Zum Krieg in Mali findet sich ein
interessanter Beitrag mit weiteren Verweisen auf der Seite
Kritische Massen, welchen ich gern übernehme:
Wird der neue Krieg in Mali geführt,
weil wieder einmal die Menschenrechte und die armen Zivilisten
gerettet werden müssen? Diese edlen Motive bleiben im Moment im
Hintergrund. Herr Westerwelle brabbelt etwas von "humanitärer
Hilfe" - zur Unterstützung der französischen Intervention.
Aber man muss ja den eigenen Altruismus nicht in den Mittelpunkt
stellen. Das wäre unbescheiden. Was aber sonst treibt die
französische Fremdenlegion nach Mali? - Es geht um den Bestand des
malischen Staates heisst es, um die "Sicherheit" der ganzen
Region, gegen die Ausbreitung des "islamischen
Fundamentalismus", Al Kaida, gegen den Teufel schlechthin also.
Auch edel.
Um die malischen Bodenschätze geht es
nicht, wie die Linken reflexhaft behaupten, sobald irgendwo ein neuer
Krieg angefangen wird. Das beweist die FAZ in diesem Artikel: link.
Zwar ist das ganze Land in Prospekte aufgeteilt, in denen die
verschiedenen internationalen Konzerne nach Bodenschätzen suchen.
Auch holt man jetzt schon jährlich um die 50 Tonnen Gold aus der
malischen Erde. Uran soll es auch geben. Das wäre für Frankreich
ein schönes zweites Standbein neben Niger, von wo man die saubere
Energie bis jetzt in die französischen Atomkraftwerke holt. Eine
Kleinigkeit ist da noch: Mali wickelt 25 % seines Aussenhandels mit
China ab. Was haben denn diese Chinesen in französischen
Schutzgebieten zu suchen?
Interessant sind die Verlautbarungen
von deutscher Seite. Westerwelle sagt, eine deutsche Beteiligung an
der Intervention komme nicht in Frage. Man könne allenfalls
logistisch, mit medizinischem Personal und humanitär helfen. De
Maiziere sagt, das könne man tun und ausserdem malisches Militär
ausbilden. Niebel war kürzlich in Mali. Westerwelle war im November
dort. Quattara, der derzeitige Vorsitzende der
Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten Ecowas und von
Frankreich eingesetzte Präsident der Elfenbeinküste, ist morgen,
Mittwoch, in Berlin. Frankreich bombt. Deutschland zieht an den
diplomatischen Strippen. Das Problem ist nämlich: Was haben die
Deutschen in französischen Schutzgebieten zu suchen?
Die FAZ schreibt von "Hollandes
Alleingang" ( link
). - "Innerhalb weniger Stunden hat sich Hollande vom Zauderer
in einen Kriegsherren verwandelt." Nicht einmal mit den
Volksvertretern habe er Rücksprache genommen. Lies: Nicht einmal
Berlin hat er gefragt. Dafür kommt der von Frankreich eingesetzte
Quattara - nach Berlin. Was will er da? "Deutsche
Transall-Maschinen", weiss die FAZ, für den Transport von
Ecowas-Truppen nach Mali. Die sollten erst im Herbst in Mali
stationiert werden, aber jetzt pressiert es. Die französische
Intervention nämlich, so die FAZ, "erinnert mehr an klassische
Einsätze der Kolonialmacht in ihrem afrikanischen Hinterhof als an
das von Hollande beschworene Vorgehen "im strengen Rahmen der
UN-Resolution"". Die höflich vorgetragenen Ermahnungen,
Frankreich möge sich doch nicht aufführen wie immer, wenn es um den
Claim seiner ehemaligen Kolonien geht, sondern, wie es die modernen
Zeiten erfordern, die Wilden kollektiv-imperialistisch, d.h. unter
deutscher Beteiligung, befrieden, lassen nur eine Entschuldigung zu:
Frankreich habe vielleicht müssen, weil sich andernfalls das Problem
der Rettung der malischen Regierung wegen deren Abhandenkommens von
selbst erledigt hätte.
Aber beim französischen Alleingang
bleiben darf es nicht. Das finden wohl auch die USA, die sich diskret
im Hintergrund halten, die französischen Legionäre mit
Luftaufklärung unterstützen und vorerst die Kanadier und Dänen
dazu auserkoren haben, möglicherweise ein paar Truppen zu schicken.
Hinter der USamerikanischen wie der deutschen "Zurückhaltung"
steht unausgesprochen: Die Franzosen können es ja auf die Dauer eh
nicht allein. Wenn es zu einem ernsthaften Krieg kommt, werden sie
den Rest der Demokratie-Exporteure nicht von der postkolonialen, d.
h. neokolonialen Betreuung der Region ausschliessen können, weil sie
allein dafür schon zu schwach sind. Die "Kriegherren"-Herrlichkeit
eines Hollande wird nicht anhalten. Angekrochen wird er kommen, weil
er um Hilfe bitten muss. Er wird die Beute schon teilen müssen, wenn
er sie haben will.
Um die befreundeten Feinde aus dem
eigenen Claim zu halten, müssten Hollandes Legionäre schon zu einem
sehr schnellen Erfolg kommen. Das ist nicht zu erwarten. Notfalls
kann man ganz diskret den Strom von Waffen für die Rebellen in Mali,
der aus dem libyschen Bantustan kommt, ein wenig anschwellen lassen.
Wozu haben die USA schliesslich ihre "Al Kaida".
Derweil weben die deutschen
diplomatischen Weberschiffchen emsig. Man wird sich schon hineinweben
in das neueste Zivilisierungsprojekt. Das muss. Es geht ja nicht nur
um dieses Mali, das kaum viermal so gross ist wie der doch sehr
beschränkte Raum Deutschland. Es geht um die ganze Region, ja um
einen ganzen Kontinent.
Pech für die Leute in Mali. Ein neues
Afghanistan? Vielleicht. Und wenn - bestimmt nicht das letzte. Allein
in Afrika ist Bedarf an mindestens einem halben Dutzend.
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update
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