Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Mittwoch, 27. Mai 2020

Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich, …


Auf der Facebookseite der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, ein landeseigenes Propagandainstitut, fand ich einen Beitrag verlinkt, welcher sich mit der Kritik eines Landesbischofs an einen “DDR Vergleich zu Religionsfreiheit”, im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Viruskrise beschäftigt, welcher nach Aussagen des Landesbischofs daneben sei.
Nun ist mir ein solcher Vergleich noch nicht zu Ohren gekommen, allerdings durchaus verständlich, wird doch heutzutage gern verglichen, ob es passt oder nicht, ein Vergleich lohnt sich immer, unterstellt er doch zumindest einen Schimmer Alternative, zu hinterfragen bleibt allerdings der Sinn und festzustellen, wer, in welchem Zusammenhang und in wessen Interesse einen solchen Vergleich angestellt. Das Thema Religionsfreiheit ist sicher interessant, allerdings in Verbindung mit der gegenwärtigen Viruskrise, welche taugt die aktuelle Wirtschaftskrise zu verschleiern und dazu noch eine Krise der herrschenden Politik in diesem Land offenbart, zumindest fragwürdig.
Über die Rolle und Bedeutung der Kirchen im Staat, einst und heute und überhaupt, auch im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Krisen, nachzudenken macht Sinn. Insbesondere weil auch innerhalb der Religionsgemeinschaften die Standpunkte zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation sehr verschieden sind.
Und so schrieb ich zum Beitrag folgenden Kommentar, wobei der Text zwischen den Sternchen* im Kommentar nicht veröffentlicht:
Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich, aber Vergleiche hinken immer! Kirche in der DDR war sicher etwas anderes, als Kirche in der BRD, zumindest in ihrem Verhältnis zum Staat, auch wenn die Konfessionen gleich. In der DDR gab es zum Beispiel eine strikte Trennung von Staat und Kirche, damit war die Kirche auch unabhängig vom Staat, in der BRD gilt solches zwar formal, praktisch allerdings gibt es eine konsequente Trennung von Staat und Kirche nicht, erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Zahlung von über 500 Millionen Euro jährlich an die Kirchen durch den Staat, aber auch an Religionsunterricht an den Schulen, und ihre Überbetonung im gesellschaftlichen Sein, insbesondere in den neuen Bundesländern. Und wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing!
Verglichen kann vieles werden, auch Äpfel mit Birnen, besonders gern wenn Apfel- und Birnbaum nebeneinander stehen und nicht geschaut wird, von welchem Baum die Frucht gefallen. Aber im Zusammenhang mit der gegenwärtigen, einem Virus zugeschriebenen Krise?
Nun ja, ein Vergleich lohnt sich immer, im Zusammenhang mit genannter Krise wäre es allerdings besser die Vorbereitungen auf eine solche zu betrachten und da kann gesagt werden, dass die DDR durchaus einen Plan hatte, im Gegensatz zur BRD, damals wie heute!*
*In der DDR waren die Kirchen frei vom Staat und Religion konnte frei ausgeübt werden, was auch praktiziert, die bestehenden Möglichkeiten nutzen, gelegentlich auch gegen das Interesse des Staates. Überhaupt waren die Beziehungen zwischen Staat und Kirche sehr wechselhaft und alles andere als einfach, es war eine Entwicklung, welche mit Gründung der DDR begann und höhen und tiefen durchlebte. Und wenn der evangelische Landesbischof Mitteldeutschlands feststellt, dass die Religionsfreiheit in der DDR bedroht war, dann sollte er dieses beweisen. Ganz im Gegenteil, die Gläubigen in der DDR waren in ihrer Religionsausübung freier, als in finanzieller Abhängigkeit vom Staat. Das immer mehr Menschen vom alten, religiösen Glauben abgefallen sind, ein Trend welcher lange noch nicht abgeschlossen und auch in den alten Bundesländern zu beobachten ist, hat verschiedene Ursachen, eine ist, dass die Ursachen für die klassischen Religionen mit qualifizierter, breiter Allgemeinbildung und sich verändernder Lebenssituation mehr und mehr schwinden. Die Religionen in der DDR hatten ihre Notwendigkeit weitestgehend eingebüßt, Glaube wurde durch Wissen ersetzt und illusionäre Hoffnungen wachsendem Erkenntnisstand entsprechend eine Absage erteilt. Auch wurde manche Hoffnung der Kirchen, welche diese mit dem Untergang der DDR verbanden, nicht erfüllt. Ihre Herde ist nicht wieder angewachsen und die Kirchen leerten sich nach der deutschen Einheit wieder und weiter.
Übrigens was im Vorfeld und während der Wende in Kirchen stattfand, stattfinden konnte, ist auch Ausdruck für die Freiheit der Kirchen in der DDR. Und einmal ehrlich, wenn heute Lockerungen von durchaus umstrittenen Maßnahmen beschlossen werden, warum sollten die Kirchen davon ausgenommen werden? In diesem Zusammenhang wäre es eigentlich wichtiger auf Vorbereitungen in der DDR im Zusammenhang mit Seuchenbekämpfung zu verweisen, die hat es gegeben, gut durchorganisiert und auch trainiert.* 
*Ja wann war die Religionsfreiheit in der DDR gefährdet und warum? Gefahren können immer orakelt werden, die Praxis allerdings zeigt die Wirklichkeit, steht für sich, Religionen konnten in der DDR weitestgehend frei ausgeübt werden, Trennung von Staat und Kirche waren realisiert. Vielleicht sollte der Bischof einmal über Freiheit nachdenken und was sie ist, aber auch was oft unter ihr verstanden wird und sich daraus ergebende Widersprüche berücksichtigen. Letztlich sind seine Ansichten durchaus verständlich, in der DDR wurden Religionsgemeinschaften immerhin vom Staat nicht gefördert, aber toleriert, was übrigens auch etwas mit Freiheit zu tun hat. Und verständlich der Griff in die Kiste des Irrationalismus, ist er doch Bestandteil einer jeden Religion und wird gegenwärtig im allgemeinen nicht nur in der Politik breit angewendet, insbesonderen in der gegenwärtigen Situation, in welcher eine wissenschaftliche Auseinandersetzung bewusst vermieden wird und entweder oder popularisiert, polarisiert werden. Vielleicht würde ein Vergleich Kirche in der DDR und Kirche in der BRD nicht die gewünschten Ergebnisse hervorbringen. In jedem Fall ist Kirche nicht gleich Kirche und innerhalb der Kirchen sind die Gläubigen auch nicht unbedingt eine homogene Masse und so werden die ergriffenen Maßnahmen durchaus kritisch hinterfragt und nicht jeder Amtsträger in der Kirche begrüßt diese, nicht nur im Zusammenhang mit Religionsausübung, sondern stellt diese begründet in Frage.

Ursprung: klick

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