Eigentlich hatte ich mir jüngst vorgenommen, Kommentare, welche ich anderen Orts hinterlassen habe, nicht mehr auf meinen Seiten zu spiegeln. Aber wie es mit so manchen Vorhaben ist, oft werden diese über den Haufen geworfen, bevor mit deren Umsetzung überhaupt begonnen wurde. Da nichts menschliches einen fremd sein sollte, und Inkonsequenz durchaus treibende Wirkung haben kann, hier nun zwei Kommentare zu einem Beitrag, welcher wiederum einen anderen Beitrag zu Gegenstand hat. Gegenständlich gesehen, beschäftigen sich meine Kommentare eher mit der Art und Weise des Herangehens an brennende Probleme unserer Zeit. Im speziellen Fall geht es um ein religiöses Thema, welches einen sehr praktischen Hintergrund hat. Eigentlich geht es dabei um die Stellung von Religionen in der Gesellschaft, ihre Einschätzung und der Umgang mit ihr. So ist Religion ein Mittel zum Zweck, welcher gebraucht, aber auch missbraucht werden kann, wobei hinter jeder Religion Menschen stehen. Mein erster Kommentar, welcher Reaktion erfahren hat, ist hier zu finden und folgt im Anschluss: Hey, was die junge Frau über die Ostdeutschen sagt, ist aber nicht nett, immerhin haben die mehr gemeinsam mit den Migranten als die meisten Westdeutschen und dass ohne ihre Heimat überhaupt zu verlassen. Aber wenn sie diese dann doch verlassen, da sie zum Beispiel im Osten ihre Existenz nicht sicher können, geht es ihnen oft nicht anders als den hier beschriebenen Migranten. Und was ist schon im Interesse des Staates, ja, was ist der Staat überhaupt, in diesem Fall wird sich all zu oft mancher Illusion hingegeben und dem Prinzip Hoffnung gefolgt, der Staat könnte doch das sein, was man vermeint, das er sein müsste und nicht das was er ist!
Ehrlich geschrieben Sepp, vieles in dem Beitrag ist richtig benannt, nur mir steht das blauäugige Barmen schon bis sonst wohin, anstatt sich in Hoffnung irgendwelchen Illusionen hinzugeben, wäre eine Suche nach den eigentlichen Ursachen (welche verschleiert werden sollen) angebracht.
Ja, wie Blauäugig und voller Illusion der Hoffnung, oder besser, voller hoffnungsvoller Illusionen, ist solch ein Satz: „Man könnte noch so vieles anführen, um das sich die Politik mal vordergründig kümmern sollte, statt dessen lässt man die Medien spalten, was das Zeug hält, damit wir nicht merken, was hinter unserem Rücken alles so beschlossen wird. Bzw. wenn wir es merken, ist es zu spät.“
Sinn macht ein solcher Satz nur, wenn die Betroffenen selbst Politik machen und nicht an den Übervater Politik glauben. Aber so ist es mit den Religionen, ihnen ist das Göttliche gemein, selbst wenn ein Gott Politik genannt wird. Es ist der religiöse Glaube, welcher den Menschen ein Bein stellt und denken wir daran, Glaube heißt Vertrauen, dass ist immer so, nur religiöser Glaube heißt blindes Vertrauen! Und so gelingt es immer wieder gläubige Menschen gegeneinander auszuspielen, was oft so einfach ist, denn die Religion macht den Unterschied, wo die gesellschaftlichen Verhältnisse die Menschen gleich machen!
Es macht wenig Sinn sich auf einen Glaubenskrieg einzulassen, wo die Brüche in der Gesellschaft ganz andere sind. Sicher wird im Beitrag zu Recht angesprochen, dass mit dieser Auseinandersetzung, der Verunglimpfung Andersgläubiger, von den eigentlichen Problemen der Gesellschaft abgelenkt werden soll. Benannt werden wiederum nur Symptome und Wirkungen. Es ist richtig, dass kritisiert wird, dass auf der Suche nach einem schwarzen Peter, vom eigentlichen Abgelenkt , in dem einfach einer benannt wird. Allein die Selbstverteidigung des Benannten wird aber wenig nutzen, wenn nicht die eigentlichen Hintergründe für die Suche benannt werden.
Aber was geschieht, die einen sagen, um Abzulenken: die sind schuld und da eine Schuld nicht nachgewiesen werden kann, wird spekuliert, warum DIE schuld sein könnten. DIE anderen wiederum sagen, wir sind nicht schuld, weil die Spekulationen keine Substanz haben. Und die an die ersten glaubenden, in illusionärer Hoffnung, glauben den zweiten nicht, obwohl diese ihnen näher stehen, als erste und sie doch soviel gemein haben, nur nicht den Glauben! Die Spaltung ist perfekt, Glaube instrumentalisiert, Schuldige benannt und Opfer wird gegen Opfer gehetzt, um sich als Täter missbrauchen zu lassen. Der Fetisch zieht den religiösen Glauben, in seiner Illusion, die Hoffnung nährt, Erlösung zu erlangen, um dann doch in Knechtschaft zu verharren.
Nur warum wird ein Schuldiger gebraucht? Um anzulenken, ein Ventil dem Zorn zu geben, richtig, aber von was soll abgelenkt werden?
Und mal ehrlich, manch Eingeborener hier ist wesentlich unwilliger sich zu integrieren, als die meisten Migranten. Das spielt aber keine Rolle, da er Heimvorteil genießt und man diesen ja schlecht mit einer Heimreise drohen kann.
Aber was bedeutet schon Integration, wenn nicht Anpassung? Und kann es eigentlich Menschen verwert werden, sich nicht anzupassen? Ja, was bedeutet Anpassung unter diesem Staat, in diesem System, unter den gegenwärtigen, gesellschaftlichen Verhältnissen? Doch nur die Unterordnung unter fremdes Interesse! In diesem Zusammenhang wäre es eigentlich wünschenswert, dass sich viel weniger angepasst wird!
Letztlich gelingt Anpassung auch nur, mit einer gehörigen Portion Selbstverleumdung, und wer möchte solches schon von anderen Menschen verlangen, wenn nicht im höchsten Maß angepasste Menschen, welche Selbstverleumdung für sich als selbstverständlich ansehen. Und als Ostdeutscher weiß ich wovon ich schreibe.
Das Problem mit der Religion ist, dass sie eine Krücke ist, welche dem Menschen vorgeblich beim Laufen helfen soll, aber eigentlich nur vom selbstständigen Gehen abhält!
Solidarischen Gruß
Nun mein Kommentar Reaktion erfahren, welche ich zum Anlas nahm, einen zweiten Kommentar zu schreiben und zu hinterlassen. Die Reaktion kann obigen Link folgend nach gelesen werden:
Hallo Sepp,
was die Bündnispolitik angeht, so liegen wir sicher nicht weit auseinander, da ist es durchaus wichtig einendes in den Mittelpunkt zu stellen, aber auch trennendes nicht zu vergessen. Das gilt besonders für Diskussionen, in welchen es schon darauf ankommt, die eigenen Beweggründe mit herauszuarbeiten.
Als doch regelmäßiger Leser meiner Seite, gehe ich davon aus, dass Du meine Meinung zu Faschismus, Nationalismus etc. kennst und auch zum Sarazenen hatte ich mich geäußert. Doch wie konsequent ist eine Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, ja wie konsequent kann diese überhaupt sein, wenn die eigentlichen Wurzeln der Missstände nicht aufgedeckt werden, ja sich selbst auf das Niveau der Angreifer begeben wird? Wen wir für Migranten Partei ergreifen, dann sollten wir auch sagen, warum wir es tun! Ich für meinen Teil ergreife nicht Partei weil diese Menschen einen anderen Glauben praktizieren, sondern weil es Menschen sind, welche dieselben Rechte und Pflichten in dieser Gesellschaft haben, aber auch den selben Repressionen ausgesetzt sind, wie ich auch, weil ich mit Ihnen mehr gemeinsam habe, als mit den Sarazins, oder eines jeden anderen Apologeten des Kapitals.
Nun wird Religion als Krücke benutzt und das von beiden Seiten, so wird der religiöse Glaube angegriffen, dessen Träger der Mensch ist, nur um den Menschen zu treffen und im Gegenzug wird der Glaube verteidigt und nicht der Mensch. Dabei sind gerade auch diese Auseinandersetzungen ein gutes Zeichen dafür, wie es um Glaubensfreiheit in diesem Land bestellt ist und wie gut sich Religion für politische Ziele missbrauchen lässt! Letztendlich sollte es uns in erster Linie aber um die Menschen gehen und nicht um Religion. Das bedeutet nichts anderes, als das man sich für die Interessen andersgläubiger einsetzt, nicht um ihre Religion zu verteidigen, sondern den Menschen selbst und ihr Recht auf freie Ausübung der Religion! Und dieses werde ich nicht anders tun, als von meinem weltanschaulich, materialistischen Standpunkt aus!
(Die Verteidiger von Religion, verteidigen diese als über den Dingen stehend, aus der Position der Schöpfung heraus, als weltanschaulicher Materialist kann man Religion maximal als Schöpfung des Menschen, als eine historische und somit auch vergängliche Form des gesellschaftlichen Bewusstseins, welche bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen, Produktionsverhältnissen, somit einen entsprechenden Entwicklungsstand der Produktivkräfte, entspringt und entspricht, verteidigen!)
Selbes trifft auch für die verschiedensten Formen der Kapitalismuskritik zu! Und einmal davon abgesehen, dass Kritik gelegentlich sogar modern ist und selbst Kapitalisten Kapitalismus kritisieren, ist immer auch der Beweggrund der Kritik und aus welcher historischen Position heraus sie entstanden ist, wichtig. Dabei sei angemerkt, dass auch die christlichen Kirchen dem Kapitalismus oft kritisch gegenüberstehen und die katholische Kirche lange brauchte um ihren Frieden mit dem Kapital zu machen. Was übrigens gesellschaftsentwicklungsbedingte Ursachen hat. Ich möchte in diesem Zusammenhang nur daran erinnern, welcher Gesellschaftsformation die gegenwärtigen Religionen entsprechen? Somit kann durchaus festgestellt werden, dass religiöse Kapitalismuskritik in der Regel eine zurück gewandte Kritik ist, ehr reaktionär, als revolutionär! Die Ausnahme bestätigt in diesem Zusammenhang durchaus die Regel.
(Übrigens Sepp, ich gehe einmal davon aus, dass Du den Gegenstand der Betrachtung der jungen Frau gelesen hast, und welche Quellen begrüßter Autor ins besagte Forum geleitet haben.)
Zu Deinen zweiten Punkt und wie schon gesagt, es ist immer auch eine Frage, welche Beweggründe zur Kritik veranlassen, und antikapitalistische Positionen hervorrufen. Um aber die Herleitung dieses Antikapitalismus aus der Religion richtig einzuordnen, ist es wichtig sich den Wurzel der Religion selbst zuzuwenden und vor allen den gesellschaftlichen Verhältnissen, welchen diese entspringt. Der Kapitalismus an sich, kennt nur eine Religion, kennt nur einen Gott und das ist der schnöde Mammon! Alle anderen und heute durchaus noch zu gebrauchenden Religionen, entstammen vorkapitalistischen Verhältnissen. Wo die frühbürgerliche Revolution in Deutschland noch einer Religion bedurfte, konnte die große französische Revolution gänzlich auf diese verzichten. Zu fragen bleibt, warum Napoleon letztlich Religion wieder einführte. Und so frage ich Dich, warum können die Muslime wohl aus ihrer Religion ihren Antikapitalismus ableiten? Ich würde einmal davon ausgehen, dass Deine Kapitalismuskritik fundamentaler Natur ist, aber letztlich in eine andere Richtung zeigt, als die der Muslime, allein schon ihres Ursprungs, ihrer historischen Bedingtheit wegen. Wobei, in diesem Punkt unterscheiden wir uns sogar, da meine Kritik noch etwas anders motiviert ist, wiederum „nur“ aufgrund unterschiedlicher historischer Erfahrungen.
Da Du nun in Punkt zwei wieder trennendes und gemeinsames ins Spiel bringst, so sollte es nicht unbedingt der Feind sein, welcher uns eint, sondern die gemeinsamen Interessen, unabhängig religiöser Verklärtheit. Nicht weil Muslime Kritik am Kapitalismus üben, sind sie unsere Verbündeten, sonder weil die meisten Muslime mit denselben, gesellschaftlichen Problemen konfrontiert sind wie wir. Begeben wir uns auf die religiöse Ebene, verteidigen Muslime in erster Linie, weil sie wegen ihrer Religion angegriffen werden, tragen wir genauso zur Verschleierung der eigentlichen gesellschaftlichen Probleme bei, wie die Sarazins. Wenn wir aber die eigentlichen Ursachen aufdecken, wenn wir veranschaulichen, dass nicht die Menschen Produkt irgendeiner Religion sind, sondern Religion gesellschaftliches Bewusstsein, mit Weltanschauungscharakter ist, und dem menschlichen Sein entspringt, gelingt es uns die eigentlichen Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen zu veranschaulichen, so können wir erfolgreich den Angriffen der Sarazins begegnen.
Was vereint Menschen, es sind ihre objektiven Interessen, welche sowohl Natur bedingt, wie auch gesellschaftliche geprägt sind, also den gesellschaftlichen Verhältnissen geschuldet. Warum wird wohl Religion, der religiöse Glaube von Menschen in den Mittelpunkt so mancher Betrachtung gestellt? Weil sich über verschiedene Religion subjektive Unterschiede manifestieren lassen, um die eigentlichen objektiven Unterschiede zu verbergen, und somit Gemeinsamkeiten.
Natürlich sollten wir die Rolle von Religion nicht unterschätzen, eher ist es an uns diese aufzudecken! Und sicher gibt und gab es auch religiös motivierte Vorstellungen von einer sozialistischen Gesellschaft, einer Gesellschaft, welche den Interessen der Mehrheit genügt und nicht nur denen einer Minderheit. Das ist auch nicht neu, gedacht sei in diesem Zusammenhang auch an eine solche Persönlichkeit der Geschichte wie Thomas Münzer, welcher letztlich für seine Überzeugungen sterben musste.
Solidarischen Gruß
Thomas
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