Am 01.08.2012 fand
sich ein Leserbrief in der MZ welcher sich mit dem
Privatisierungsvorhaben Kurzentrum Bad Suderode beschäftigt. Auf Grund
dieses Leserbriefs schrieb ich folgenden Leserbrief an die MZ und
sendete ihn per E-Mail ab. Nun bin ich gespannt, ob er Veröffentlichung
finden wird. Hier der Gegenstand und mein Leerbrief:
Zum Leserbrief von Thomas Poost in der MZ vom 01.08.2012 Seite 14
Zum geplanten Verkauf des Kurzentrums Bad Suderode
Der letzte Satz ist treffend, ohne „sollte“, „ist das ganze Gerede von Freiheit und Demokratie keinen Pfifferling wert!“
Worte werden viel gewechselt, allein Taten sprechen für sich! Und so
ist der Rat der Stadt Quedlinburg, jedenfalls eine Mehrzahl seiner
Mitglieder, dem naiven Glauben von der alternativlosen
Alternativlosigkeit gefolgt. Dabei müsste eigentlich jedem klar sein,
dass Alternativlosigkeit immer bemüht wird, um politisch etwas
durchzusetzen, was für die Bevölkerung im allgemeinen nicht gut ist! Zum
anderen soll Alternativlosigkeit implizieren, das es keinen Sinn macht
nach anderen Alternativen zu suchen. Einseitige Betrachtungsweise wird
gleich mitgeliefert und dem naiven Volksglauben an die Allmacht des
Geldes untergejubelt. Das im Falle des Kurzentrums gerade auch davon
Gebrauch gemacht wird, die Schuldenglocke zu läuten, ohne die Ursachen
zu benennen, ist genauso typisch für solche Fälle, wie das Wecken der
Illusion, das sich mit einen Verkauf das Schuldenproblem lösen würde.
Nicht zu verstehen das Herr Poost vermeint Investitionen am Schlossberg
ins Spiel bringen zu müssen. Äpfel mit Birnen zu vergleichen ist wenig
Hilfreich, genau sowenig wie die dahinterstehende Illusion, diese Mittel
könnten in Richtung Kurzentrum umgeleitet werden. Zurecht hingegen wird
die Bedingungslosigkeit des Verkaufs kritisiert, über deren Folgen die
zustimmenden Ratsherren nicht nachgedacht haben. Aber auch diese Kritik
greift zu kurz, denn das Vorhaben ist ganz abzulehnen! Denn wie sich das
Kurzentrum auch immer darstellt und vor allen wie es dargestellt wird,
gesamtwirtschaftlich betrachtet ist das Ergebnis seines Bestehens alles
andere als Verlustträchtig. Unterm Strich erfüllt es seinen Zweck, denn
wurde es nicht gebaut um die Wirtschaft vor Ort anzukurbeln? Letztlich
wurde damals doch nur aus diesem Grund auf den Bau eigener
Übernachtungsmöglichkeiten verzichtet! Dieser Verzicht hatte
entsprechende Investitionen zur Folge, welche mit einen Verkauf übrigens
genauso in Frage gestellt werden, wie es im Falle einer Schließung ist.
Dabei ist nicht einmal Sicher ob der Verkauf keine Schließung zur Folge
hat, da er immerhin bedingungslos erfolgen soll, was im Extremfall
nichts anderes bedeutet, dass der Investor das nimmt, was er
gewinnträchtig ohne viel Aufwand verwerten kann, zum Beispiel die
Quelle. Immerhin geht es Investoren darum von der Investition zu
profitieren, also keine Verluste zu machen, was gerade auch an der
Therme in Thale zu sehen ist, wo die Hälfte der Investition vom Land
getragen wurde und sich die Kommune verpflichtet dreißig Jahre lang
jedes Jahr den Betrieb der Terme mit fast einer halben Millionen Euro zu
bezuschussen. Übrigens hatte der jetzige Ministerpräsident des Landes
Sachsen-Anhalt in der Diskussion um diese Terme schon zugesagt, dass das
Land eine Privatisierung des Kurzentrums unterstützen würde. Vielleicht
auch mit der Hälfte der vom Projektentwickler veranschlagten
Investitionssumme und wenn sich die Stadt dann noch verpflichtet einen
jährlichen Zuschuss zu zahlen, … wer würde unter diesen Bedingungen
nicht investieren? Aber wie schon geschrieben, das Kurzentrum ist
gesamtwirtschaftlich betrachtet ein Erfolgsmodel für regionale
Wirtschaftsförderung, allein die Stadt Quedlinburg kann sich eine solche
Förderung allerdings nicht leisten, nach dem sich das Land im Vorfeld
der Gemeindegebietsreform zurückgezogen hat. In einer
gesamtwirtschaftlichen Betrachtung ist vor allen auch die Einbindung des
Kurzentrum in der Region, die Folgeinvestitionen und die daraus
resultierenden Steuereinnahmen, von denen der geringst Teil der Stadt
Quedlinburg zugute kommt, zu berücksichtigen. Und was spricht dagegen,
wenn von den so generierten Steuereinnahmen ein Teil wie in den Jahren
vor dem Rückzug des Landes an die Quelle zurückfließt? Übrigens würden
auch diese Einnahmen in Folge einer Privatisierung rückläufig sein und
das liegt in erster Linie nicht an den Abschreibungen des Investors,
sondern eher an rückläufigen Umsätzen der Übernachtungsbetriebe. Was der
Fall sein wird, wenn eigene Übernachtungsmöglichkeiten für das
Kurzentrum gebaut werden, da kaum davon auszugehen ist, dass ein
Investor für die neuerrichteten Kapazitäten die Gäste gleich mitbringt.
Traurig eigentlich, dass es nur einige Mitarbeiter des Kurzentrum vors
Rathaus geschafft hat und nicht auch ein Teil der über 700 Beschäftigten
welche in gewissem Maße vom Kurzentrum abhängig sind. Von den
Geschäftsleuten ganz zu schweigen, welche mittels Kurzentrumsbetrieb
über Jahre subventioniert wurden und werden. Wenn
Privatisierungsvorhaben wie dieses genau betrachtet werden, so geht es
hier um Subventionsverteilung, was über Jahre hinweg regionalen
Unternehmen zugute kam, soll nun einem überregionalem Investor zugute
kommen, welcher im seltensten Falle einen Bezug zu unserer Region hat.
Eine
Alternative zur alternativlosen Alternative könnte somit sein, dass das
Land Sachsen-Anhalt in seine ursprüngliche Verantwortung zurückkehrt,
die notwendigen Sanierungen am Objekt durchführt, das Kurzentrum wie
gehabt weiter betrieben und die Stadt Quedlinburg entlastet wird. Dabei
war es durchaus ein geschickter politischer Schachzug der
Landesregierung, um eine Privatisierung des Kurzentrums voranzubringen,
sich aus ihrer Verantwortung zu ziehen und der Stadt Quedlinburg den
schwarzen Peter zuzuschieben. Das eine solche Vorgehensweise verfängt
und so mancher leichtgläubige Zeitgenosse ins entsprechende Horn stößt,
ist dann doch etwas traurig, aber nicht ungewöhnlich. Dabei sollte auch
nicht vergessen werden, dass Parteien und ihre Kandidaten in Parlamente
gewählt werden, was letztlich mit Sachkompetenz wenig zu tun hat!
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