Aber der Text wirft noch mehr Fragen auf, ist der Kapitalismus Staatsreligion, oder ist der Staat das entsprechende Produkt der sozial/ökonomischen Struktur, welche man Kapitalismus nennt? Somit ist es schon wichtig, was die Basis einer Gesellschaft ist und was der sich daraus ergebende Überbau. Wenn die Ursachen letztendlich im Überbau gesehen werden, werden auch Möglichkeiten für Veränderungen in diesem gesehen. Nun gut, zwar ist dem Überbau eine gewisse Eigendynamik nicht abzusprechen und gestaltende Rückwirkungen auf die Basis der Gesellschaft durchaus gegeben, nur ohne diese entscheidend zu verändern, werden die Ursachen gegenwärtiger Probleme weiter Bestand haben.

Sicher gibt es auch die verschiedensten Ursachen, oder auch Widersprüche, darunter sind solche, welche relativ einfach zu beseitigen oder zu lösen sind, andere wiederum bedürfen radikalere Einschnitte und dann gibt es noch den Grundwiederspruch des Kapitalismus, welcher verantwortlich zeichnet für die allgemeine Krise des Kapitalismus. Diese Krise ist nicht innerhalb dieses Systems zu lösen, egal wie entsprechende Eliten reagieren. Und auch die führenden Personen einer Gesellschaft, die Eliten, werden nicht um hin können, entsprechend objektiver Gesetzmäßigkeiten zu agieren. Damit meine ich nicht juristische Gesetzmäßigkeiten.

Nun gibt es verschiedene Ursachen, welche das Leben zerstören, zerstören können, zumindest aber bedrohen, allein, wie ist ihnen zu begegnen? Die Eliten des Kapitals handeln wie die Eliten des Kapitals handeln müssen, sie können gar nicht anders, sie gehorchen den objektiven Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, mit allen Konsequenzen. Aber nicht nur diese, auch alle anderen Menschen sind gezwungen, innerhalb dieser Verhältnisse entsprechend zu agieren, bei Strafe ihres Unterganges und das solange, solange die Basis der Gesellschaft die Gesamtheit der kapitalistischen Produktionsverhältnisse ist. Dabei ist es egal, wie und wo im Überbau gezuckt wird, wie Eliten entscheiden und welche Grausamkeiten sie sich einfallen lassen, um die Probleme der Gesellschaft in den Griff zu bekommen. Ja, auch sie sind bestrebt die verschiedensten Probleme in den Griff zu bekommen, aber eben entsprechend ihrer Aufgabe, ihrer Ausrichtung, im Interesse des Kapitals.

Dabei ist es übrigens von untergeordneter Bedeutung in welcher Verkleidung das kapitalistische System daher gekommen ist und daherkommt. Auch der Kapitalismus entwickelt sich weiter und hat schon lange sein imperialistisches Stadium erreicht, wobei wir wieder beim eigentlichem Thema wären. Die Bahnahnenrepublik! Diese Ansicht ist einer Herangehensweise an den Kapitalismus geschuldet, welche die Entwicklungen der letzten Jahre, Jahrzehnte zum Teil ignoriert. Die Entwicklung ist weiter gegangen, der staatsmonopolistische Kapitalismus hat sich durchgesetzt und Unternehmen haben Größen erreicht, wo das eigene Land als Markt schon lange nicht mehr ausreichend ist. Diese Unternehmen agieren europaweit, ja weltweit und dieses übergreifende Agieren bringt die entsprechenden politischen Strukturen mit sich. Die Konzentration und Zentralisation der Produktion nimmt weiter zu, es entstehen immer größere Wirtschaftseinheiten, welche immer größere Spielräume der Entfaltung benötigen, diese müssen geschaffen werden und sie werden geschaffen. Das die bundesdeutsche Politik auf diverse Zwänge und Abhängigkeiten verweist, ist nicht nur daher geholt, sie bestehen wirklich, aber sie werden auch instrumentalisiert, in dem sie zum absolutem Zwang erhoben werden, was sie aus Sicht des Kapitals auch sind, aber nicht Alternativlos, wie so oft behauptet.

Wenn geschrieben wird: „Kapitalismus westlicher Prägung hat in der Geschichte bewiesen, ein besonders übles System zu sein, doch seine Abschaffung und Ersetzung durch ein anderes System allein macht nicht alles gut.“ so stellt sich die Frage nach dem Kapitalismus nicht westlicher Prägung und wäre ein anderer Kapitalismus ein weniger übles System? Allein wird wohl kaum etwas gut, nur wenn es gilt den Kapitalismus abzuschaffen, so sollte einen durchaus bewusst sein, durch was dieses System zu ersetzen wäre! Wie müsste ein System beschaffen sein, welches dazu taugt die Widersprüche des Kapitalismus im Interesse der Menschheit zu negieren? Dazu ist es erst einmal wichtig die eigentlichen Ursachen festzumachen. Werden diese durch die Führungsschicht, die Eliten, die Politik, die Religion etc. hervorgebracht, oder sind sie durch die Produktionsverhältnisse bedingt? Wenn man natürlich zu dem Schluss kommt, die Eliten, die Führung der Gesellschaft sind Schuld, so besteht sicher eine Lösung im Austausch der Eliten, der Führer der Gesellschaft, der Politiker etc., nur wie oft wechselten die Führer, die Eliten, die Politiker allein in den letzten Jahren und hat sich etwas verbessert? Da baut zum Beispiel eine Führungskraft in der Wirtschaft Mist, wie so oft in der Vergangenheit, und Ruck Zuck wird sie ausgetauscht und hat sich dadurch etwas zum besseren gewendet? Und selbst wenn es gelingen würde, Führungskräfte an die Macht zu bringen, welche sich der Welt und den Menschen verpflichtet fühlten, wie lange könnten diese wohl ihrem Gefühl nachgehen, wie schnell würden sie auf dem Boden der wirtschaftlichen Realitäten zurückgeholt? Der Fisch möge zwar am Kopf anfangen zu stinken, nur wenn ich den Kopf des toten Fisches austausche, wird er dadurch wieder lebendig und weniger stinken?

Nun zum letzten Punkt, es ist schon wichtig was für eine Flagge weht, wenn Veränderungen angestrebt werden, sofern man nicht in idealistischen Wolken schwebt und den Boden unter den Füßen verloren hat. Ja, seien wir uns bewusst, die Schwerkraft holt uns wieder und der Mensch kann ohne Hilfsmittel nicht fliegen! Zum Schluss wird zwar richtig erkannt: „dass sich im Kapitalismus hingegen verantwortungsvolles Handeln ausbreitet, ist sehr unwahrscheinlich.“ nur steht die vorhergehende Aussage selbst dagegen, denn was ist soziale Marktwirtschaft anderes, als eine andere Bezeichnung für Kapitalismus?

Veränderungen sind aus dem Überbau heraus zu bewerkstelligen, ihre Ursachen sind aber in der ökonomischen Struktur, der Basis einer jeden Gesellschaft, zu finden. Eine einfache Umgestaltung des Überbaus, ohne die Basis der Gesellschaft zu verändern, wird maximal eine Kosmetik am System hervorbringen, aber keine Veränderungen.

Gruß

Thomas

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