Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Freitag, 9. Oktober 2020

Welch Ironie in der Pandemie, …

MZ (07.10.2020), Quedlinburger Harz-Bote, Seite 7, “Wir sind entsetzt”, worüber, ach ja, dass ein Gutachten erstellt, welches die Schließung der Lungenklinik in Ballenstedt empfiehlt. Nicht nur, aber es ist ein Bestandteil, neben der Zusammenlegung bestimmter Fachbereiche in den Krankenhäusern, so das es keine Doppelungen von Abteilungen gibt und die Frauen zum Beispiel nun endlich von Quedlinburg nach Wernigerode zur Entbindung fahren dürfen. Das Entsetzen ist groß, so das sogar Äpfel mit Birnen verglichen werden und der Glaube bemüht. Einen Kommentar gibt es zum Beitrag, welcher die Wirtschaftlichkeit in den Mittelpunkt stellt und um Wirtschaft geht es, nicht um die Menschen und ihre Gesundheit, sondern um die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens und der Wirtschaftlichkeit ist alles unterzuordnen. Oder etwa nicht?

So rollt die Privatisierungswelle im Gesundheitswesen weiter, die Ursachen für die miesere Lage manch Krankenhauses werden negiert, auch das dahinter politischer Wille steht, spielt anscheint keine Rolle, es muss reagiert werden und die Reaktionen werden gelenkt, auf die Schaffung von Strukturen, welche sich optimal privatisieren lassen, es wird der Boden für die möglichen Investoren bereitet und die können sich auf die Filetstücke freuen.

In der gegenwärtigen Krise, welche allerdings nicht durch ein Virus verursacht, sondern wirtschaftlicher Natur, wurden schon mal dank eines Virus die Folgen der Krise zu Gunsten großer Konzerne umverteilt, erinnert sei an die verschiedensten Finanzhilfen zum Beispiel für die Lufthansa, TUI etc., das „kleine“ Unternehmen auch etwas bekamen, damit sie ihre Kosten weiter abdecken konnten, war anfänglich sicher löblich, nutzte allerdings in erster Linie nur dritten. 

Im Zusammenhang mit einem Virus wurde der Ausnahmezustand verhängt, welcher zum großen Teil heute noch in Kraft und die Krankenhäuser sollten sich auf den Ansturm der am Virus erkrankten einstellen und Kapazitäten frei geben. So wurden alle nicht unbedingt notwendige Operationen verschoben und Behandlungen eingestellt, nicht wenige Menschen mieden Krankenhäuser und nahmen sogar von Arztbesuchen abstand, aus Angst sich dort mit dem Virus zu infizieren. Nicht selten führten die ergriffenen Maßnahmen dazu, dass Krankenhäuser Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken mussten, da diese nichts zu tun hatten. Der große Ansturm blieb aus, die Opferzahlen gingen zurück und das obwohl immer mehr getestet wurde. Mangels Toter und Erkrankter wurde begonnen die Infizierten zu zählen und zu propagieren. Nur nicht von den Maßnahmen zurückweichen, der Glaube an die Gefährlichkeit eines Virus musste so nach und nach das wachsende Wissen über dieses Virus ersetzen, einzelne Fälle wurden herausgehoben und regelrecht zelebriert. So die Notlage vom Bundestag beschlossen und in Gesetz gegossen, wurde das Gesundheitssystem bemüht und festgestellt, dass es hierzulande “noch” gut funktioniert, im Gegensatz zu anderen Ländern, wo der Umbau des Gesundheitssystems nach neoliberalem Muster lang schon Geschichte ist.

Nun allerdings wird festgestellt, die Kapazitäten reichen, sind gar zu umfassend, immerhin sind die Krankenhäuser nicht von Virus-geschädigten überrollt worden, vielleicht wird es sich mittel- oder langfristig mit Pandemie-Geschädigten anders verhalten, die gesundheitlichen Folgen der Maßnahmen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer abzuschätzen. Das spielt allerdings keine Rolle und so werden die Pandemie begründeten Maßnahmen aufrechterhalten, allerdings die Diskussion zum weiteren Umbau des Gesundheitswesen wurde ebenfalls wieder aufgenommen. Dass das keinen Bogen um den Harzkreis macht ist sicher gut vorstellbar und so soll nun die Kliniklandschaft weiter umgebaut werden, nach wirtschaftlichen Kriterien effizienter gestaltet.

So wird z. B. zu Zeiten eines Virus, welcher eine Lungenkrankheit hervorruft und auch andere Funktionen des Körpers nicht unerheblich beeinflussen soll, auf Grund eines Gutachtens vorgeschlagen ein Spezialkrankenhaus, die Lungenklinik in Ballenstedt, zu schließen! Welch Ironie in der Pandemie, es steht angeblich das Wasser bis zum Hals, der neoliberale Sumpf ist allerdings tiefer und nur die Wenigsten scheinen mitzubekommen, dass die Wellen lange schon über den Köpfen der Menschen zusammenschlagen.

Die Pandemie als sozialer Brandbeschleuniger diverser Umverteilungen in der Gesellschaft, vor allen des gesellschaftlichen Reichtums, insbesondere Unternehmen, welche der Daseinsvorsorge dienlich. Ein Virus also, welches von der Politik als Katalysator für den Umbau der Gesellschaft eingesetzt wird.

Die MZ berichtet und teilt den entsprechenden Beitrag, mit etwas anderer Überschrift als in der Druckausgabe, auf ihrer Facebook-Seite, wo ich wie folgt kommentierte:

Konzentration und Zentralisation des Kapitals, das es so etwas gibt, haben zumindest diejenigen einmal in der Schule erfahren, welche diese noch in der DDR besuchen durften. Und um etwas anderes handelt es sich nicht, da helfen Krokodilstränen des Bürgermeisters genauso wenig wie der Glaube an die Notwendigkeit regionaler Versorgung in bestimmten medizinischen Bereichen. Die Krokodilstränen sollte man sich sparen, sie haben nichts mit trauer zu tun und gelegentlich kann der Glaube durch Wissen ersetzt werden, welches sogar zu belegen. Verkündet wird vieles, so auch, dass es streben ist, das Klinikum in kommunalen Besitz zu halten. Das Gutachten allerdings zielt auf etwas anderes, weniger ist es die gern betonte Spezialisierung und Konzentration fachlicher Kompetenz im Interesse der Patienten, sondern so werden von langer Hand Privatisierungen vorbereitet und darum geht es heute im Gesundheitssystem. Nicht die medizinische Versorgung zum Wohle der Menschen steht im Vordergrund, sondern deren effiziente Gestaltung. So wird der Mensch zum Mittel zum Zweck eines vorgeblich immer effizienteren Gesundheitswesens.

Der Irrationalismus offenbart sich letztlich auch darin, dass eine Pandemie verkündet und orakelt, dass es noch viel schlimmer kommen wird, aber im Gegenzug medizinische Kompetenzen und Infrastruktur abgebaut werden. Und wenn dann noch auf die Tränendrüse gedrückt wird und festgestellt, dass es nicht ausreichend Fachpersonal geben würde, oder könnte, wie auch immer das Gejammer, wird die Begründung für den Abbau von Arbeitsplätzen gleich mit geliefert. Nur woran liegt es, dass die Fachkräfte knapp? Nun ja, Bildungssystem, Gesundheitssystem, alles wird geschleift, hat den Erfordernissen der Kapitalverwertung zu dienen, nicht dem Menschen. Kinder lernen heute oft in der Schule weniger lesen, schreiben, rechnen, sondern wie Kreuzchen und Häkchen gemacht werden.

Quelle: klick

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