Auf
der Facebookseite
der
Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, ein
landeseigenes Propagandainstitut, fand ich einen Beitrag
verlinkt,
welcher sich mit der Kritik eines Landesbischofs an einen “DDR
Vergleich zu Religionsfreiheit”, im Zusammenhang mit der
gegenwärtigen Viruskrise beschäftigt, welcher nach Aussagen des
Landesbischofs daneben sei.
Nun ist mir ein
solcher Vergleich noch nicht zu Ohren gekommen, allerdings durchaus
verständlich, wird doch heutzutage gern verglichen, ob es passt oder
nicht, ein Vergleich lohnt sich immer, unterstellt er doch zumindest
einen Schimmer Alternative, zu hinterfragen bleibt allerdings der
Sinn und festzustellen, wer, in welchem Zusammenhang und in wessen
Interesse einen solchen Vergleich angestellt. Das Thema
Religionsfreiheit ist sicher interessant, allerdings in Verbindung
mit der gegenwärtigen Viruskrise, welche taugt die aktuelle
Wirtschaftskrise zu verschleiern und dazu noch eine Krise der
herrschenden Politik in diesem Land offenbart, zumindest fragwürdig.
Über die Rolle und
Bedeutung der Kirchen im Staat, einst und heute und überhaupt, auch
im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Krisen, nachzudenken macht
Sinn. Insbesondere weil auch innerhalb der Religionsgemeinschaften
die Standpunkte zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation sehr
verschieden sind.
Und so schrieb ich zum Beitrag folgenden Kommentar, wobei der Text
zwischen den Sternchen* im Kommentar nicht veröffentlicht:
Nicht alles was hinkt ist ein
Vergleich, aber Vergleiche hinken immer! Kirche in der DDR war sicher
etwas anderes, als Kirche in der BRD, zumindest in ihrem Verhältnis
zum Staat, auch wenn die Konfessionen gleich. In der DDR gab es zum
Beispiel eine strikte Trennung von Staat und Kirche, damit war die
Kirche auch unabhängig vom Staat, in der BRD gilt solches zwar
formal, praktisch allerdings gibt es eine konsequente Trennung von
Staat und Kirche nicht, erinnert sei in diesem Zusammenhang an die
Zahlung von über 500 Millionen Euro jährlich an die Kirchen durch
den Staat, aber auch an Religionsunterricht an den Schulen, und ihre
Überbetonung im gesellschaftlichen Sein, insbesondere in den neuen
Bundesländern. Und wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing!
Verglichen
kann vieles werden, auch Äpfel mit Birnen, besonders gern wenn
Apfel- und Birnbaum nebeneinander stehen und nicht geschaut wird, von
welchem Baum die Frucht gefallen. Aber im Zusammenhang mit der
gegenwärtigen, einem Virus zugeschriebenen Krise?
Nun ja, ein
Vergleich lohnt sich immer, im Zusammenhang mit genannter Krise wäre
es allerdings besser die Vorbereitungen auf eine solche zu betrachten
und da kann gesagt werden, dass die DDR durchaus einen Plan
hatte, im Gegensatz zur BRD,
damals wie heute!*
*In der DDR waren
die Kirchen frei vom Staat und Religion konnte frei ausgeübt werden,
was auch praktiziert, die bestehenden Möglichkeiten nutzen,
gelegentlich auch gegen das Interesse des Staates. Überhaupt waren
die Beziehungen zwischen Staat und Kirche sehr wechselhaft und alles
andere als einfach, es war eine Entwicklung, welche mit Gründung der
DDR begann und höhen und tiefen durchlebte. Und wenn der
evangelische Landesbischof Mitteldeutschlands feststellt, dass die
Religionsfreiheit in der DDR bedroht war, dann sollte er dieses
beweisen. Ganz im Gegenteil, die Gläubigen in der DDR waren in ihrer
Religionsausübung freier, als in finanzieller Abhängigkeit vom
Staat. Das immer mehr Menschen vom alten, religiösen Glauben
abgefallen sind, ein Trend welcher lange noch nicht abgeschlossen und
auch in den alten Bundesländern zu beobachten ist, hat verschiedene
Ursachen, eine ist, dass die Ursachen für die klassischen Religionen
mit qualifizierter, breiter Allgemeinbildung und sich verändernder
Lebenssituation mehr und mehr schwinden. Die Religionen in der DDR
hatten ihre Notwendigkeit weitestgehend eingebüßt, Glaube wurde
durch Wissen ersetzt und illusionäre Hoffnungen wachsendem
Erkenntnisstand entsprechend eine Absage erteilt. Auch wurde manche
Hoffnung der Kirchen, welche diese mit dem Untergang der DDR
verbanden, nicht erfüllt. Ihre Herde ist nicht wieder angewachsen
und die Kirchen leerten sich nach der deutschen Einheit wieder und
weiter.
Übrigens was
im Vorfeld und während der Wende in Kirchen stattfand, stattfinden
konnte, ist auch Ausdruck für die Freiheit der Kirchen in der DDR.
Und einmal ehrlich, wenn heute Lockerungen von durchaus umstrittenen
Maßnahmen beschlossen werden, warum sollten die Kirchen davon
ausgenommen werden? In diesem Zusammenhang wäre es eigentlich
wichtiger auf Vorbereitungen in der DDR im Zusammenhang mit
Seuchenbekämpfung zu verweisen, die hat es gegeben, gut
durchorganisiert und auch trainiert.*
*Ja wann war die
Religionsfreiheit in der DDR gefährdet und warum? Gefahren können
immer orakelt werden, die Praxis allerdings zeigt die Wirklichkeit,
steht für sich, Religionen konnten in der DDR weitestgehend frei
ausgeübt werden, Trennung von Staat und Kirche waren realisiert.
Vielleicht sollte der Bischof einmal über Freiheit nachdenken und
was sie ist, aber auch was oft unter ihr verstanden wird und sich
daraus ergebende Widersprüche berücksichtigen. Letztlich sind seine
Ansichten durchaus verständlich, in der DDR wurden
Religionsgemeinschaften immerhin vom Staat nicht gefördert, aber
toleriert, was übrigens auch etwas mit Freiheit zu tun hat. Und
verständlich der Griff in die Kiste des Irrationalismus, ist er doch
Bestandteil einer jeden Religion und wird gegenwärtig im allgemeinen
nicht nur in der Politik breit angewendet, insbesonderen in der
gegenwärtigen Situation, in welcher eine wissenschaftliche
Auseinandersetzung bewusst vermieden wird und entweder oder
popularisiert, polarisiert werden. Vielleicht würde ein Vergleich
Kirche in der DDR und Kirche in der BRD nicht die gewünschten
Ergebnisse hervorbringen. In jedem Fall ist Kirche nicht gleich
Kirche und innerhalb der Kirchen sind die Gläubigen auch nicht
unbedingt eine homogene Masse und so werden die ergriffenen Maßnahmen
durchaus kritisch hinterfragt und nicht jeder Amtsträger in der
Kirche begrüßt diese, nicht nur im Zusammenhang mit
Religionsausübung, sondern stellt diese begründet in Frage.
Ursprung: klick
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