Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Donnerstag, 24. Januar 2013

Gedanken zu Aktionen und Aktionismus

An anderer Stelle wurde angemerkt, dass zwar einiges geschrieben wird, sich mit Problemen auseinandergesetzt, nur wie sieht es mit konkreten Aktionen aus, wurde gefragt. Oder bei aller Auseinandersetzung mit den verschiedensten Themen sollten diese doch auch zu Aktionen führen, konkret und praktisch! Aber einmal davon abgesehen, dass solche Auseinandersetzungen durchaus schon Aktion sind, vor allen wenn sie in der Öffentlichkeit geführt werden und sei es auch bloß die Internetöffentlichkeit, sollte einer Aktion zumindest die Beschäftigung mit dem Gegenstand voraus gehen. Ausgangspunkt einer öffentlichen Aktion sind Interessen, welche mittels dieser Aktion durchgesetzt werden sollen, sie sollten nicht dem Selbstzweck dienen, sondern immer eine konkretes und erreichbares Ziel habe. So kann ich mich zum Beispiel mit einem Problem auseinandersetzen und bestimmte Notwendigkeiten daraus ableiten, wie zum Beispiel im Falle der geplanten und beschlossenen Privatisierung des Kurzentrums in Bad Suderode, nur wenn die direkt Betroffenen die Tragweite und die Konsequenzen dieses Vorhaben nicht erkennen und verstehen, wird es auch keine entsprechend organisierte Aktion dagegen geben. Anders war es im Falle der geplanten Privatisierung der Quedlinburger Stadtwerke vor einigen Jahren, diese konnte erfolgreich verhindert werden. Es war nicht einfach, aber es haben sich Menschen gefunden, welche sich mit dem Thema auseinandersetzten und prüften was unternommen werden konnte um die Privatisierung zu verhindern. Es wurde eine Strategie entwickelt, sich organisiert und mehre Aktionen durchgeführt, dieses führt dazu, dass es zu einem Bürgerentscheid kam und der Verkauf verhindert wurde. Grundsätzlich können Aktionen nicht implantiert werden, sie müssen, um erfolgreich zu sein, von den Betroffenen selbst ausgehen. Ohne das die direkt Betroffenen sich beteiligen, ohne das diese die Notwendigkeit und das Ziel einer Aktion in ihrem Interesse erkennen, ist eine jede Aktion in dieser Richtung zum scheitern verurteilt. Was aber möglich ist, ist Aufklärend zu wirken, nicht belehrend, sondern nachvollziehend, Zusammenhänge und Konsequenzen aufzeigend und begründend, zur Erkenntnis führend. Eine Notwendigkeit muss von den Betroffenen selbst erkannt werden, sie sollten sich der Konsequenzen bewusst sein und wenn dieses der Fall ist, es zu einer entsprechenden Aktion kommt, so sind Bündnispartner eine durchaus hilfreiche und notwendige Sache. 
 
Dem Anmerkenden schrieb ich folgendes:
Aktion, Aktionen, Aktionen und so tut jeder was er kann, formieren, marschieren, protestieren, reklamieren, fordern, versammeln, Forderungen stammeln, sie hinausschreien, ihnen Nachdruck verleihen, durch Masse, durch Aktion! Präsenz zeigen, wir sind noch da, oder schon wieder, und immer noch, mit uns müsst ihr rechen, wir sind dagegen, wollen etwas bewegen, dagegen, am besten zurück, ein ganzes Stücke, in eine Zeit, da die Welt noch heil und in Ordnung war! Wir stehen vor dem Abgrund, das Kapital steuert immer schneller auf diesen zu, lasst uns bremsen, diesen Irrsinn Aufhalten, mit Aktionen uns diesem Irrsinn entgegenstellen, bündelt eure Kräfte und drängt das Kapital zurück! Gegen Hartz IV, gegen prekäre Beschäftigung, gegen Ausbeutung, gegen, gegen, gegen … und wofür? Für sichere Arbeitsplätze, für anständige Bezahlung, für ein ruhigeres Leben, sozial sicher und geborgen! … Hatten wir doch schon, jedenfalls einige der hier schreibenden und lesenden und da einige es hatten, konnten die anderen ebenfalls Nutzen daraus ziehen. Nur wollten es die Menschen nicht mehr, … nein so kann man es nicht sagen, sie wollten es schon, waren sich des Wertes aber nicht bewusst, strebten nach anderen Werten, hatten Arbeit, hatten Einkommen, nur konnten sie mit diesem nicht viel anfangen, zu selbstverständlich, zu normal und da gab es eine Welt, deren Reichtum uns in der Warenfülle entgegentritt, wie Marx einst schon feststellte. Diesen Reichtum galt es zu erwerben, ergänzend zu dem was da war und lange schon als selbstverständlich galt. Es wurde suggeriert, im Kampfe, welchen es angeblich nicht mehr gab, dass das Eine, ohne es genau zu benennen, sinnvoll durch das Andere, dem Reichtum an Waren, ergänzt werden könnte. Mit dieser Idee konnten Massen in Bewegung gesetzt werden, Illusionen fielen auf fruchtbaren Boden und Glaube wurde geboren, da Wissen auf Grund von Erfahrung diesen Massen verwehrt war. Praktische Erkenntnisse wurden zur Theorie, weil sie der Praxis entfremdet! So gab es Aktionen, gezielt angestoßen und initiiert, von Kräften welchen es nicht um die sinnvolle Kombination von sozialer Sicherheit und inbrünstigem Gebet in den Tempeln des Konsum gegangen ist, sonder um das dauerhafte Gebet in den Tempeln des Konsums, welches als Grundlage soziale Unsicherheit, Existenzängste und materielle, wie auch geistige Armut braucht.
Worum ist es gegangen?

Ach ja, um Aktionen! Und gibt es diese nicht, werden nicht regelmäßig immer neue Aktionen ersonnen und durchgeführt, welche sich unter Umständen im Sande verlaufen? Nur warum verlaufen viele Aktionen im Sande, werden letztlich nur durch einige wenige am Leben erhalten? Auch ist zu Fragen, welche Wirkung so manche Aktion hat, wie werden Aktionen wahrgenommen, gelegentlich erhalten sie sogar angemessene mediale Aufmerksamkeit, werden als Bewegung klassifiziert und hofiert. Dann gibt es die Eine und Andere Gegenaktion, oder es wird auf Zeit gespielt und so geht Wirkung verloren, letztlich bleibt nicht mehr als ein gesetztes Ausrufungszeichen. Aus diesen Erfahrungen gilt es zu lernen und die gewonnene Erkenntnis bei der nächsten Aktion zu berücksichtigen. Was nicht so einfach ist, in Zeiten wo der Macht der Spontanität oft mehr Aufmerksamkeit zuerkannt wird, als der Macht politischer Organisiertheit!
Nicht zu vergessen, es geht nicht nur darum gegen etwas zu kämpfen, worin sich die Aktionen der letzten Jahre weitestgehend erschöpfen, sondern für etwas! Dieses "für" gilt es zu benennen und es muss über die einzelnen kleinen Ziele hinausreichen, damit es entsprechend langfristig motivierende Wirkung entfalten kann. Eine bessere Welt ist möglich, aber nicht im Rahmen kapitalistischen Seins!

Drei Zitat:
Marx im Kapital: Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren (anfeuern).“

Friedrich Engels im Ludwig Feuerbauch u …..: „Alles, was die Menschen in Bewegung setzt, muss durch ihren Kopf hindurch; aber welche Gestalt es in diesem Kopf annimmt, hängt sehr von den Umständen ab.“

und noch einmal Marx in: „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung“: - Man muß den wirklichen Druck noch drückender machen, indem man ihm das Bewußtsein des Drucks hinzufügt, die Schmach noch schmachvoller, indem man sie publiziert.

Um das obere Bild vom Weg zum Abgrund noch einmal aufzugreifen, so finden gegenwärtige Aktionen hauptsächlich zwischen dem auf den Abgrund zurasenden Zug (Kapitalismus) und dem Abgrund statt. Wem wundert es da, dass die Menschen Angst haben, mit in den Abgrund gerissen zu werden. Eigentlich nicht gerissen, sondern vorneweg geschoben. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass der Kapitalismus nicht anders kann, als in den Abgrund zu rasen, egal wie viele Menschenopfer dem Zug noch vorgeworfen werden, sie können die Fahrt maximal verlangsamen, aber nicht aufhalten. Aus diesem Grund und damit die Menschen nicht vor dem Zug in den Abgrund geschoben werden, macht es nur Sinn sich zu bemühen hinter den Zug zu kommen, sich aber nicht an diesen anzuhängen, denn das Ergebnis wäre das selbe, sondern loszulassen und dem Zug den nötigen Impuls zu verleihen, dass er sicher in den Abgrund kommt. Nur so werden die Menschen am Abgrund stehenbleiben, dem Zug beim Sturz zusehen, umkehren und ihrer Wege gehen können.
Solidarische Grüße

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